Neues aus dem Club

Victoria B.A./Argentinien 8097 sm von Stavoren
10.07. – 21.08.2019

Alltagshäppchen
Frühestens Mitte Oktober geht’s weiter südwärts. Also genießen wir bis dahin unseren ganz „normalen Alltag“ im Club de Veleros Barlovento. Basteln, organisieren und faulenzen. Bei den zurzeit winterlichen, häufig einstelligen Nachttemperaturen läuft der aus Deutschland mitgebrachte AWN Heizlüfter im Salon auf kleiner Stufe mit 400 W nachts durch und hält die Temperatur auf 14 Grad. Strom ist hier im Club inclusive. Der erste der wach wird, dreht den Heizlüfter auf 1500 W hoch. Gegen acht halb neun (hängt von der Temperatur im Salon ab) schälen wir uns dann ganz langsam bei 20 Grad aus unserem kuscheligen Bett. Sinkt die Außentemperatur unter 5 Grad schafft es der Heizlüfter nicht mehr Wohlfühltemperatur zu produzieren. Dann läuft unsere  Webasto Thermo Top C Heizung nachts im Dauerbetrieb (verbraucht kostbaren Diesel). Die im Boot verteilten vier Aluminium-Heizkörper und zwei Gebläse (Salon und Vorkabine) heizen das Boot schnell auf.

großer Heizkörper in der Kombüse

kleine Version im Bad

Unsere Webasto-Heizung muss auch dann Dauereinsatz zeigen, wenn die an einem Kopfsteiger liegende 60 Fuß (18 m) große Alu-Segelyacht SPIRIT OF SYDNEY um 7 Uhr morgens ablegt, den Wasserstand ignorierend, sich über eine Stunde mühsam und lautstark eine eigene Fahrrinne durch den Hafen gräbt und dabei ein unter Wasser liegendes Stromkabel himmelt. Vor der Hafenausfahrt steckt sie endgültig fest und muss stundenlang auf Hochwasser warten. Es dauert drei Tage, bis ein neues Kabel verlegt ist. Alles unglaublich, wenn man bedenkt, dass die SPIRIT OF SYDNEY eine Antarktis Charter Yacht ist und anspruchsvolle Törns nach Süd Georgien und in die Antarktis unternimmt.

Spirit of Sydney am Kopfsteiger

Festgefahren vor der Ausfahrt

Bei Außentemperaturen unter 15 Grad bildet sich an den nicht isolierten Aluminiumteilen, abhängig von der Luftfeuchtigkeit, mehr oder weniger Kondenswasser. Auf der ALOMA tropft es an allen Alufensterrahmen und an den Luken. Also jeden Morgen einmal mit dem Lappen trockenwischen. Damit das in der Fensterrinne der Salonfenster angesammelte Wasser nicht überläuft, haben wir auf jeder Fensterseite zum Cockpit hin ein 5 mm Loch gebohrt, so dass das Wasser in die sich im Cockpit befindlichen Schwalbennester ablaufen kann. Den guten Tipp haben wir aus dem Blog der SY MIRA übernommen. In die Rinne der zwei Fenster in unserer Schlafkabine (Achterkabine) legen wir dünne Haushaltsschwämme, die wir alle 2-3 Tage ausdrücken. Funktioniert hervorragend. In Blogs haben wir von Booten gelesen, die täglich bis zu 10 Liter Wasser aus den Bilgen schöpfen. Unsere Bilgen sind absolut trocken. Die fast komplette Neuisolierung des Bootes ist gut gelungen 🙂 ! Ab dem Wochenende sind deutlich steigende Temperaturen angesagt. Vielleicht ist dies ja das Ende des Südwinters 🙂 !

Alle 3 Tage breitet sich der Duft von frischem Brot, gezaubert von unserem Brotbackautomaten, in der ALOMA aus. Frühstück ist für uns Zeit der Muße, bei dem uns unser Sohn Stefan in Deutschland via WhatsApp Anruf hin und wieder Gesellschaft leistet 🙂 .
Einmal in der Woche, vorzugsweise am Wochenende, denn dann gibt’s Rabatte, erledigen wir einen Großeinkauf bei COTO. Unsere Wäsche bringen wir in die Wäscherei LAVARAP, organisieren die noch anstehenden Bootsarbeiten (einiges lassen wir machen) und hoffen darauf, dass wir Ende August im YACHTCLUB ARGENTINO (YCA) in San Fernando für Arbeiten am Unterwasserschiff herauskranen können. Wir stehen auf der Warteliste. Clubmitglieder werden bevorzugt gekrant, aber es sieht nicht schlecht aus.

Kunstvoll gefertigter Müllsammler

oder ganz schlicht

Impfkalender auf Milchpackung

Nicht den Einkauf auf der Haube …

oder dem Dach vergessen

die Autos stehen alle zum Verkauf  => hier ein Fiat 1500

Die von H2O Factory reparierten Teile sind eingebaut und der Wassermacher danach konserviert worden. Einen Testlauf  wird es erst im Atlantik geben, nicht in dem sedimentdurchsetzten Flusswasser des Rio Lujan.
Für unseren Wassertank haben wir aus Deutschland einen neuen kapazitivmessenden Tankgeber mitgebracht. Das gleiche, nicht preiswerte Modell wie vorher. So kann das alte Loch genutzt werden. Beim Einbau stellen wir fest, dass 5 Dichtringe und eine Schraube fehlen. Zum Glück können wir die Teile des alten Gebers verwenden.  Nützt uns aber auch nicht viel. Das Teil ist kaputt 😉 ! Nach langem Suchen findet Walter eine passende Alternative bei COSTANERA UNO in San Fernando 🙂 .
Wir treffen uns mit Segelfreunden auf ein Bier im Restaurant des Clubs oder zum Essen auf dem ein oder anderen Boot. Inzwischen liegen wir im Club zusammen mit zwei Booten aus den Niederlanden, einem aus Frankreich und noch einem weiteren aus Deutschland. Alle aus der Whatsapp-Gruppe „South America Sailing Team 2019“.

Internationales Treffen auf der SY Romlea NL: Thea, Henk ARG: Griselda, Oscar und Marcelo D: Roswitha, Walter hat fotografiert

Tagesgerichte Club Restaurant

Die netten Mädels aus dem Restaurant

Leckere Empanadas

Paula Pabessi stellt einige ihrer Bilder im Club Restaurant aus

Wir gehen spazieren, absolvieren unser tägliches Spanisch-Pensum (nur nicht die Lernsträhne abreißen lassen 😉 ), haben wieder zaghaft mit sportlichen Aktivitäten angefangen (Motto: Fit für Patagonien) und schlagen uns mit dem Internet herum, was häufig wie ein Postkutschenkurier daherkommt. Updates werden mitunter zu einer Geduldsprobe.

SY Dina Helena (Marja+Henk) unsere neuen Nachbarn 🙂

Marcelo 🙂

Wir segeln (2 von 7 Stunden 🙁 ) 52 sm über den Fluss nach Colonia del Sacramento/Uruguay, weil die temporäre Aufenthaltsgenehmigung für die ALOMA nach 180 Tagen abgelaufen ist. Im Februar haben wir aufgrund des extremen Hochwassers auf dem Weg von Buenos Aires in den Segelclub de Veleros Barlovento die Abkürzung mit den zahlreichen Flachstellen im Rio Lujan genommen und sind fast aufgelaufen, weil die rote Tonne (die Farbe ist aber auch schlecht erkennbar 😉 ) in der Navionics-Karte grün eingezeichnet ist und wir die Tonne auf der falschen Seite passiert haben. Jetzt sind wir zu schissig, nehmen nach Uruguay 15 sm Umweg in Kauf und fahren durch den Canal de Vinculatción, in den Rio Urion, Canal Honda, Rio Parána de las Palmas, dann in den Canal Mitre Richtung Buenos Aires und biegen ab nach Colonia del Sacramento.
Weil wir tanken wollen gehen wir in Colonia an den Steg und mühen uns mit den ca. 35 m entfernten Mooringtonnen ab. Es ist eine Herausforderung die ALOMA sicher festzumachen. Den Tankwagen ordern wir über das Marinebüro und füllen 400 Liter in unseren 1000 Liter Tank. Da unsere Webasto-Heizung bei zu schwefelhaltigem Diesel zur Versottung neigt und wir in Patagonien nicht frieren wollen, entscheiden wir uns für den guten aber teuren schwefelarmen Gasoil 10-S. Den Tank  werden wir auf den Falkland Inseln voll machen. Dort gibt es Diesel sehr günstig und von guter Qualität. Vorerst ist nicht an eine Rückfahrt nach Argentinien zu denken. Es bläst ein kräftiger kalter Wind aus Süd. Wir liegen gut geschützt hinter der Hafenmauer, über die immer wieder das Wasser spritzt.

Endlich dreht der Wind auf Südost. Gut für uns! Wir haben nicht nur nahezu halben Wind, sondern das Wasser wird bei südöstlicher Windrichtung in den Rio de la Plata geschoben, so dass es höher und länger aufläuft als die astronomische Gezeit. Das nutzen wir aus. Das Ablegemanöver gestaltet sich bei nicht wenig Wind und den weit entfernten Mooringtonnen langwierig und abenteuerlich. Bei 5 Bft haben wir einen super schnellen Segeltörn. Wir segeln stundenlang mit mehr als 8 Knoten. Endlich mal wieder schönes Segeln 🙂 . Vor der kritischen Flachstelle bergen wir die Segel und motoren auf unserem alten Track die Abkürzung vom Rio de la Plata in den Rio Lujan. Die Tonne nehmen wir diesmal auf der richtigen Seite 😉 und sehen bei einem Wasserstand von 1,5 m über Kartennull nie weniger als 3,10 m auf dem Tiefenmesser.

Wir denken darüber nach, welchen Weg wir Mitte Oktober zu den Falklandinseln nehmen. Gehen wir von Montevideo/Uruguay aus die ca. 1400 sm non stop nach Port Stanley oder die Küste entlang über La Plata – Necochea/Quequén – Puerto Madryn – Caleta Hornos nach Puerto Deseado und dann von Puerto Deseado aus die 450 sm hinüber nach Port Stanley (insgesamt knapp 1700 sm)? Die Falklandinseln liegen auf dem 51. Breitengrad. Hier beginnen die „Furious Fifties“ (wütenden Fünfziger). Zwischen 40 und 50 Grad südlicher Breite durchquert man die „Roaring Forties“ (brüllenden Vierziger). Egal welchen Weg man wählt, es kann sehr ungemütlich werden. Ausgebaute Marinas gibt es dort unten nicht mehr. Noch haben wir etwas Zeit.
Gerade kommt die Meldung vom entnervten Skipper, dass er es geschafft hat den B&G Zeus Touch Plotter upzudaten 🙂 ! Der lief nach dem GPS-Rollover im April nicht mehr 🙁 ! Die B&G Download-Seite war eine Woche nicht erreichbar. Eine Emailanfrage an B&G ist bis heute unbeantwortet.