„Großes Wasser“ – Argentinien

Puerto Iguazú/Argentinien 5787 sm von Stavoren/NL
10.06. – 14.06.2018

10.06. – 12.06.2018
In Puerto Iguazú/Argentinien ist es nicht viel wärmer als im brasilianischen Foz do Iguaçu?! In unserem Hostelzimmer hängt ein etwa 30×40 cm großer und funktionierender 🙂 flacher Heizkörper an der Wand. Zu klein um den Raum mit Wärme zu füllen, aber zum kurzen Aufwärmen unserer nicht mehr an Kälte gewöhnten Körper gut geeignet 😉 . Die niedrigen Temperaturen sind für die Zeit ungewöhnlich, versichert uns der junge Mann an der Hostel-Rezeption. Aber bald ist Winteranfang auf der Südhalbkugel und es können immer mal wieder Kaltfronten mit Temperaturen unter 15 Grad durchziehen. Warm angezogen machen wir uns auf die Suche nach etwas Essbarem. Es ist nicht schwer in Puerto Iguazú ein Restaurant zu finden. Esslokale reihen sich abwechselnd mit Hotels im Ortskern aneinander und bestimmen das Stadtbild. Die Kleinstadt lebt insbesondere von dem touristischen Haupt-Anziehungspunkt, Nationalpark Iguazú.
Seit langem haben wir mal wieder ein gutes Steak auf dem Teller, so wie man es erwartet. Drei Zentimeter dick und auf den Punkt gegart. Nicht so einen dünnen, völlig tot gebratenen Fleischlappen, wie es ihn häufig in Brasilien gibt. Die Brasilianer müssen noch ein wenig üben 😉 . Zumindest in Salvador und Umgebung.

Nach einer Nacht, diesmal ohne Socken und Faserpelz, und einem Frühstück, von einer Bewertung „gut“ weit entfernt, starten wir zum 20 km entfernten Parque Nacional Iguazú. In dem nicht weit von unserem Hostel entfernten Busterminal reihen sich die Verkaufsschalter zahlreicher Anbieter aneinander, um Fahrgäste werbend. Angeboten werden Fahrten zu Zielen in ganz Argentinien, nach Brasilien und Paraguay. Schnell sitzen wir in der richtigen Buslinie und stehen in einer knappen halben Stunde an der Kasse des Nationalparks. Ich kaufe mir noch einen dünnen Regenschutz, der an jeder Ecke für umgerechnet 1,50 € angeboten wird. Heute ist es bewölkt und immer wieder  Regenschauer angesagt. Meine Regenjacke ist bei unserer Reise in die Chapada Diamantina/Brasilien, eingeklemmt unter dem Rucksackdeckel,  auf wundersame Art und Weise im Stauraum des Busses verschwunden. 

Die argentinische Seite ist größer und weitläufiger als die brasilianische. Wir spazieren erst einmal entlang des „Green Ways“, dem unteren gut ausgebauten Weg, der uns dicht an den Wasserfällen vorbeiführt und fantastische Aussichten auf die beeindruckende Landschaft bietet. Ein Nasenbär kommt uns auf dem Gelände, welches den Weg begrenzt, entgegenbalanciert, ohne uns weiter zu beachten.

Nachdem wir den „Green Way“ abgelaufen sind, genießen wir auf dem „Upper Way“ den Blick von oben auf die Wasserfälle und das satte Grün des Regenwaldes.

Zum „Teufelsschlund“, der ca. 150 x 700 m großen U-förmigen Schlucht, können sich Gehfaule mit einer kleinen, kostenpflichtigen Bimmelbahn fahren lassen. Wir genießen den Fußweg entlang der Schienen.

Bald stehen wir auf der Besucherbrücke, direkt an der Kante der gigantischen Schlucht, und können uns an den endlosen, kraftvollen Wassermassen, die mit großem Getöse in die Tiefe stürzen, nicht sattsehen.

Bevor wir wieder zurück zu unserem Hostel fahren, lassen wir unsere Eintrittskarten an der Kasse abstempeln und können so am kommenden Tag zum halben Preis ein weiteres Mal die eindrucksvollen Wasserfälle genießen.

13.06.2018
Mit 15 Grad ist es heute nicht mollig warm, aber die Sonne scheint von einem wolkenlosen Himmel. Um den Wasserfällen noch etwas näher zu kommen, buchen wir die „Great Adventure“ Tour. Ein Speedboot bringt einen direkt an die großen Fälle heran und ermöglicht Fotos aus nächster Nähe. Das Ganze ist kombiniert mit einer 5 km langen Fahrt durch den Dschungel. Mit einem geländegängigen Fahrzeug, dessen Ladefläche mit Sitzen ausgestattet ist, fahren wir bis zur Ablegestelle des Speedbootes, wo das Abenteuer beginnt. Wir wundern uns ein wenig über die Touristen einer asiatischen Reisegruppe, die komplett in wasserdichten Northface-Klamotten stecken. Auch die übrigen „Abenteurer“ sind mehr oder weniger wasserdicht verpackt. Wir sind deutlich sparsamer ausgestattet. Ich habe lediglich meine wasserdichte Outdoorjacke an und Walter hat noch für 1,50 € eine dünne Regenjacke am Eingang des Nationalparks erstanden. Haben wir vielleicht etwas falsch verstanden?

Die Fahrt durch den Dschungel ist nicht wirklich erlebnisreich. Das Paradies Iguazú ist durch den Eingriff des Menschen in das ökologische Gleichgewicht und die Wilderer bedroht. Die noch wenigen frei lebenden Jaguare, Affen, Schlangen, Tukane und zahlreichen anderen Tierarten stehen für uns nicht Spalier. Aber als Tourguide muss man sich nur zu helfen wissen. Dank Bilderbücher werden uns die verschiedenen Tiere, die sich in den Tiefen des Dschungels versteckt haben, näher gebracht 😉 .

An der Ablegestelle des Speedbootes angekommen, werden wir mit Rettungswesten und wasserdichten Beuteln, wahrscheinlich für die Kamera, ausgestattet. Aufgrund unserer spärlichen Regenschutzbekleidung werden wir etwas fragend angeguckt. Um meine Lumix G81 von Panasonic muss ich mir nicht soviel Sorgen machen, sie ist spritzwassergeschützt. Als uns kurz vor Abfahrt fröhlich ein „Have a nice shower“ zugerufen wird, macht sich doch ein etwas mulmiges Gefühl in uns breit und wir sind uns nicht so ganz sicher, ob wir eine trockene Speedbootvariante gebucht haben. Für weitere Gedanken ist es jetzt zu spät.

Mit einem Affenzahn schießen wir etwa 6 km durch den schmalen Iguazú-River, davon 2 km durch Stromschnellen.

Alle sind in Fotosessionlaune. Handys werden in die Höhe gehalten, um die eindrucksvolle Szenerie einzufangen. Das Spritzwasser hält sich in Grenzen 🙂 .

Walter sitzt mit seinem wasserdichten Handy auf der linken Seite und ich mit der Kamera auf der rechten Seite des Bootes.

Es ist ein unglaubliches Erlebnis, die Innenseite der Teufelsschlucht aus dieser Perspektive zu betrachten. Wieder haben wir das Glück, dass Sonne und Wasser gemeinsam einen Regenbogen für uns über die Schlucht malen 🙂 .

Vorbei an einem etwas „kleineren“ Wasserfall nähern wir uns langsam dem „San Martin“ Wasserfall, dem zweitgrößten der Iguazú Fälle.

Nachdem wir kurz vor dem Wasserfall für eine Fotopause verharren, wird Gas gegeben. Die Zeit reicht nicht mehr aus, um die Kamera in dem wasserdichten Beutel zu verstauen. Ich schaffe es noch so gerade die dünne blaue 1,50 € Regenjacke und mich schützend über die Kamera zu werfen und schon bald donnern Wassermassen auf uns nieder und wir wissen nun, warum wir wegen unserem dürftigen Regenschutz etwas fragend angeschaut wurden. Es spielt jetzt auch keine Rolle mehr, dass wir noch unter einem zweiten und dritten Wasserfall eine Dusche nehmen 😉 . Ich hoffe nur, dass die Kamera alles gut überstanden hat. War ein wenig mehr als nur Spritzwasser.

Klatschnass und bibbernd vor Kälte fahren wir die 5 km wieder zurück durch den Dschungel. Quackenden Schrittes begeben wir uns zum Ausgang des Nationalparks und sind froh direkt einen Bus zu erwischen, der uns zurück zu unserem Hostel bringt.

Mit Hilfe des Föns, den es glücklicherweise auf unserem Zimmer gibt, und der kleinen Heizplatte an der Wand, schaffen wir es Jeans und Schuhe wieder zu trocknen. Bis wir wieder aufgewärmt sind, dauert es eine Weile. Die Kamera hat die Wasserschlacht unversehrt überstanden. Lediglich in die nicht wasserdichten Fächern für Akku und Speicherkarte sind ein paar Tropfen Wasser eingedrungen. Auch hier leistet der Fön gute Arbeit 😉 .

So hat unsere Wasserfall-Dusche ausgesehen 🙂 . Das ist einer der kleineren Fälle, von dem wir abschließend auch noch geduscht wurden.

Warten vor dem fetten Fall.

14.06.2018
Mit einer Nord-Süd-Ausdehnung von knapp 3700 km sind die Distanzen in Argentinien enorm. Ein ausgebautes Zugnetz gibt es nicht wirklich und kurzfristig Flüge buchen ist nicht günstig.  Aufgrund dessen hat sich in Argentinien ein modernes und komfortables Busnetz entwickelt. Wir haben unsere Fahrkarten nach Montevideo bei dem Busunternehmen Expreso Singer gekauft. Cama Sitze, bis 160 Grad verstellbar, und kleine Mahlzeiten zwischendurch versprechen eine einigermaßen komfortable Reise. Um 18 Uhr werden wir in Puerto Iguazú starten. In Concordia/Argentinien endet der erste Teil unserer Busfahrt. Von dort aus wollen wir mit einem Taxi über die Grenze nach Salto/Uruguay zum Busterminal fahren. Nach etwa vierstündiger Wartezeit startet unsere letzte Etappe nach Montevideo. Wenn alles planmäßig läuft, werden wir ungefähr 24 Stunden  unterwegs sein.

Unser Hostelzimmer haben wir für 10 Euro verlängert, damit wir noch einen Ort haben an dem wir uns bis zu unserer Abfahrt ein wenig aufwärmen können. Es ist immer noch kalt. Die Zeit überbrücken wir mit einem Spaziergang durch die außerhalb liegenden Wohngebiete von Puerto Iguazú. Ein Aussichtspunkt hinter einer großen Hotelanlage bietet einen Rundblick  über die Mündung des Rio Iguazú in den Rio Paraná und über die angrenzenden Ufer auf paraguayischer bzw. brasilianischer Seite.

Unser Bus startet pünktlich um 18 Uhr und kommt mit einer Stunde Verspätung am frühen Morgen in Concordia an. Die Wiesen sind von weißem Raureif überzogen und lassen auf niedrige Temperaturen schließen. Mit 5° C haben wir seit Beginn 2017 einen neuen Kälterekord auf unserer Reise. Die Taxifahrt über den Rio Uruguay nach Salto/Uruguay und das Stempeln der Reisepässe geht schnell und unproblematisch.  Die ca. vierstündige Wartezeit im Busterminal von Salto verbringen wir kaffeetrinkend, essend, frierend und den 1:0-WM-Sieg von Uruguay über Ägypten verfolgend. Abends erreichen wir nach einer fünfstündigen Busfahrt Montevideo. Ein Taxi bringt uns zu unserem Hotel, von wo aus wir in den kommenden sechs Tage, bis zu unserem Abflug nach Deutschland, Montevideo und Umgebung erkunden werden.