Acapulco/Mexiko – 15718 sm von Stavoren/NL
12.3. – 15.4.2021
Unsere Reisedaten:
3893 sm (7210 km) von Valdivia/Chile bis Acapulco/Mexiko
33 Tage und 23,5 Stunden unterwegs
4,8 Knoten Durchschnitts-Geschwindigkeit
242 Motorstunden
Hier sind die Bilder zu unserer bislang längsten Seepassage. Berichte haben wir von unterwegs regelmäßig über Kurzwelle auf unsere Homepage hochgeladen.
Pazifik – von still bis ruppig
Schiffs- und andere Begegnungen
Walter nimmt Funkkontakt zu Admiral Shabalin, einer 120 m langen und 19 m breiten Fischfabrik auf, da der Kahn uns ziemlich auf die Pelle rückt. Das AIS meldet ständig lautstark „Gefährliches Fahrzeug“. Das erste Schiff, welches wir nicht nur auf dem AIS erblicken! Wir sollen uns keine Sorgen machen, er sieht uns!
und der 226 m lange Tanker CRESQUES in Sichtweite!
Ein Fischerkahn aus Holz, angetrieben von einem 75 PS starken Yamaha Motor und mit zwei Fischern an Bord, nähert sich der ALOMA. Die beiden sind nicht sehr gesprächig, wollen ein nicht alle Tage vorbeisegelndes Boot mal aus der Nähe betrachten und hallo sagen. Fische haben sie anscheinend nicht an Bord. Ein Foto und sie sind wieder weg und bringen weiter ihre Netze aus.
Vorbei an Süd- und Mittelamerika und an der Isla Robinson Crusoe 🙁
Es ist der 16.3. 10:30 UTC und wir haben die Isla Robinson Crusoe querab. Noch ist die Sonne nicht aufgegangen und es sind nur die Lichter des Ortes Juan Bautista, wo die meisten der ca. 600 Inselbewohner leben, zu sehen. Im Hafen liegt der 24×9 m große Schlepper Chungara und der 40 m lange und 10 m breite Frachter Antonio. Als die Sonne zwei Stunden später aufgeht, ist die Insel in ihrer vollen Schönheit zu sehen. Wir frühstücken bei Sonnenschein und 20 Grad im Cockpit, mit Blick auf die sich immer weiter entfernende Isla Robinson Crusoe. Wehmut kommt auf, dass wir unser Traumziel nur aus der Ferne betrachten und nicht anlanden dürfen.
Peru querab und Galapagos Inseln voraus
Äquator zum zweiten Mal auf unserer Reise gequert
Wir haben einen Origo 6000 Spirituskocher. Unsere Vorratsflaschen mit Spiritus sind leer und in den Töpfen des Kochers ist auch nicht mehr viel. Die momentan ruhigen Bedingungen sind ideal, um alle Behältnisse aus unserem an der Reling deponiertem Spiritusvorrat aufzufüllen.
Tierische Bordgäste
In der Nacht hat sich auf unserem Vordeck unbemerkt der „Tanz der Calmare“ abgespielt hat. Es sieht aus wie nach einem Blutgemetzel. Dutzende von den kleinen Leckerbissen haben nichts besseres zu tun gehabt, als ihren Farbstoff auf dem gesamten Vordeck zu verteilen. Ein totes Tierchen befördert Walter in den Pazifik, ein weiteres liegt mit abgerissenem Kopf auf dem Niederholer. Die Sauerei lässt sich trotz kräftigstem Schrubben mit einem Allzweckreiniger nicht entfernen.
Gabelschwanzmöwen sind die einzigen nachtaktiven Möwen der Welt. Der rote Ring um die Augen, lassen diese noch größer erscheinen. Während sie nur auf den Galapagos-Inseln brüten und nisten, verbringen sie lange Zeit auf der Jagd im offenen Ozean. Dies kann sie bis zu den Küstenregionen Ecuadors, Perus, Chiles, Kolumbiens und auf die Solarzelle der ALOMA führen.
Mit White Cap und Brownie haben wir gleich zwei Dauergäste an Bord. Die beiden Boobies machen es sich auf der Solarzelle bequem und putzen sich ausgiebig, wahrscheinlich fetten sie eher ihr Gefieder. Ängstlich sind sie überhaupt nicht und lassen mich mit der Kamera recht nah heran. Die durch die Abschattung unterbrochene Solarstromversorgung würden wir ja noch hinnehmen aber sie kacken die halbe Zelle zu. Nachdem sie nach über einer Stunde immer noch keine Anstalten machen ihren Platz zu verlassen, kippt Walter die Solarzelle, um sie zum Wegfliegen zu bewegen. Durch laute Rufe lassen sie sich nicht beeindrucken. Erst nach langem Gezeter und immer wieder neuen Landeversuchen geben sie auf.
Brownie umkreist wenige Tage später wieder die ALOMA. Auf dem runden glatten Ende des Ausbaumers der Genua 3 hält er es nicht allzu lange aus.
Unsere Bordspinne seit Valdivia/Chile
Flugshow der Boobies auf der Nordhalbkugel
Technik streikt
Der am Heck befestigte SailinGen hängt im Wasser und produziert fleißig Strom, bis die Kontrolleinheit Alarm schlägt. Das Display der Messeinheit zeigt außer blau nichts mehr an. Walter holt den SailinGen aus dem Wasser und geht am nächsten Tag auf Fehlersuche. Es war zu befürchten. Die Kontrolleinheit, die sich einen sehr kleinen Schrank mit dem Wechselrichter und dem Ladegerät für die Starterbatterie teilt, muss ausgetauscht werden. Ersatz ist zum Glück an Bord. Mit Spiegeleinsatz und den geschickten und ruhigen Händen des Bordingenieurs hängt nun eine neue Kontrolleinheit im Schrank und der SailinGen hat die Stromproduktion wieder aufgenommen.
Der Wassermacher wird in Betrieb genommen. Nachdem die Konservierung herausgespült ist, wird der Druck langsam erhöht. Der erste Wasserablauf erfolgt immer erstmal durch den Hahn ins Waschbecken. Erst nachdem die Wasserqualität getestet ist, wird das produzierte Wasser in einen 30 Liter Tank geleitet. Ist dieser voll, läuft das Wasser über in den Haupttank. Nach Einstellung des Drucks auf 55 bar erhöht sich plötzlich die Wassermenge am Hahn schlagartig. Salzwasserdurchschlag!
Das 20 kg schwere Teil wird auf die mit Handtüchern abgedeckte Cockpitbank gehievt, festgebunden und die Operation beginnt.
Diagnose: Beim Öffnen des Membrangehäuses, fällt sofort die eine Hälfe des durchgerissenen Abschlussstopfens auf. Die andere Hälfe sitzt noch im Innenrohr der Membran. Er wird mit einer Zugankerstange des Membrangehäuses herausgeschoben. Ein klassischer Fall von Ermüdungsbruch. In einer Ecke der O-Ringnut ist ein Riss entstanden, gewachsen und dann hat‘s den Stopfen zerrissen. Zum Glück ist noch ein gebrauchter Stopfen von der Vorgängermembran an Bord. Bei der Gelegenheit wird auch noch die gerissene Gummiflügelklappe der MCU (Turbine) durch ein Stück Fahrradschlauch ersetzt. Die ganze Aktion, inclusive Wiedereinbau, hat acht Stunden gedauert.
Ankunft in Acapulco/Mexiko