Chapada Diamantina-Bahia/Brasilien 5787 sm von Stavoren/NL
21. – 22.5.2018
Busfahrt nach Lençóis und Cachoeira da Fumaça
In der Aloma ist soweit alles geräumt und organisiert und das Schlauchboot sicher an Deck verzurrt. Ivan wird in der Zeit ihren Bauch nochmal von dem wieder beginnenden Bewuchs befreien. Nach fast 2 Jahren funktioniert das Antifouling nicht mehr wirklich. Wenn wir unser Boot im September wegen Einbau des neuen Getriebes an Land stellen, werden wir auch das Unterwasserschiff bearbeiten.
Die Rücksäcke stehen gepackt im Cockpit und wir warten auf unser Taxiboot, um an Land zu kommen. Die SY Romlea mit Thea und Henk liegen nicht weit von der Aloma entfernt und warten immer noch auf ihr Paket, was schon seit einiger Zeit unbewegt in Sao Paulo liegt. Sie werden hin und wieder einen Blick auf unser Boot werfen.
Mit dem Nachtbus geht es von Salvador Rodoviária nach Lençóis, einem kleinen malerischen Örtchen von dem aus viele Touren in den Norden der Chapada Diamantina, dem Land der Tafelberge, starten. Eingemietet haben wir uns in der Vila Serrano, die mit der Organisation „basilienadventure“ zusammenarbeitet. Nach einer 6-stündigen mehr oder weniger bequemen Fahrt werden wir morgens um 5 Uhr am Busbahnhof abgeholt und zu unserer Unterkunft gebracht.
Die Zimmer sind in kleinen bunten, nett eingerichteten Häuschen untergebracht, inmitten eines botanisch anmutenden Gartens gelegen. Um 7 Uhr stärken wir uns für die erste Wanderung an dem üppigen Frühstücksbuffet mit selbstgebackenem Brot, knusprigen Brötchen, kreativen Eierspeisen, tropischen Früchten, Joghurt, diversen Körnern, die leckeren Kuchen nicht zu vergessen und noch vieles mehr.
Pünktlich um 8 Uhr steht unser englischsprechender, brasilianischer Tourguide Vinicius an der Rezeption, um uns in Empfang zu nehmen. Wir starten heute direkt mit einer Trekkingtour hinauf zum zweithöchsten Wasserfall Brasiliens, dem Cachoeira da Fumaça . Juliana, die nette Tour-Organisatorin, hat im Vorfeld schon mal zaghaft angefragt, ob wir uns für den ersten Tag zur Einstimmung nicht etwas lockeres für die Beine vornehmen wollen. Nein, wollen wir nicht! Wird schon klappen 😉 . Zuerst fahren wir über eine asphaltierte Straße Richtung Palmeiras. Von hier aus rumpeln wir die nächsten 20 km über eine Schotterstraße, die bis zum Eingang des Dorfes Capão Valley führt. Dem Auto wird einiges abverlangt. Vorbei geht es an dem eindrucksvollen Tafelberg Morrão, dem höchsten Punkt der nördlichen Chapada.
Wir parken am Wegesrand in der Nähe der Kontrollstelle, wo wir uns registrieren müssen. Das Kontrollhäuschen ist umgeben von einem kreativ angelegten schönen Garten. Wo mögen all die Besitzer der bepflanzten Schuhe abgeblieben sein? Ich hoffe mal nicht, dass unsere Schuhe demnächst auch als Dekoration im Baum hängen 😉 .
Meine Augen haben heute morgen schon so eine leichten Anflug einer Bindehautentzündung gezeigt. Jetzt wo wir den 2 km steilen Aufstieg auf das ca. 1300 m hoch gelegene Plateau vor uns haben, fangen sie und später auch meine Nase zu laufen an wie ein Kränchen. Ich quäle mich mehr schlecht als recht den felsigen Weg hinauf. Zum Glück lässt der Tränenfluss bald nach und zurück bleiben nur ein Paar verquollene Augen.
Es stellt sich schon bald heraus, dass wir mit unserem Guide Vinicius das große Los gezogen haben. Als Biologe kennt er sich nicht nur gut mit der Tier- und Pflanzenwelt aus, er ist auch humorvoll und wir haben viel zu lachen. Oben auf dem Plateau angekommen geht es flach und gemächlich bis zum Wasserfall. Die Aussichten in das Tal sind fantastisch.
Die Vegetation ändert sich ständig.
Die roten Flechten an den Bäumen, so erklärt uns Vinicius, sind ein Zeichen für saubere Luft. Heuschrecken fallen in Brasilien etwas größer aus als in Deutschland und fleischfressende Pflänzchen gibt es hier auch.
Die schöne bernsteinfarbene Verfärbung des Wasser kommt durch Tannine zustande. Das sind pflanzliche Gerbstoffe, die in speziellen Stauden, Sträuchern , Baumblättern und anderen Pflanzenteilen, insbesondere in den Tropen und Subtropen weit verbreitet sind. Der Fluss, der den Wasserfall speist, führt nicht viel Wasser. Einen rauschenden Wasserfall können wir daher nicht erwarten. Das ist bei 80 % der Touren so.
Aber auch ohne viel Wasser ist der Blick in die 400 m tiefe Schlucht imposant.
Um den Wasserfall zu sehen, muss man sich flach auf einen Felsvorsprung legen. Wir robben uns an die Abbruchkante heran und spähen seitlich in die Tiefe. Zwischen üppigem Grün sieht man dann endlich den Gebirgsbach aus einer Spalte in die urzeitliche Schlucht hinabpieseln. Ein Foto und wir kriechen auf allen Vieren rückwärts weg vom Abgrund.
Bevor wir uns wieder auf den Rückweg machen, essen wir unser bunt gemischtes Lunchpaket und lassen uns von dem zarten Sprühregen benetzen, der nicht vom Himmel fällt, sondern vom Wasserfall herüberweht und wie Rauch ausschaut. Aufwinde aus dem Tal sorgen dafür, dass der Strahl gar nicht erst unten ankommt, sondern sich bei seinem Fall in die Tiefe in zarte Nebelschwaden zerstäubt. In der bildreichen Sprache der Tropen heißt der Wasserfall „Cachoeira da Fumaça“, Wasserfall des Rauchs.
Wir gehen wieder den gleichen Weg zurück, hinunter über den beeindruckenden Felsabstieg.
Bevor wir uns mit dem Auto auf den Rückweg machen, essen wir an einem kleinen Kiosk eine Teigtasche, gefüllt mit dem Fruchtfleisch der Jackfruit. Das Fruchtfleisch einer unreifen Jackfruit ähnelt von seiner Konsistenz und Geschmack Hähnchenbrust oder magerem Schweinefleisch. Diese Eigenheit macht man sich in der veganen Küche zunutze. Der Jackfruchtbaum ist eine Pflanzenart aus der Familie der Maulbeergewächse. Die Frucht wird Jackfrucht auch Jackbaumfrucht und in Brasilien Jaca genannt. Die Teigtasche schmeckt wunderbar. Auf dem Rückweg kaufen wir in einer Apotheke im Zentrum von Capão gelegen, Tropfen für meine strapazierten Augen. Was hatten wir für einen wunderschönen Hochzeitstag 🙂 .
Der morgige Tag ist ganz entspannt. Auf dem Programm stehen das Teufelsbecken „Poço do Diablo“, die Tropfsteinhöhle „Gruta da Lapa Doce“ und der „Pratinha“, mit seinem glasklaren See neben der Gruta Azul. Heute Abend essen wir in dem nicht weit von unserer Unterkunft entfernten kleinen preiswerten und guten Restaurant „Cozinha Na Pedra“.