Lanzarote/Kanaren 2242 sm von Stavoren/NL
12.07. – 16.07.2017
Mussten die Räder auf Madeira wegen der hochalpinen Verhältnisse (durchgängig 15-20% Steigung) noch ein Dasein in der Staukabine der Aloma fristen, werden sie hier auf Lanzarote endlich wieder an der Reling platziert. Es heißt, dass die Insel nahezu ideale Voraussetzungen für jeden Radsportbegeisterten bietet. Extreme Berganstiege halten sich in Grenzen, die Nebenstrecken sind ruhig und weitgehend asphaltiert. Wenn da nicht der Wind wäre. Der Nordostpassat weht im Juli und August besonders heftig und dann ist da nichts mehr mit familienfreundlichen Bedingungen. Da werden 5-6 % Steigungen schnell mal zu gefühlten 10-12% und das kilometerlang immer gegen den Wind. Seit wir hier in Arrecife sind, bläst es munter mit 5 Bft. Mein Rad bleibt an der Reling! Walter lässt sich davon nicht abhalten, muss er doch versuchen sein Raddefizit aufzuholen und die Beinmuskulatur wieder an die Hosenbeine seiner Radhosen anzupassen 😉 . Über die Ironman-Distanz hat er ja schon fünfmal gefinisht (Bestzeit 9:28 h, lang lang ist’s her). Der Ironman Lanzarote war nicht dabei, der am 20.05. zum 26. Mal in Puerto del Carmen ausgetragen wurde. Knapp verfehlt 😉 . Nun gilt es, die bei dieser Langdistanz zu absolvierenden 180 Radkilometer auf jeden Fall zusammenzufahren. Das sollte zu schaffen sein 😉 . Die erste Tour startet Walter ohne mich bei 5 Bft von vorne und immer bergauf im kleinsten Gang. Bergab dann mit Rückenwind und der Tacho kurz vorm Explodieren. Bei 80 km/h heißt es die Bremsen ziehen, denn bei dem Wind wird’s selbst Walter mulmig. Bei der zweiten Tour sind die Windbedingungen nicht besser und ich ziehe es vor ein paar Runden um die Lagune in Arrecife zu joggen. Sollte ich mal wieder des Öfteren machen!
Heute ist Mittwoch, der 12.07. und mit 4 Bft ist es nahezu windstill 😉 . Ich habe keine Ausrede mehr. Während wir uns erst einmal durch den Autoverkehr von Arrecife kämpfen und ich dann versuche mit meinen seit Lagos radentwöhnten Beinen gegen das „laue Lüftchen“ immer leicht bergauf anzustrampeln, macht Walter einen auf aktive Entspannung. Wir fahren die LZ30 entlang durch San Bartolomé, vorbei am Museo del Vino El Grifo, dem ältesten Weingut auf den Kanarischen Inseln. Es liegt im 5255 ha großen geschützten La Geria-Gebiet. Durch die schweren Vulkanausbrüche in den Jahren 1730-1736 wurde die Gegend hier mit einer bis zu 2m dicken Schicht aus Vulkanasche bedeckt. Aus der Not geboren, wurde ein raffiniert angelegtes Weinanbaugebiet geschaffen.
Ein kleines Stück fahren wir noch auf der LZ30 weiter und biegen dann in Richtung Puerto del Carmen ab. Was einmal ein kleines idyllisches Fischerdorf war, ist inzwischen zum größten Touristenort von Lanzarote mutiert und erstreckt sich ca. 8 km entlang der Südostküste. Kaffee trinken wir im kleinen Fischerhafen des noch einigermaßen ursprünglichen Ortsteils El Puerto. Die vorbeilaufenden Touris lassen schon ein wenig erahnen, was uns auf den kommenden Kilometern der Promenadenstraße erwartet. Unsere Erwartungen werden allerdings bei Weitem übertroffen. In Playa Grande, dem Kern von Puerto del Carmen, reihen sich auf der einen Seite Restaurants, Bars, Boutiquen, Supermärkte usw. kilometerweit aneinander. Auf der anderen Seite eine Ferienbutze neben der anderen und dahinter der endlose Naturstrand bestückt mit einem Schirmchenmeer. Wir haben noch nie so vielen sonnenverbrannten Menschen ausweichen müssen, die anscheinend nicht bemerken wenn ihre Haut über der Brust bereits Blasen wirft. Trägt man wohl jetzt so 😉 ! Die Lage entspannt sich erst wieder, als wir die Playa Matagorda im Norden erreichen, die auch noch zu Puerto del Carmen gehört. Hier sind die Strände nahezu leer und die Touristen ziehen es vor, sich in den Pools der Hotels dicht gedrängt zu tummeln.
Die letzten Kilometer fahren wir auf dem gut ausgebauten Radweg entlang der Küste, vorbei am Flughafen und der netten Ortschaft Playa Honda mit der schönen Strandpromenade. Bald schon blicken wir auf Arrecife mit dem einzigen Hochhaus auf Lanzarote. Es wurde in den 70er Jahren erbaut und musste aus wirtschaftlichen Gründen 1991 schließen. 1994 brannte es komplett aus und wurde nach 10 jährigem Leerstand 2004 als 5 Sterne-Hotel neu eröffnet.
Walter hat es auf noch drei weitere Touren gebracht und inzwischen 341 Radkilometer gesammelt (Daumen hoch 🙂 ).