Die Crew hatte sich schon auf Weihnachten in Dartmouth eingestellt, da öffnet sich unerwartet kein Fenster im Adventskalender sondern ein kurzes Wetterfenster für die Überfahrt nach Frankreich. Um 14:30 MEZ verlassen wir unseren schönen Liegeplatz im River Dart. Ziel ist Camaret sur Mer in der Bretagne unser Absprunghafen für die Biskaya Querung. Damit verlassen wir endgültig den Ärmelkanal. Mit 4 Bft aus NNW und anfangs wenig Welle starten wir ganz entspannt. Das ändert sich erst als „Start Point Lighthouse“ Steuerbord querab liegt und die Landabdeckung fehlt. Die Stürme der letzten Tage haben eine See hinterlassen, die nicht hoch aber sehr ruppig ist.
Obwohl die Seebeine inzwischen mächtig gewachsen sind, hat sich die Bordfrau vorsichtshalber ein Scopodermpflaster hinters Ohr geklebt. Kurz vor Sonnenuntergang verabschiedet uns eine Delfinschule aus den englischen Gewässern. Der Wind dreht in der Nacht rechts, bis er genau von hinten kommt. Eigentlich müsste jetzt die Genua ausgebaumt werden. Da wir aber keine Lust haben, im Dunkeln bei stark rollendem Boot auf dem Vordeck rumzuturnen, kreuzen wir vor dem Wind. Das Pflaster wirkt diesmal und die Skipperin bleibt voll einsatzfähig. Das ist auch notwendig, da ganze Pulks von Fischerbooten uns immer wieder zu Ausweichmanövern zwingen. Hinzu kommt starker Frachtschiffverkehr. Und dann geht das Kreuzfahrtschiff „Queen Eilzabeth“ auf ihrem Weg nach La Coruna 1 sm vor uns durch. Im Morgengrauen werden wir wieder von einer Delfinschule, diesmal in französichen Gewässern, begleitet.
Auf dem Weg nach Camaret wollen wir durch den „Chenal du Four“, der zwischen dem französischen Festland und der vorgelagerten Insel „Ile de Quessant“ verläuft. Dadurch verkürzen wir unsere Fahrstrecke um mehr als 15 sm. Allerdings ist der Kanal nur mit mitlaufendem Strom und passendem Wind gefahrlos passierbar. NO 5 Bft ist noch machbar und zeitlich ist auch alles im grünen Bereich. Obwohl wir eine Stunde später als im „Reeds Nautical Almanac“ (Bibel der Segler) empfohlen am Kanaleingang sind, dauert’s noch etwas bis uns der Strom mitnimmt und für eine schnelle, problemlose Passage sorgt.
Trotz weiterhin fehlendem Auge (an Bord fehlt der passende Kleber) genießt BaTi die Kanalpassage auf der Reling.
Der „Chenal du Four“ spuckt uns wohlbehalten in die große, vor der Einfahrt nach Brest liegende, Bucht aus. Um nach Camaret zu kommen , muss diese noch gequert werden. Über UKW-Funk werden wir von der französischen Küstenwache nach unserem Fahrziel befragt. Dann fährt ein Schiff der französischen Marine in unsere Kurslinie, stellt sich über Funk vor „we are a French warship“ und möchte ebenfalls wissen, was wir beabsichtigen. Brav geben wir Auskunft. Liegt das daran, dass wir die einzigen Segler sind, die zu dieser Jahreszeit in Richtung Süden unterwegs sind? Kurz vor dem Erreichen des Port Vauban in Camaret erreicht der Wind 6 Bft und das Anlegemanöver im engen Hafenbecken wird durch Wind und starke Strömung nicht gerade erleichtert. Wir schaffen es nicht auf der Leeseite eines Steges festzu-machen. Nun liegen wir längsseits auf der „falschen“ Seite und bringen mal wieder alle Fender aus, da uns der NO Wind auf den Steg drückt. Es ist schon dunkel als das Schiff wieder aufgeklart ist und beim Hafenmeister brennt kein Licht mehr. Inzwischen hat passend zum Starkwind auch Starkregen eingesetzt. Wir gehen wasserdicht verpackt in den Ort und finden tatsächlich ein Restaurant mit guter französischer Küche 🙂 .