Radtour mit Begleitung

Heute ist der 19. März und der vorerst letzte schöne Sommertag. Ein Wetterwechsel mit Regen und deutlich kühleren Temperaturen wird von den Wetterdiensten angekündigt. Also die Räder klarmachen. Walter prüft nochmal die Luft in den Reifen. Ausgerechnet mein Hinterrad hat gefühlt 1-2 Bar verloren 🙁 . So genau ist das allerdings nicht feststellbar, da wir unsere Standpumpe nicht mehr finden. Bei unserem Start in Stavoren war sie noch da und wurde definitiv verstaut. So viele mögliche Stauräume gibt es nicht dafür, das Teil ist immerhin ca. 70 cm lang. Alles schon abgesucht! Ohne Erfolg! Also hat Walter bislang immer versucht die Reifen stramm mit der Handpumpe aufzupumpen. Ob das der Grund für unsere Plattfußserie ist, da doch nicht stramm genug? Walter meint nein 😉 !!! Der Schlauch wird nicht gewechselt und nochmal kräfig gepumpt, da die Luft anscheinend nur ganz langsam entweicht. Da wollen wir mal das Beste hoffen.

Wir fahren wieder Richtung Luz (da hat mein Zahnarzt seine Praxis) und weiter nach Burgau. Die Küstenstraße, mit dem wunderschönen Blick runter auf den Strand mit dem Flüsschen, das wir schon mal mit den Strollers‘ durchwatet haben und den 14 % Steigung, geht es diesmal runter. Ist mal wieder so eine Abfahrt, vor der ich ein wenig aufgeregt bin aber ich komme gut unten an. Es läuft 🙂 .

14 % runter 😉 – Straße Burgau

Der Rest der Straße ist bis zur nächsten Querstraße mit Kopfsteinen gepflastert. Über so einen radunfreundlichen Belag muss man sich hier in der Algarve immer wieder quälen. Anscheinend wissen die Portugiesen nicht wohin mit den ganzen Steinen. Wir biegen links ab, um gleich wieder rechts nach Salema zu fahren. Da waren wir bislang noch nicht. Nein mein lieber Guide, da fahre ich nicht hoch. Auf dem Schild vor mir stehen dick und fett 20 % Steigung.

20 % rauf 😉 – Straße nach Salema

Dann wirst du aber was verpassen, die mögliche Ausweichstrecke ist bei weitem nicht sooo schön! Es sind maximal 300 m, wie der Guide vorsorglich auskundschaftet. Fahr so weit wie du kommst und dann schiebst du eben. Also gut, überredet 😉 . Ich gebe alles und steige dann nur ab, um den Bergritt von Walter im Bild festzuhalten, haha 🙂 ! Er muss sich diesmal auch mächtig anstrengen und stellt oben angekommen fest, dass er noch ein Ritzel hätte runterschalten können.

Walter’s Bergritt

Anstrengend

Wir wollen gerade weiter, da kommt aus dem Ort Salema ein Rennradfahrer hochgefahren. Also erstmal fragen wo er herkommt, ob er hier Urlaub macht oder hier lebt. Er heißt Michiel, kommt aus Zwolle/Niederlande und lebt seit einiger Zeit in der Algarve, nicht weit von Salema entfernt. Mit dem Rad hat er schon jede Menge gemacht. Unter anderem ist er bereits mehrmals den Pass zum Stilfser Joch hochgefahren. Der Traum vieler Radfahrer. Mit 2757 m der höchste Gebirgspass in Italien. Dafür muss man fit sein und das ist er, wie sich herausstellt. Was Michiel noch ist, er ist 72 Jahre alt. Kaum zu glauben!

Der Ort Bodeira, wo Michiel wohnt liegt auf unserer geplanten Strecke. Prima, die 20 km bis dorthin fahren wir zusammen. Vorher geht’s aber nochmal runter nach Salema, wo wir einen Kaffee trinken.

Blick auf Salema

Weiter dann nach Figueira und kurz dahinter auf die N125 bis Vila do Bispo. Michiel nimmt immer wieder Rücksicht auf mich, legt aber schon ein strammes Tempo vor.

Nach Carrapateira kommt ein Hinweisschild Praia da Bodeira. Da sind wir schon zweimal (Walter dreimal) dran vorbeigefahren. Der schönste Strand Portugals meint unser Begleiter. Den müssen wir uns unbedingt angucken. Wir hätten ihn wahrscheinlich wieder links liegen lassen. Sanddünen, Klippen und ein kleiner Fluss schlängelt sich zum Meer und hinter den Dünen erstreckt sich eine Lagune. Abgeschieden ist der Praia da Bodeira und weit entfernt vom großen Trubel. Der Strand ist wohl selbst in der Hauptsaison nicht überfüllt. Runter kommt man über Holzstege und Treppen, die durch die Dünen und über die Felsen führen. Zahlreiche Wohnmobile haben sich davor platziert, was für einige Tage kein Problem ist. Hört sich nach einem echten Geheimtipp an 😉 .

Walter mit Michiel

Praia da Bodeira

Dünenlandschaft am Praia da Bodeira

Ein schönes Plätzchen für Wohnmobile

Nach Bodeira sind es noch wenige Kilometer aber es geht immer rauf und runter und leichten Gegenwind haben wir auch. Damit ich dranbleiben kann, schiebt mich Walter unterstützend. Was für ein Guide 🙂 . Bordeira ist eine kleine Ortschaft an der West-Algarve, gehört zum Naturpark „Parque Natural do Sudoeste Alenejano e Costa Vicentina“ und liegt abseits des Hauptweges eingebettet in schöner Landschaft. Laut Wikipedia leben hier 431 Einwohner (Stand: 06/2011). Wir sollen mal schätzen wieviele Menschen permanent in Bodeira wohnen. 100 – 300 Einwohner? Schwer zu sagen. Es sind 32!! Die übrigen Häuser und Wohnungen gehören überwiegend Spaniern und Portugiesen, die nur während der Saison da sind. Das Angebot von Michiel auf einen kleinen Drink, müssen wir leider ablehnen. Bis Lagos sind es noch ca. 35 km und es sind fast 17 Uhr. Wir wollen uns nicht verzetteln 😉 .

Bodeira

Noch rechtzeitig zur Happy Hour erreichen wir die Marina und genießen in der Madness Bar ein großes Sundowner-Bier und die schöne Aussicht. Ach ja, das Hinterrad ist immer noch stramm und ich habe an den 1000 Höhenmetern gekratzt 🙂 .

Sundowner

Marina Lagos

81 km mit 999 Höhenmeter (Haben wir erst an Bord festgestellt, sonst hätte ich die 1000 noch voll gemacht 😉 )