Cascais – Lagos – 144 sm – 28 h

Es ist Donnerstag der 29. Dezember. Checken während des Frühstücks nochmal alle verfügbaren Wetterberichte. Unser Topdienst ist Windfinder. Immer sehr aktuell und der Superforecast hatte bisher eine hohe Trefferquote. Top 2 ist das Programm zyGrib, welches heruntergeladene Grib-Files darstellt und zusätzlich Seegangsdaten liefert. Auch schön sind die animierten Wind- und Wellenvorhersagen bei Windytv. Leider wird hier nicht so häufig aktualisiert. Meist ist aber die GFS-Vorhersage am aktuellsten. Alle Modelle sind sich diesmal einig. Auf unserem Weg zum „Cabo de Sao Vicente“ wird es 3-4 Bft aus Ost mit einigen Windlöchern geben, Wellenhöhe unter 2 m. Aber dann! Wenn wir das Kap passieren, bläst es uns mit 5-7 Bft auf die Nase kombiniert mit 2,5 m Windsee. Das müssen wir nicht unbedingt im Dunkeln haben. Der Plan sieht wie folgt aus. Wir legen gegen 12 Uhr ab, dann sollten wir „Cabo de Sao Vicente“ im Morgengrauen passieren. Dürfen halt nicht zu schnell sein 😉 . Vom Kap bis Lagos sind es etwa 20 sm. Auch wenn unsere Reinke kein Amwind-Wunder ist, sollte das im Hellen zu schaffen sein.

Zunächst läuft alles nach Plan. Wir laufen Punkt 12 h aus und runden „Cabo Espichel“ nach 15 Uhr. Da der Wind im Laufe der Nacht etwas rechts drehen soll, setzen wir unseren weiteren Kurs etwas östlicher ab, als es für den direkten Weg zum „Cabo de Sao Vicente“ notwendig wäre. Zunächst ist aber für 1,5 Stunden motoren angesagt. Dann geht´s wieder unter Groß und Genua 1 gemächlich weiter. Mit der einsetzenden Dunkelheit kommt der Wind zögerlich wieder und vorsichtshalber binden wir das 1. Reff ins Großsegel. Nachts muss Mr. Yanmar dann nochmal für eine Stunde ran. Wieder unter Segeln macht ein entgegenkommender Frachter keine Anstalten auszuweichen. Bei einem Abstand von 3 sm funken wir ihn an, worauf er sich dann endlich mal entschließt, ein Ausweichmanöver zu fahren. Unser AIS-Alarm verstummt für die restliche Nacht. Während der Nachtwache der Skipperin nimmt der Wind zu und wir wechseln auf die Genua 3. Danach darf sie in die Freiwache wechseln, die mit der einsetzenden Dämmerung jäh beendet wird 😉 . Wir passieren „Cabo de Sao Vicente“ und finden die Windvorhersage bestätigt. Jetzt wird’s richtig ungemütlich.

Zu allem Überfluss quittiert auch noch unser Autopilot den Dienst und steuern von Hand ist angesagt. Vergangene Nacht ist schon die elektronische Windanzeige ausgefallen. Ob das so weitergeht? Nachdem wir die ausgelöste Sicherung des Autopiloten  einschalten, nimmt er wieder bereitwillig den Dienst auf. Um ihn zu entlasten binden wir das 2. Reff ins Groß und reffen auch die Genua 3 etwas ein. In Böen hatten wir vorher über 30 Grad Lage, da kann man fast verstehen, dass der Autopilot in den Streik getreten ist 🙁 . Kurz vor dem hier verlaufenden Verkehrstrennunggebiet fahren wir eine Wende und nutzen dies gleichzeitig um die Genua 3 innerhalb unserer Seereling zu schoten. Trotzdem sieht der vom Kartenplotter aufgezeichnete Wendewinkel sehr bescheiden aus. Vielleicht haben wir ja Gegenstrom 😉 .

Gut 7 Stunden segeln wir hoch am Wind. Die letzten 5 sm legen wir dann unter Motor zurück. Der vor der Einfahrt zur Marina Lagos stehende Schwell erweist sich als unproblematisch. Um 15:40 h legen wir am Meldesteiger an und gehen ins Hafenbüro. Zu unserer großen Überraschung ist in der ganzen Marina gerade mal ein Platz für unsere Schiffsgröße frei. Glück gehabt 🙂 . Den Weg in die Marina versperrt uns eine quer über die Einfahrt verlaufende Fußgängerbrücke, die aber auf Anfrage über Funk für uns nach oben schwenkt und damit den Weg zu unserem Liegeplatz freigibt. Hier erwarten uns schon zwei Marinheiros und helfen wieder beim Anlegen. Hatten wir doch schonmal 🙂 .

Hiermit haben wir das erste Zwischenziel unserer Reise erreicht. In Lagos wollen wir erst mal bleiben und noch nicht abgeschlossene Arbeit am Boot beenden, bevor es dann im März/April weitergeht. Nach den zurückliegenden relativ bewegungsarmen Monaten, sind auch dringend Aufbauarbeiten an unserer körperlichen Fitness angesagt! Radfahren, Joggen, Kanu fahren stehen auf dem Programm und eventuell melden wir uns auch noch im Fitnessstudio an 🙂 .

Im Januar legen wir eine Berichtspause ein. Februar geht´s dann mit sporadischen Berichten zu unseren Erlebnissen und Fortschritten an dieser Stelle weiter.

Seit unserem Start am 31.10.2016 in Stavoren haben wir 1431 Seemeilen zurückgelegt, davon 870 Seemeilen unter Segeln.