Am 6.2. kommt unser Sohn Stefan für eine Woche an Bord. Bei „Marina rent a car“ in Lagos mieten wir uns für die Zeit ein Auto. Obwohl ein wenig teurer als bei dem ein oder anderen Onlineanbieter geben wir dem kleinen, sehr freundlichen Familienbetrieb gerne den Vorzug. Nachmittags fahren wir bei schönstem Sonnenschein zum ca. 75 km entfernten Flughafen nach Faro, um Stefan abzuholen. Auf der Landstraße zurück nach Lagos hat man immer wieder schöne Ausblicke auf die beeindruckende Landschaft der Algarve.
Die Bordküche bleibt heute kalt und wir gehen zur Feier des Tages direkt auf der gegenüberliegenden Seite der Marina Lagos ins Restaurant „Adega da Marina“. Es hat Brauhauscharakter mit langen Tischreihen und einer geselligen Atmosphäre. In der Hauptsaison ist hier Schlange stehen angesagt. Walter und Stefan haben sich aus der Theke Tintenfisch ausgesucht, der gegrillt mit frittierten Kartoffeln serviert wird. Ich entscheide mich für Makrele. Zusammen mit einem leckeren gemischten Salat und gezapftem Sagres-Bier haben wir einen schönen portugisieschen Einstiegsabend.
Das Wetter zeigt sich am kommenden Tag nicht gerade von seiner freundlichsten Seite. Aus einem wolkenverhangenen Himmel tröpfelt es immer mal wieder. Aber davon lassen wir uns nicht abschrecken. Heute geht es zum Arrifana-Surfspot an der Westküste der Algarve, schonmal Maß nehmen für Mittwoch.
Auf dem Rückweg machen wir Halt beim Surfshop in Aljezur und Stefan erkundigt sich nach den Kosten für das Ausleihen von Bord, Neo und den morgigen Surfbedingungen. Laut dem netten Shop-Personal alles bestens. Obwohl der Atlantik im Winter mit ca. 15 Grad nicht gerade Badewannentemperatur hat, ist ein 3 mm Neo ausreichend, Booties (so nennen sich die Surfschuhe) und eine Kopfhaube sind nicht erforderlich. Meint zumindest der junge Mann im Shop. Der muss es ja wissen. Auf jeden Fall bedeutet surfen hier im Winter ganz klar Weltklassebedingungen mit leerem Line-up (Ansammlung von Surfern). Laut Shop findet man sich im Sommer am Arrifana-Surfspot und das nicht nur hier, in einem Pulk aus Surfern (200 sind keine Seltenheit) wieder.
Am Vormittag des nächsten Tages fahren Stefan und ich bei strahlend blauem Himmel und Temperaturen bis 20 Grad nach Aljezur. Walter entschließt sich zu einer Trainingsfahrt zum Arrifana-Surfspot mit dem Rad. Ist auch gut so, denn wir wissen nicht, ob wir das Bord in den Fiesta bekommen. Vorsichtshalber nehmen wir mal eine Decke und ein Tau mit, um eventuell den Kofferraumdeckel festzubinden. Wie sich herausstellt, ist alles kein Problem. Der Surfshop stellt eine flexible Befestigung mit Spanngurten für das Autodach zur Verfügung. Als alles ausgeliehen und verstaut ist, geht’s zur Arrifana-Beach.
Dort angekommen, sind weit und breit keine Surfer zu sehen. Die Atlantikwellen zeigen sich nicht gerade einladend. Es ist Flut und wir sind noch zu früh. Also ist Warten angesagt. Bei dem Bilderbuchwetter nicht langweilig. Eine leichte Unruhe macht sich dann doch breit, weil wir auch nach einer Stunde immer noch die einzigen sind, die auf’s Meer gucken. Aber dann kommt ein Auto mit norwegischen Surfern und wenig später noch eins mit Jungs aus Deutschland, die in Lissabon ein Semester im Rahmen des Erasmus-Programms studiert haben und nun wieder auf dem Heimweg nach Deutschland sind. Walter ist inzwischen auch angekommen.
39 km bis hier hin, mit 11% Steigung am Schluss und die Serpetinenstraße zum Strand runter mit 20%. Die muss er später dann wieder hoch.
Die Norweger, echte Könner, gehen als erste ins Wasser und sind nach kurzer Zeit wieder draußen. Keine wirklich guten Bedingungen. Die Wellen kommen in sehr kurzen Abständen und sind nicht gerade geordnet. Die Norweger wollen eventuell später nochmal wiederkommen. Stefan und einer der deutschen Surfer versuchen nach kurzer Wartezeit ihr Glück. Leider erfolglos aber sie haben es zumindest versucht und Stefan hat nicht gefroren!!!
Da das Wetter super und bis Sonnenuntergang noch etwas Zeit ist, fahren Stefan und ich noch zum Praia de Marinha. Die Bucht gehört zu den schönsten der Algarve und bietet „Postkartenmotive“.
Unterwegs überholen wir Walter, der fleißig in die Pedalen tritt. Der Sonnenstand ist für Fotos nicht mehr so ideal aber der Abstecher hat sich gelohnt.
Die kommenden Tage schüttet es wie aus Eimern. Große Ausflüge lohnen nicht. Also gammeln wir im Boot rum, erzählen, hören Musik, essen und Stefan überredet uns mit ihm zusammen in die nahegelegene Muckibude „XL Ginásio“, direkt in der Nähe der Marina Lagos zu gehen. Walter und ich haben lange nicht mehr so konzentriert unsere Muskeln bearbeitet und spüren dies am kommenden Tag schmerzhaft. BaTi sollten wir auch mal dort hin schicken. Seine Nackenmuskelatur lässt schwer zu wünschen übrig. Oder ist doch das Sagres-Bier schuld daran?!
Samstag fahren wir, Regen hin Regen her, nach Sagres. Sagres liegt im Westen der Algarve nahe dem Cabo de Sao Vicente, dem südwestlichsten Punkt des europäischen Festlands. Das Cap, das wir auf unserer Überfahrt von Cascais nach Lagos mühevoll umrundet haben, müssen wir uns auf jeden Fall mal von oben ansehen. Die Küste ist sehr eindrucksvoll und hier regnet es heute nicht.
Auf dem Rückweg nach Lagos machen wir noch einen Stop am nahegelegenen Praia do Tonel. Auch hier wieder fantastische Ausblicke. Um alles im Bild zu erfassen, balanciert Stefan über den mit Felsen durchsetzen Strand und versinkt bis zu den Knöcheln im aufgeweichten, klebrigen Lehmboden. Herrlich, wie Schuhe und Mietwagen danach aussehen.
Montag geht es wieder bei recht sonnigem Wetter zurück nach Faro Flughafen. Das Wetter hätte besser sein können aber trotz allem hatten wir eine schöne und ereignisreiche Woche.
Auf dem Rückweg nach Lagos machen Walter und ich noch einen schnellen Abstecher nach Monchique und auf den Fóia, mit 902 m der höchste Berg der Algarve. Es ist kurz vor Sonnenuntergang aber wir wollen unbedingt mal die Möglichkeit einer Erklimmung mit dem Rad checken. Danach weiß ich, dass ich dafür noch ein klein wenig trainieren muss. Vielleicht schaffe ich es in den kommenden Wochen mal bis nach Monchique zu kommen. Walter allerdings kribbelt es schon in den Beinen. Wir sind gespannt.