Salvador da Bahia/Brasilien 5679 sm von Stavoren/NL
7.4. – 22.4.2018
Die neuen Lager für den Motor sind auf der Aloma und warten darauf eingebaut zu werden. Walter hat den Austausch von zwei Lagern vor 6 Jahren noch gut in Erinnerung und weiß, dass es Knochenarbeit ist. Mit Hilfe diverser Schlüsselverlängerungen, finger- und armbrechenden Verrenkungen durch die vor Jahren eingebauten Inspektionsluke in der Innenwand des Motorraumes, Ausleihen von Spezialwerkzeug bei Daniel von der SY Thorben und 40 Grad im Motorraum schafft es Walter in zwei Tagen, alle vier Lager zu wechseln. Die Welle wird wieder erfolgreich ausgerichtet. Sieht alles prima aus 🙂 !
Ein Probelauf des Motors auf unserem Liegeplatz zeigt, dass Mr. Yanmar wieder deutlich leiser schnurrt. Also Gang rein und alles nochmal mit knapp 2000 U/m testen. Ich beobachte den Motor und fass es nicht. Den Sprung nach hinten macht der Motorblock sicherlich nicht, weil er sich so über die neuen Lager freut 😉 . Er wird abgewürgt, sagt keinen Mucks mehr und Wasser läuft in den Motorraum. Walter springt ins Wasser und sieht das ganze Elend. Ein Ende der Mooringleine hat sich spiralförmig auf das kleine Stück Welle zwischen Propeller und Stevenrohr feinsäuberlich aufgetürmt. Die Welle hat den Motor ca. 3 cm nach hinter rausgezogen. Der Motorblock wurde, durch eine Aluminiumtraverse, an weiteren Rückwärtsbewegungen gehindert. Mit unserem Messer „Swiss Made“ schafft es Walter, nach mehrmaligem Abtauchen, die Mooringleine von der Welle zu schneiden, was weiteren Wassereinbruch stoppt. Der Motor hat sich danach etwa 1 cm nach vorne bewegt, ist aber noch weit von seiner Normalposition entfernt. Die neuen Motorlager sind unter dieser Last krumm wie Bananen und die ganze Wellenanlage immer noch blockiert.
Shit happens oder „Gol da Alemanha“, wie die Brasilianer sagen 😉 !
Es wird uns wohl nichts anderes übrig bleiben, als die Aloma in die nebenan liegende Marina Bahia schleppen zu lassen und dort an Land zu stellen. Walter denkt über mögliche Alternativen nach, das Problem im Wasser zu lösen. Am nächsten Morgen schrauben wir eine Wellenanode direkt vor die Stevenrohrdichtung im Motorraum. Dann wird die Welle aus der flexiblen Kupplung herausgedrückt. Der Motor macht einen Satz nach vorne und befindet sich jetzt wieder annähernd in seiner Ursprungsposition. Wir haben eine axialdichtende „Profiseal“ Stevenrohrdichtung, die nun geöffnet werden muss. Um Wassereintritt zu verhindern, ziehen wir zwei Lagen Plastiktüte über Propeller und Stevenrohransatz und dichten diese mit elastischer Leine ab. Wir öffnen die Dichtung und bringen die Welle in ihre ursprüngliche Position zurück. Bei der ganzen Aktion läuft kaum Wasser in den Motorraum.
Es müssen auf jeden Fall neue Lager her. Bei Otaviao Cravo, der glücklicherweise ganz gut Englisch spricht, ordern wir telefonisch problemlos drei neue Lager. Eine Anzahlung ist nicht erforderlich, wir sind ja schließlich schon so etwas wie Stammkunden 😉 . Vier Tage später sind die Lager da. Nach dem Einbau wird der Motor wieder mit der Welle verbunden und neu ausgerichtet.
Daniel mit dem Spezialwerkzeug an Bord , liegt seit einigen Tagen mit seiner SY Thorben an unserem Steg. Auf seiner gut ausgestatteten Reinke 15 m bietet er Segelurlaub mit zahlreichen Aktivitäten an www.symbiosis-sailing-adventure.com. Er ist Schweiz-Brasilianischer Abstammung und hat jahrelang an verschiedenen Orten in Brasilien gelebt. Seine brasilianische Lebensgefährtin Chris kümmert sich unter anderem um die Organisation von Touren im Nationalpark Chapada Diamantina www.brasilienadventure.com. Es werden Tourpakete angeboten und Aktivitäten individuell zusammengestellt. Von Daniel bekommen wir noch jede Menge Tipps zu Ankerbuchten, die wir auf jeden Fall besuchen sollen.
Neben all dem Lagerstress gibt es auch schöne Dinge zu berichten. Mit der Crew von der SY Ithaka machen wir einen Ausflug zu der vorgelagerten Wochenendinsel der Brasilianer Itaparica, eine von ca. 50 Inseln, die in der größten Meeresbucht des Südatlantik, der Baja de Todos os Santos (Allerheiligenbucht) liegt. Das eigene Boot lassen wir zur Abwechslung in der Marina und quetschen uns auf eines der hölzernen Ausflugsschiffe, zwischen brasilianische Ausflügler und Inselbewohner. Alle 40 Minuten fährt so ein Kahn, direkt vom Terminal nebenan ab, hinüber zu der 17 km entfernten Insel. Als erstes gehen wir direkt zu dem neben dem Ankunftsterminal liegenden Strandabschnitt. Bei einem Bier beobachten wir einen Reiter, der seinem Pferd eine Erfrischung im Meerwasser gönnt, Ping spielt mit Ruwan eine Runde Beachball und Rulin träumt ein wenig vor sich hin. Zum Baden finden wir den Strand nicht so einladend.
Ein „Taxi-Agent“, der uns eine Inselrundfahrt schmackhaft machen möchte, organisiert uns einen Fahrer mit einem Bulli, dem VW-Bus der 1. Generation. Wir sind erst nachmittags in Salvador gestartet und für eine Erkundung der Insel zu spät dran. Als erstes schauen wir uns die Marina, mit der davor liegenden Ankerbucht an. Wir rumpeln über nicht gerade autofreundliche Straßen und durch kleine Dörfer bis zur Marina, die uns nicht so wirklich für einen möglichen Aufenthalt mit der Aloma geeignet scheint. Wir fahren weiter zu einem östlich von der Marina gelegenen Strand, essen etwas, machen ein Probesitzen auf den aus Autoreifen gebastelten Sitzmöbeln und lassen uns wieder zurück zum Fährterminal bringen.
Als wir vor drei Wochen nach Salvador kamen, wurden wir am Eingang der Allerheiligenbucht, der Baia de Todos os Santos, von der eindrucksvollen Festung Forte de Santo Antônio, aus deren Innenbereich sich der 22 m hohe Leuchtturm Farol da Barra erhebt, begrüßt. Heute ist Sonntag und wir wollen uns den ersten Leuchtturm, der auf dem südamerikanischen Kontinent errichtet wurde, mal näher anschauen. Der angrenzende „Hausstrand“ von Salvador, der mit zu den schönsten Stränden in Brasilien zählen soll (Wer das sagt war noch nicht auf Fernando de Noronha 😉 ) , wird heute gnadenlos überfüllt sein, aber den Trubel dort wollen wir uns nicht entgehen lassen.
Der Schiffbruch der portugiesischen Galeone Santíssimo Sacramento, die vor der Mündung des Flusses Vermelho auf eine Sandbank auflief, war 1668 der Grund für die Errichtung eines Leuchtturms. In dem mit schwarz weißen Streifen bemalten Leuchtturm ist das nautische Museum „Museu Náutico da Bahia“ untergebracht, was einen Besuch wert ist. Hier kann man unter anderem alte Gegenstände von früheren Schiffbrüchen, Schiffsmodelle, Gemälde und Leuchtturmmodelle besichtigen. Heute ist der Turm kegelförmig und hat ein elektrisches Beleuchtungssystem. Ursprünglich war er viereckig und enthielt eine mit Glas versehene Bronzeleuchte, die mit Walöl gespeist wurde. Über eine Wendeltreppe kommt man in die Turmspitze, von der man einen schönen Blick über die Strände und die Küste von Barra hat.
Bevor wir wieder zurück zur Marina fahren, essen wir noch ein Eis, was man sich selber in eine Waffel packt. Berechnet wird nach Gewicht. Kennen wir bislang nur von unseren Mittagessen in den „Comida a Kilo“. Eine StadtRAD-Leihstation gibt es hier auch. Sieht neu und nicht danach aus, als wenn es hier viele Freizeitler oder Touristen gibt, die Lust haben Salvador mit dem Rad zu erfahren.
Ein Highlight für die Segler an unserem Steg, mit Ziel Patagonien, ist die Ankunft von der SY Saudade III mit Giorgio Ardrizzi an Bord. Gemeinsam mit Mariolina Rolfo hat er den Nautical Guide „Patagonia & Terra Del Fuego“ geschrieben, das Standardwerk schlechthin. Gut 20 Jahre ist er durch die patagonischen Kanäle gefahren und hat all seine Erfahrungen sehr präzise aufgezeichnet. Sein Buch hat hier jeder der Patagoniensegler an Bord und er signiert es mit Vergnügen. Die Dame auf der Saudade III ist nicht die Mitautorin des Revierführers. Darüber hinaus macht er Routenvorschläge und beantwortet Fragen zur besten Reisezeit, der erforderlichen Ausrüstung, den Wetterbesonderheiten und was in den Ankerbuchten zu beachten ist. Er ist auf dem Weg in die Karibik.