Bootssanierung – Teil 2

Puerto Peñasco/Mexiko – 17355 sm von Stavoren/NL
19.11. – 22.12.2022

Bisher läuft alles nach Plan, wenn man davon absieht, dass nicht alle Punkte auf der To-Do-Liste einen Haken bekommen werden.
Am 19.11. sind wir von unserer Deutschland – Portugal – Reise nach Puerto Peñasco zurückgekehrt. Das Jetlag zwingt uns eine Woche zu einer langsameren Gangart und lässt Bootsarbeiten vorerst in den Hintergrund treten. Erstmal ankommen! Hinzu kommt, dass wir beide, glücklicherweise in der Jetlag-Woche, drei Tage mit einem Infekt im Bett liegen. Ende der Woche sind wir wieder fit genug, um mit der Reinigung der völlig eingestaubten ALOMA zu beginnen.

Juan, unser Canvasman, bekommt noch ein paar kleine Aufträge von uns:
Meine vor knapp sechs Jahren genähten Winschenabdeckungen aus Segeltuch sind inzwischen brüchig geworden und müssen erneuert werden. Juan hat ein pfiffiges Schnittmuster, was uns gefällt.

Innenansicht

Abdeckung – Außenansicht

Der Magmagrill, den wir für unsere Weiterfahrt fest an der Reling installieren, bekommt eine Abdeckung.

Das Gestänge, der von Juan super genähten Sprayhood, haben wir derzeit ein wenig eingekürzt, um das Bimini ebenfalls niedriger anbringen zu können. Segelt man hoch am Wind mit dichtgeholter Großschot, kommt der Baum tiefer. In der Vergangenheit war zwischen Baum und Bimini dann zu wenig Platz. Der Baum hat am Bimini gescheuert und Spuren hinterlassen. Das Problem sollte nun gelöst sein. Das Biminigestänge ist bereits gekürzt und das Biminituch braucht erfreulicherweise nicht umgeändert zu werden. Juan näht auf die besonders beanspruchten Stellen lediglich eine zusätzliche Verstärkung.

Für die Rollanlage der Genua2 näht er uns die gleiche Schutzabdeckung, wie für die Genua1 bereits vorhanden.

Die Salonfenster sollen Abdeckungen bekommen, die 90 % der Sonneneinstrahlung abhalten und einen Durchblick von innen nach außen zulassen.

Als wir die ALOMA vor 15 Jahren gekauft haben, hatte der Vorbesitzer jede Ecke des ALU-Bootes weiß lackieren lassen. Der Rumpf wurde sehr gut, andere Stellen schlecht bis gar nicht grundiert. An den vernachlässigt grundierten Stellen fing der Lack bald an abzublistern. Dies trägt nicht unbedingt zu einem besseren Aussehen der ALOMA bei. Außerdem korrodiert das Aluminium, wenn es unter den Abblisterungen feucht wird.

Schleifen, schleifen, schleifen …
Die „Cabrales Boatyart“, verfügt über drei separate große Abstellplätze. In den Sommermonaten wird der Lack zahlreicher Shrimpsboote auf einem dafür eigens vorgesehenen Platz gesandstrahlt. Riesige, nicht unbedingt gesunde, Staubwolken wehen dann über das Gelände bis hinaus auf die Straße. Autos, die draußen parken, werden eingestaubt. Es stört keinen. Die Boote der Segler werden auf den anderen zwei staubigen und sandigen Plätzen abgestellt. Sämtliche Drecksarbeiten können hier in Eigenregie oder als Auftragsarbeit (möglichst unter Aufsicht 😉 ) durchgeführt werden.

Unser staubiger Stellplatz der „Cabrales Boatyard“

Wir haben uns entschlossen die ALOMA, soweit wie wir es schaffen, zu entlacken. Der Lack an den Rumpfseiten ist noch in gutem Zustand und soll erhalten bleiben. Vor unserem Abflug am 24.8. nach Europa, kennzeichnen wir die Flächen die lackiert bleiben sollen. Diese werden in unserer Abwesenheit von Pancho, einem ehemaligen Autolackierer, geschliffen, da wo erforderlich gespachtelt und mit dem von uns aus Phönix/Arizona mitgebrachten Lack gespritzt. Das Ergebnis ist, dafür das die Spritzarbeiten nicht in einer Halle durchgeführt wurden, fast gelungen. An der Backbordseite ist ein über der Wasserlinie ca. 2m langer schmaler Bereich durch das Hochfliegen der Abdeckplane beschädigt. Sie blieb dort an dem noch nicht ganz abgetrockneten Lack kleben. Es ist nur von Nahem erkennbar und wird nicht zu sehen sein, wenn das Boot im Wasser ist.

Ärgerlich ist allerdings, dass sich durch die unzureichende Abdeckung des Bootes Farbnebel auf die Badeleiter, die Rettungsinsel, Teile der Reling und einigen Fenstern gelegt hat. Die Kontrollöffnung für die Motorkühlung wurde vergessen abzukleben und zugesprüht. Den Farbnebel entfernen wir selber.

Walter hat vor drei Wochen mit den Schleifarbeiten begonnen. An unserer Steuerbordseite steht mit größerem Abstand die etwa 60 Fuß große französische Segelyacht INIA mit Christine und Michel.

An der Backbordseite hat man uns eine ALU-Reinke Super 11 als Nachbarn, auch eine Kurt Reinke Konstruktion, fast auf Tuchfühlung hingestellt. Conlee und Brooke, ein junges Paar aus Kanada mit einem alten Husky, haben die Reinke in Ensenada/Mexiko, genauso zugelackt wie unsere, gekauft. Sie sind dann erstmal zurück nach Kanada geflogen, um mit ihren Motorrädern und ihrem Husky als Sozius wieder zurück nach Puerto Penasco zu fahren. Gut zwei Wochen haben sie sich dafür Zeit gelassen. Was für eine Geschichte. Seit Wochen sind sie wie wir mit Abschleifarbeiten beschäftigt. Je nach Windrichtung stauben wir uns gegenseitig ordentlich ein.

Bugsprit

Heck

ALOMA mit blankem Hinterteil

Lack kommt runter über der Scheuerleiste

Das Deck ist inzwischen komplett abgeschliffen. Es muss noch mit Epoxy und rutschfester Farbe gestrichen werden. Bugsprit, das Heck und die Fläche über der Scheuerleiste Backbord sind auch schon fertig entlackt. Eine staubige Knochenarbeit. Die Temperaturen, mit aktuell 18 Grad, sind zum Arbeiten perfekt.

Epoxybeschichtung
Das Deck wird gründlich mit Wasser und Seife abgewaschen und anschließend mit reichlich Wasser gespült. Wenn alles abgetrocknet ist, folgt eine Reinigung mit Aceton. Dann werden die zu streichenden Flächen mit dem Exzenterschleifer bearbeitet, entstaubt und nochmal mit Aceton abgewaschen. Danach mit Klebeband die Fläche in mehrere Segmente aufteilen und drei Segmente mit der ersten Lage Epoxy beschichten. Am nächsten Tag folgt die  zweite Epoxyschicht  auf die noch leicht klebrige aber nicht mehr nasse erste Epoxyschicht. Wenn alle Segmente zweimal beschichtet sind, muss alles leicht angeschliffen werden und kann dann zweimal mit der rutschfesten Farbe Interdeck gestrichen werden.​

Vor dem Streichen geschliffen mit dem …

Exzenterschleifer

Segmente abkleben

Die erste Epoxyschicht …

wird aufgetragen

Die ersten drei Segmente sind fertig

Tropfender Tagestank
An einem schleiffreien Tag nehmen wir uns den undichten Tagestank vor. Dieser hat einen Inhalt von 43 Liter, ein sicherer Dieselvorrat, der für jede Ansteuerung einer Ankerbucht/Hafen ausreichen sollte. Ist der Tank mit der elektrischen Pumpe mit Diesel aus dem 1000 Liter großen Haupttank gefüllt, steht für mehr als acht Stunden Motorlaufzeit Diesel zur Verfügung.

Bei der letzten Umfüllaktion tropfte Diesel von der Oberseite des Tagestanks. Walter vermutet einen undichten Flansch des Füllstandsensors. Dieser ist nur bei ausgebautem Tank zugänglich. Also, erstmal Tank kanisterweise leeren und in den Haupttank kippen.
Der Tank ist mit drei M8 Schrauben dicht unter der Motorraumdecke aufgehängt. Um diese zu lösen müssen vorher diverse Schläuche entfernt werden, um an den Tank heranzukommen. Der Sensor ist, wie Walter vermutet hat, lose und kann ¼ Umdrehung nachgezogen werden.

Das sollte es hoffentlich gewesen sein. Nachdem der Tank wieder befestigt ist, starten wir eine Probefüllung mit der Dieselpumpe. Alles dicht!

Die von Pancho zugesprühte Kontrollöffnung für die Motorkühlung lässt sich ohne großen Aufwand von der Motorraumseite her wieder durchstechen.

Ein Ausflug nach Arizona/USA
Möchte man sich Sachen zuschicken lassen, gibt es zwei Möglichkeiten. Mit Amazon-Mexiko können Pakete direkt an die Cabrales-Boatyart geschickt werden. Um die ganze Zollangelegenheit braucht man sich nicht zu kümmern. Wir bestellen so erfolgreich Räder für unser Schlauchboot, um es leichter an Land ziehen zu können und den Boden des Schlauchbootes zu schonen.

Bestellungen über Amazon-USA oder von anderen Anbietern in den USA können zu der Tankstelle Gastrak in Lukeville/Arizona, direkt hinter der mexikanischen Grenze, geschickt werden. Für jede Tagessendung, die aus mehr als einem Paket bestehen kann, ist eine Lagergebühr von 12 US $/Woche zu entrichten. Ein lukratives Zusatzgeschäft für die Tanke. Es gibt immer Segler, die zwischen USA und Mexiko hin- und herfahren und Pakete mitbringen.

Epoxy für unser Deck lassen wir von unseren kanadischen Bootsnachbarn über den Marineausstatter Defender bestellen. Es ist nur für US-Amerikaner und Kanadier möglich dort ein Konto zu eröffnen.
Vier Gallonen (knapp 16 Liter) Ethanol Alkohol (Spiritus) für unseren Kocher bestellen wir bei einem Baumarkt über Amazon-USA. Alles wird termingerecht ausgeliefert. Wir mieten für den 13.12. ein Auto und fragen in der Whatsapp-Gruppe-Cabrales nach, ob wir für jemandem an der Tankstelle gelagerte Pakete mitbringen sollen. Sieht nach einem größeren Pakettransport aus.

Für uns ist der Ausflug nach Arizona eine kleine Abwechslung von den täglichen Arbeiten am Boot. Unser ESTA ist noch gültig. Wir brauchen allerdings ein neues VISA-Waver. Die amerikanischen Grenzbeamten kontrollieren die Reisepässe, die Abdrücke aller Finger werden genommen und Fotos gemacht. Der Spritzen-Status, für die Einreise in die USA immer noch erforderlich, interessiert auch bei unserer inzwischen vierten Einreise keinen.

Zum vierten Mal durch die Sonorawüste mit den riesigen Saguaro-Kakteen

Wenn wir nur Pakete an der Tankstelle Gastrak abholen, ist ein VISA-Waver nicht erforderlich, wie uns der Grenzbeamte mitteilt. Wir wollen aber noch bis in das 50 km entfernte Städtchen Ajo, einen Burger im Algarve Grill essen und dort, unbeobachtet von mexikanischen Grenzbeamten, die eingesammelten Pakete auspacken, um möglichst unauffällig durch den mexikanischen Zoll zu kommen. Nach Chicken-Cream-Soup und Burger machen wir uns an die Arbeit.

Pech scheinen nur wir zu haben. Nachdem wir erleichtert das richtige Epoxy für die Decksbeschichtung auspacken, kommt statt der 4 Gallonen Spiritus ein 5 Gallonen Fass mit Thinner (Verdünner) zum Vorschein. Nicht zu fassen! Wäre ja auch zu schön, wenn mal alles problemlos laufen würde.

Walter schafft es die Telefonnummer des Baumarkts zu ermitteln und über Skype anzurufen. Der Mitarbeiter kümmert sich darum und verspricht am kommenden Tag zurückzurufen. Nach einigem Hin und Her einigen wir uns, dass wir die für uns fast unmögliche Rücksendung des Thinners nicht organisieren müssen.

Der Spiritus wird wie versprochen sofort versendet und bereits drei Tage später an der Tankstelle Gastrak zugestellt.  Pam vom SV Marea on New Life holt schon am Tag drauf Pakete in Lukeville ab und sammelt unseres auch ein. 4 Gallonen Spiritus stehen nun im Cockpit. Die von uns noch bestellten Fiber- und Grobreinigungsscheiben für den Winkelschleifer sind inzwischen auch dort eingetroffen. Die bringt sicherlich auch jemand mit. Alles wird gut!

Putzen, räumen, waschen, mitgebrachte Ersatzteile verstauen, einkaufen, kochen und Walter assistieren, das sind meine Aufgaben.

Juan hat schon fast alle Aufträge erfolgreich erfüllt! Es fehlen nur noch die Sonnenabdeckungen für die Salonfenster.

Wir wünschen allen, die sich auf unsere Seite verirren, schöne und entspannte Weihnachtstage und alles Gute fürs Neue Jahr!