Woher der Wind weht . . .

Teneriffa/Kanaren 2436 sm von Stavoren/NL

weiß unser Autopilot schon lange nicht mehr. Der mechanische Windrichtungsanzeiger steht wie eine Eins auf dem Masttop. Die Methode mit dem feuchten Finger funktioniert notfalls auch. Nur kommuniziert nichts davon mit unserem Navman Windmesser und wichtiger mit unserem Navman Autopiloten 😉 . Vor unserem Start in Stavoren Ende Oktober letzten Jahres, haben wir unseren defekten Windgeber ausgewechselt. Zum Glück hatten wir noch ein neues Teil auf dem Speicher liegen. Auf der Überfahrt im Dezember 2016 von Cascais nach Lagos fiel die Windanzeige erneut aus. Wie in einem Juni-Beitrag schon berichtet, habe ich alle denkbaren Messungen durchgeführt, das Internet nach gleichen Problemfällen durchforstet, bin fündig geworden und habe neue Hall-Sensoren bestellt, die wir Wochen später auf Porto Santo endlich in Empfang nehmen konnten.
Auf Madeira in Quinta do Lorde habe ich beim Auslöten der alten Hall-Sensoren festgestellt, dass die bestellten Bauteile nicht identisch sind. Trotzdem habe ich die beiden Richtungssensoren ausgetauscht. Nichts hat sich danach geändert. Alles wurde nochmal durchgemessen, Veränderungen vorgenommen. Da es die Originalsensoren nicht mehr gab, wurde das hoffentlich kompatible Nachfolgemodell bestellt. Die haben wir nach Deutschland zu unserem Sohn Stefan schicken lassen. Am 29.07. hat Stefan uns auf Lanzarote besucht und die Bauteile mitgebracht.
Die Lötaktionen sind jedes Mal eine Herausforderung. Die vorhandene Lötstation ist  ganz ok. Erschwert werden die Arbeiten aufgrund des fehlenden Mikroskops und Halters für die Platine. Zwei Lesebrillen übereinander sind für die nicht mehr so ganz jungen Augen 😉 nur eine Notlösung.

„Kinder betet, Papa lötet“ 😉 Bild: Stefan Ott

Die Messung nach der Lötstrapaze ergibt, dass beide Hallsensoren 2,49 V am Ausgang liefern. So soll es sein 🙂 .

Die Anbringung der Maststufen im vergangenen Jahr und der Austausch des Bootsmannsstuhls gegen einen Klettergurt hat die Mastbesteigungen deutlich vereinfacht. Musste die Bordfrau bei der Benutzung des  Bootsmannsstuhls immer noch mit Muskelkraft kurbeln, braucht sie jetzt nur zu sichern und das ganz ohne Kraftaufwand 😉  .

startklar machen für den Aufstieg

alles im Blick Bilder: Stefan Ott
aufwärts geht’s Bild: Stefan Ott

Windgeber kommt

und wird montiert Bilder: Stefan Ott

Die Anzeige funktioniert danach immer noch nicht. Es ist nicht zu fassen! Messungen an der Masttrennstelle unter Deck zeigen, dass ein Kanal des Gebers keine stabilen Spannungswerte für die Windrichtung liefert. Also wieder auf den Mast und Windgeber abgebaut. Geber zerlegen und nochmal messen. Hinter den Hall-Sensoren sind 4,7 kΩ Widerstände verbaut. Hinter dem Hall-Sensor des defekten Kanals liegen immer noch die 2,49 V an aber hinter dem Widerstand sind es dann 5,0 V 🙁 . Also gibt es irgendwo auf der Platine einen Kurzschluss. Ich könnte jetzt zwar alle in Frage kommenden Bauteile in SMD Technik auslöten aber ein Einlöten wäre mit der Bordtechnik kaum möglich.
Jetzt kommt Sven ins Spiel. Sven ist nicht nur mein Neffe, sondern auch Elektroingenieur 🙂 . Per Handy wird die ganze „windige“ Problematik noch einmal durchgekaut und Stefan nimmt die Platine mit nach Deutschland. Nach ein paar Tagen kommt schon die Erfolgsmeldung. Sven hat den Fehler gefunden. Er hat ein SMD-Bauteil mit parallelen Widerständen durch drei einzelne 2,2 kΩ SMD-Widerstände ersetzt.
Marion und Charly, die am 20.09. in Las Palmas auf die Aloma kommen, bringen die Platine wieder mit.  An einem windstillen Tag auf Teneriffa ist dann eine hoffentlich finale Mastbesteigung angesagt.

Hoffentlich die letzte Mastaktion . . .

in Sachen Windgeber 😉 Bilder: M. Franken

Leider ist die Anzeige nur für wenige Sekunden stabil und fängt wieder an zu spinnen, bis sie dann total ausfällt. Also runter mit dem Windgeber, zerlegen und messen. Hall-Sensoren sind ok aber hinter dem 4,7 kΩ Widerstand eines Kanals liegen wieder 5,0 V an. Nach telefonischer Beratung mit Sven löte ich den von uns verdächtigten 2,2 kΩ Widerstand aus und verdrahte, da ich keinen 2,2 kΩ an Bord habe, einen 1,0 kΩ Widerstand frei fliegend mit dem entsprechenden Kabel des Platinenausgangs. Bevor ich jetzt alles montiere, erfolgt eine umfangreiche Messreihe. Dazu muss erst einmal ein geeigneter Versuchsaufbau aus Bordmitteln geschaffen werden und Roswitha samt Besuch auf einen Ausflug geschickt werden  😉 .

Messaufbau

Eingelöteter Widerstand

Die Messwerte im Leerlauf und mit aufgesetztem Windpfeil sehen alle perfekt aus. Also erfolgt am nächsten Tag die erneute Montage auf dem Masttop. Fühle mich inzwischen da oben zu Hause 🙂 . Beim Blick auf die Windanzeige dann die Ernüchterung, da sieht man nichts. Als ehemaliger Langstreckentriathlet gibt Mann so schnell nicht auf. Also Mastrennstelle geöffnet, gemessen, sieht alles gut aus, Windanzeige gegen Ersatzinstrument gewechselt. Bleibt dabei, nichts wird angezeigt. Also werden die Käbelchen der Masttrennstelle gekürzt, glücklicherweise ist da noch Reserve, abisoliert, neu verbunden und Mann glaubt es kaum. Der Wind wird wieder in sinnvoller Weise angezeigt 🙂 .

Ohne Svens Unterstützung wäre die Reparatur unseres Windgebers nicht möglich gewesen. Bei unserem nächsten Heimaturlaub werden wir ihm die Aloma-Verdienstmedaille überreichen 🙂 🙂 !