La Palma/Kanaren 2569 sm von Stavoren/NL
6.01.2018
Der Sturm in der vergangenen Nacht hat uns eine etwas unruhige Nacht beschert. Insbesondere das gleichmäßig surrende Geräusch des Windgenerators auf dem Nachbarboot, direkt neben unserer Schlafkoje, nervte. Am nächsten Tag stürmt es in gleicher Stärke weiter. Der sich wild drehende Hafenschreck wird von unserem Nachbarn ohne Diskussion gekonnt eingefangen und gebändigt. Nachdem Walter mit anderen männlichen Helfern von unserem Steg die unzureichend befestigte Genua, auf dem zurzeit unbewohnten Boot direkt uns gegenüber, vor einem vollständigen Ausrollen bewahrt hat, können wir endlich zu unserer Tour in den Süden starten.
Wie wir von unserer gestrigen Nordtour wissen, täuschen die Entfernungen gewaltig. Zwischen der Nordspitze und der Südspitze liegen Luftlinie nur knapp 50 km. Dabei sind jedoch viele hunderte Höhenmeter zu bewältigen, so dass die Straßen sich in endlosen Serpentinen durch die Berge schlängeln. Im grünen Norden überzieht der tausend Jahre alte Lorbeerwald eine riesige Fläche und rund um Tazacorte, Los Llanos, San Andrés y Sauces und dem Ferienort Puerto Naos ist jede nutzbare Fläche unterhalb von 400 Metern mit Bananen bepflanzt. Nicht zu vergessen ist der Roque de los Muchachos, der mit 2426 m die höchste Erhebung des mächtigen Vulkangebirges ist.
Das Landschaftsbild der südlichen Inselhälfte wird durch die mächtige Bergkette Cumbra Vieja geprägt. Mit bis zu 1950 m über dem Meeresspiegel reihen sich Vulkan an Vulkan über eine von Nord nach Süd gerichteten Achse. Wir fahren die LP1 runter bis in den Südzipfel. Von Tazacorte aus ist die Straße zwar kurvenreich aber nicht vergleichbar mit den engen Kurven im Norden. Die Höhe der Vulkankette nimmt zunehmend ab. Am Leuchtturm „Faro de Fuentecaliente“ und den dortigen Salzgärten bilden die jungen Vulkane San Antonio und Teneguía den Abschluss. Die Lavaströme des 1971 ausgebrochenen Vulkans Teneguía haben eine spärlich bewachsene Mondlandschaft hinterlassen. Sie steht völlig im Kontrast zum Rest der grünen Insel. Glücklicherweise erreichte die Lava den Leuchtturm und die Salinen nicht. Der 439 Meter hohe Teneguía bildet den letzten Vulkan der Cumbre Vieja. Ringsherum schwarze Schlacke- und Aschefelder, aus dem der rotgefärbte Gipfel herausragt.
Die Felder der Salinen bilden schöne Farbtupfer auf dem schwarzen Lavagrund. Durch die salzliebenden Algen (Dunaliella salina) werden die Salinenbecken rosafarben eingefärbt. Jährlich werden etwa 600 Tonnen naturbelassenes Salz von höchster Qualität produziert. Das meiste davon wird auf La Palma und den übrigen Kanareninseln vertrieben. Der handwerkliche Arbeitsprozess läuft noch auf traditionelle Weise ab. Die Salzbauern sorgen dafür, dass die Landschaft und der natürliche Lebensraum erhalten bleiben. Zu Beginn der Kristallisierung bildet sich ein feiner Salzfilm auf der Wasseroberfläche, der vorsichtig mit dem Sieb eingesammelt wird. Die Blume des Salzes ist reich an Mineralien und hat einen geringen Natriumgehalt.
Der Wind bläst nach wie vor heftig. Wir verzichten auf einen Besuch des in den Salinen gelegenen Terrassenrestaurants und machen uns auf den Weg zum Besucherzentrum am Fuß des Vulkans San Antonio. Hier informieren Schautafeln, Modelle und ein Film über die vulkanischen Aktivitäten auf La Palma. Interessant sind auch die Filmaufnahmen vom Ausbruch des Teneguía im Jahr 1971. Der Krater des 657 Meter hohen San Antonio kann zur Hälfte begangen werden. In seinem Inneren haben sich bereits einige kanarische Kiefern angesiedelt. Vor dem starken Wind auf dem Kraterrand werden wir gewarnt. Am Aussichtspunkt, von dem man einen Blick in den Teneguía hat, kommt man aufgrund des starken Windes nur in gebückter Haltung vorwärts. Die Kamera bleibt in der Fototasche verstaut.
Wir fahren auf der LP1 Richtung Santa Cruz zurück nach Tazacorte und biegen auf eine kleine Höhenstraße ab, die bis auf ca. 1500 m hochführt. Bevor wir durch lichte Kiefernwälder fahren, blicken wir noch einmal auf den schönen Regenbogen, der uns bereits seit heute Morgen begleitet. Wir kommen an dem astronomischen Aussichtspunkt „Mirador Llano del Jable“ vorbei, der auf 1200 m liegt. Von hier hat man einen herrlichen Ausblick über das Tal von Aridane mit der Stadt El Paso.