Ein Mirador und versenkte Euros

La Palma/Kanaren 2569 sm von Stavoren/NL
14.12.2017

Mirador del Time
An Wanderwegen mangelt es nicht auf La Palma. Zum Einlaufen ist der „Hausmirador“ del Time genau richtig, insbesondere für die immer noch hustenden „Lottas“. Der 3 km lange Wanderweg beginnt unmittelbar am Badestrand von El Puerto nicht weit von der Marina entfernt. Über felsigen unebenen Untergrund geht es stellenweise recht steil bergauf, vorbei an Höhlenwohnungen von denen einige bewohnt aussehen, denn hier und da hängen noch funktionsfähig aussehende Antennen an den Felsen. Nach etwa einer halben Stunde erreichen wir ein Aussichtsplateau an der ehemaligen Verladestation der Bananenkooperative. Der Blick hinunter auf den Hafen von Tazacorte und das Aridanetal sind sehr schön.

Startpunkt

Hafen von Tazacorte

El Puerto

Hier verabschieden sich die Männer und kehren um. Walter möchte noch ein paar Höhenmeter mit dem Rad machen und Wolfgang seinen Husten nicht überstrapazieren. Lisa und ich genießen die wenigen Kilometer bis zum Mirador. Bevor wir ganz oben sind, müssen wir noch eine asphaltierte steile Straße hinauf, die durch Bananenplantagen führt. Auf 510 m Höhe erreichen wir den Mirador del Time. Die Aussicht auf das weitläufige Tal von Aridane mit den unzähligen Bananenplantagen und Los Llanos, die inzwischen mit 20.000 Einwohnern größte Gemeinde von La Palma, ist eindrucksvoll. Den Rückweg treten wir nicht an, ohne vorher im Aussichtscafé einen Café con Leche und ein Stück Kuchen zu genießen.

Rosmarin f.d. Bordküche

Bananenblatt entrollt sich

Mirador del Time
Höhenprofil „outdooractiv.com“

Über die Höhe des Miradors del Time ist man sich anscheinend nicht so wirklich einig. In den verschiedenen Quellen wird die Höhe mit knapp 600 bis 700 m angegeben. Selbst auf dem Holzschild am Mirador steht eine Höhe von 594 m. Alles nicht richtig. Walter war mit dem Rad dort oben und laut GPS sowie topografischer Karte sind es 510 m. Diese Höhe wird auch auf der informativen Seite www.outdooractive.com angegeben.

 

KEIN SCHIFF WIRD KOMMEN

Am 12. Februar 2015 wurde der neue Kreuzfahrthafen von Tazacorte eingeweiht. Alle wichtigen Personen von Bürgermeisterin über Inselpräsident bis hin zum Kanarenpräsident waren anwesend. Wie in den einschlägigen Tageszeitungen berichtet, fühlte sich keiner so richtig wohl in seiner Haut. Immerhin wurde das Wahnsinnsprojekt zu 75 % von europäischen und zu 25 % von kanarischen Steuerzahlern finanziert und hat mal soeben schlappe 50 Millionen Euro gekostet (wahrscheinlich noch einiges mehr). Schiffsankünfte waren zum Zeitpunkt der Einweihung noch keine ausgehandelt. Alles unfassbar! Der leere Platz mit den gigantischen Ausmaßen von 26.650 m² sollte mal die erhofften Kreuzfahrtpassagiere mit Bussen und Taxen abholen und der stark von Arbeitslosigkeit betroffenen Gemeinde Tazacorte die große Wende bringen. Beim Anblick des gerade einmal 150 m langen Anlegers auf der Innenseite der äußeren Mole fragt man sich, welcher Kreuzfahrtanbieter an dem Hafen Interesse haben sollte!?

Leerer Parkplatz

150 m

Mole für wen?
Fischzuchtbecken statt Kreuzfahrtschiffe

Zuerst wurde der innere Wellenbrecher mit 8,2 Mio. Euro Zuschuss aus dem EU-Topf (Quelle: Wikipedia) gebaut. Am Ende prangt eine riesige „Kunstfigur“ mit einem roten Einfahrtslicht in der Hand. Die zweite äußere 400 m lange Hafenschutzmauer wurde dann später mit knapp 30 Mio. Euro EU-Zuschüssen (Quelle: Wikipedia) vor die erste gesetzt und lässt diese nun völlig nutzlos erscheinen. Man fragt sich, wer sich bei dem unglaublichen Wahnsinn die Taschen vollgemacht hat. Wie bei so manch anderem, von EU-Geldern bezuschusstem Projekt, stinkt es auch hier im Hafen von Tazacorte nach Bestechung und Korruption. Millionen wurden buchstäblich im Meer versenkt.

Kunstfigur mit rotem Leuchtstab

am Ende des inneren Wellenbrechers
400 m lange äußere Hafenschutzmauer

Über die riesige Freifläche freuen sich nun Radfahrer, die damit die Möglichkeit gefunden haben, Runden ohne Höhenmeter zu drehen 🙂 . Auch Jogger, Walker und Hundebesitzer sammeln hier einiges an Kilometern. Wir Segler können uns auch nicht beklagen. Durch den gigantischen Wellenbrecher ist der Hafen sehr geschützt und schwellfrei. Ein verdammt teurer Schutz!!

Schöner Trainingsplatz

für Radfahrer

Walker unterwegs

Gassi gehen in einer Betonröhre