Salvador da Bahia/Brasilien 5802 sm von Stavoren/NL
7.10.2018
Bevor wir uns auf dem Trockenen der Marina Bahia, für maximal zwei bis drei Tage (sagt Walter), für ungewisse Zeit (sage ich 😉 ), dem Aus- und Einbau des Getriebes zuwenden, machen wir einen Ausflug auf die Insel Itaparica, mit 240 m² die drittgrößte Meeresinsel Brasiliens. Geplant ist ein Badesonntag mit Karin und Reinhardt von der SY 2nd Try-2. Die beiden sind inzwischen von ihrem mehrmonatigen Heimaturlaub auch wieder zurückgekehrt und haben ihr Boot in der Marina Itaparica, dem Hauptort der gleichnamigen Insel, geparkt. Marc aus Neuseeland und Corney aus Südafrika, die gemeinsam von Kapstadt nach Salvador gesegelt sind, schließen sich dem Ausflug an. Einfache Holzfährboote fahren ständig vom Fähranleger neben der Marina Terminal Nautico rüber zur Insel Itaparica.
Bevor es losgeht, bearbeitet Marc seine Polster aus dem Salon zum wiederholten Male mit den Füßen, um das Wasser aus dem Schaumstoffkern an die Oberfläche zu befördern. Die Polster, die auf der Überfahrt von Kapstadt nach Salvador Salzwasser abbekommen haben, hat er vor drei Tagen intensiv mit dem Wasserschlauch durchtränkt. Ein langwieriger Trocknungsprozess beginnt. Die Polster werden entlang des Stegs aufgereiht und stehen hoffentlich noch da, wenn wir von Itaparica zurückkehren.
Wir erwischen eine Fähre, die sich gerade abfahrbereit macht und blicken schon bald auf Salvador mit seiner imposanten Hochhausskyline. Knapp 40 Minuten dauert die Überfahrt und kurz vor dem Ankunftshafen auf Itaparica wartet der Holzkahn darauf, angelehnt an einer anderen Fähre, am Steg anlegen zu können. Dabei wird mächtig Schlamm in dem flachen Wasser aufgewühlt.
Normalerweise wird Itaparica an den Wochenenden von Touristen überschwemmt. Heute müssen sich alle Brasilianer zwischen 18 und 70 Jahren auf den Weg nach Salvador an die Wahlurnen machen. Wählen ist in Brasilien kein Recht sondern eine Pflicht. Für unentschuldigtes Nichtwählen wird eine Strafe in Höhe von bis zu 35 Reais (knapp 9 EUR) fällig. Ich bezweifele, dass die Behörden es bei 145 Mio. Wahlberechtigten schaffen, alle Wahlunwilligen zu ermitteln.
Auf einer Gesamtfläche von über 8,5 Mio. Quadratkilometern – dies entspricht etwa 24 Mal der Fläche Deutschlands – wählt Brasilien bei der diesjährigen Superwahl die 27 Gouverneure der Bundesstaaten und des Bundesdistrikts Brasilia sowie die Abgeordneten der Parlamente der Bundesstaaten. Am 28. Oktober wird voraussichtlich in einer Stichwahl der Staatspräsident ermittelt. Angesichts der nicht endenden Korruptionsskandale im fünftgrößten Land der Welt ist 2018 ein entscheidendes Jahr für die Zukunft der brasilianischen Demokratie und für Brasiliens politische Erneuerung. Wir sind gespannt wie der 1. Wahltag ausgehen wird.
Mit einem Kleinbus fahren wir für 4,50 R$/Person (1 Euro) zur Marina im Ort Itaparica. Nach Badewetter sieht es nicht aus. Die starke Bewölkung lässt keinen Sonnenstrahl durch und als wir die Marina erreichen, fängt es heftig an zu regnen. Marc befürchtet, dass er mit dem Trocknungsprozess seiner Polster wieder bei Tag 1 anfangen muss 🙁 !
Gemeinsam mit Karin und Reinhard von der 2nd Try-2 essen wir etwas in einem an der Marina angrenzenden Restaurant und warten darauf, dass es aufhört zu regnen.
Es wird freundlicher und die Sonne lässt sich blicken. Wir spazieren entlang der schönen Strandpromenade, vorbei an einer kleinen Kirche, bunten Kolonialhäusern mit ihren schönen Giebelverzierungen und lassen den Tag bei ein paar Bierchen ausklingen.
In Salvador hat es nicht viel geregnet! Gut für die Polster! Erleichterung bei Marc und Corney!
Der ultrarechtsorientierte, gegen Frauen, Indigene, Schwarze und Homosexuelle hetzende und die Militärdiktatur verherrlichende Jair Bolsonaro hat 46 % der Stimmen erreicht und ist knapp an der absoluten Mehrheit vorbeigeschrammt. Am 28.10. kommt es zu einer Stichwahl zwischen ihm und seinem linken Kontrahenten Fernando Haddad, der mit 29% deutlich abgeschlagen hinter Bolsonaro liegt.
Ein trüber Wahlsonntag geht zu Ende!