Abrolhos Inseln/Brasilien (Bahia) 6133 sm von Stavoren
26.10. – 31.10.2018
Sapinho/Baia do Camamu – Abrolhos – 269 sm – 47 h
Gegen 12 Uhr gehen wir bei ablaufendem Wasser Anker auf. Nach drei Stunden motoren setzt Wind aus NE mit 4 Bft ein, der auf 5-6 Bft zunimmt. Von der bis ins zweite Reff eingerollten Genua 1 wechseln wir einen Tag vor Ankunft auf die Genua 3. Der durchgängig kräftige Wind beschert uns eine schnelle Fahrt zu den Abrolhos. Auf dem ganzen Törn lässt sich nichts tierisches blicken. Zwei Bootsbegegnungen sind die einzige Abwechslung.
Hatten wir bislang immer mehr als 2000 m Wasser unter uns, schippern wir jetzt über die Royal Charlotte Bank, die sich bis auf 27 m erhebt. Sie ist eine Erweiterung des Kontinentalschelfs, welches ein Schott für die unter Wasser stehenden Meeresströmungen bildet, die Wassertemperatur verändert und die lokale Fauna einschließlich großer Raubfische, wie unter anderem den blauen Marlin, anzieht. Die kleine Hafenstadt Canavieiras, die an der Südküste des Bundesstaates Bahia liegt, ist der nächstgelegene maritime Ausgangspunkt zur Royal Charlotte Bank, von wo aus die Charlotte Fischerboote verkehren. Die Sonne geht hinter der Küste unter. Nicht ganz so spektakulär.
An der Südseite der Hauptinsel Ilha de Santa Bárbara fahren wir einige erfolglose Manöver, um die Mooring zu erwischen. Ein Mitarbeiter von ICMBio kommt uns mit seinem Schlauchboot zur Hilfe und erlöst uns von den nervigen Anlegeversuchen. Lange werden wir hier nicht liegen bleiben können, da der Wind schon heute Nachmittag auf Süd drehen soll und wir uns dann auf die geschützte Nordseite der Insel verholen müssen.
Reinhard und Karin legen, kurz nachdem wir an der Mooring fest sind, ab und nutzen noch den Nordwind aus, um ein gutes Stück Richtung Vitoria zu machen. Gucky und Rena sind schon vor unserer Ankunft weitergesegelt.
Zwei nette Mädels von der ICMBio kommen mit einem Schlauchboot vorbei, um die Formalitäten zu erledigen und uns über die Verhaltensregeln hier im Naturschutzgebiet aufzuklären. Es dürfen nur die Ilha Siriba und die einzige bewohnte Hauptinsel Ilha de Santa Bárbara, auf der das brasilianische Militär eine ständige Präsens hat, in Begleitung bzw. mit Genehmigung betreten werden. Bei Interesse machen die ICMBio Mitarbeiterinnen mit uns einen Spaziergang auf Ilha Siriba, auf der viele verschiedene Vogelarten brüten. Für einen Besuch muss das eigene Schlauchboot genutzt werden, da ihres für 4 Personen zu klein ist. Würden wir gerne machen aber der angekündigte Südwind macht ein Anlaufen beider Inseln unmöglich.
Um 15 Uhr lokale Zeit ist es, als wenn einer den Wetterschalter umgelegt hat. Es wird stockedüster und der Wind kommt von jetzt auf gleich kräftig aus südlicher Richtung. Es liegt nur noch ein brasilianischer Segler an einer Mooring, alle anderen sind von Fischern belegt. Fischer, die keine freie Mooring mehr bekommen haben, liegen vor Anker. Als die ersten Fischerboote beginnen, sich auf die Nordseite der Insel zu verlegen, lösen auch wir unsere Mooring.
Der Wind hat inzwischen auf 6 Bft zugenommen und es schüttet wie aus Eimern. Es wird ein ungemütliches Verlegen, denn so schnell haben sich die Wellen auf der Nordseite noch nicht beruhigt. Alle Moorings sind inzwischen von Fischern belegt. Einige fahren noch Kreise und suchen einen geeigneten Ankerplatz. Wir legen unseren Anker zwischen die Hecks von zwei Fischerbooten auf 10 m (Hochwasser) und geben 70 m Kette. Der brasilianische Segler ist inzwischen auch gekommen und legt sich nur 10 m parallel von uns. Viel zu dicht! Er geht wieder Anker auf und liegt jetzt in sicherer Entfernung von der Aloma.
Am kommenden Tag ist es noch etwas schwellig. Inzwischen sind wir froh, dass wir unser Schlauchboot wetterbedingt nicht einsetzen können. Wahrscheinlich hätten wir nicht sofort bemerkt, dass unten an der Welle des Außenborders, da wo der Propeller sitzt, Getriebeöl heraustropft. Eine Öllache mitten im Naturschutzgebiet hätte sich nicht gut gemacht. Wir hängen einen Eimer unter den Schaft. Eine Reparatur, alles deutet auf eine verschlissene Dichtung hin, muss bis Rio warten.
Die im Südatlantik gelegenen Abrolhos sind das größte Riff Südamerikas. Zu dem Meeres-Nationalpark gehören fünf kleine Inseln vulkanischen Ursprungs. Insbesondere für die früheren Holzschiffe galten die Inseln wegen ihrer vielen Riffs ringsherum als sehr gefährlich, wie zahlreiche hier am Meeresgrund liegende Wracks belegen. Portugiesische Seeleute wurden von ihren Kapitänen an diesem Ort mit den Worten gewarnt: “Abram os olhos“ (Macht die Augen auf) wegen der Gefahr, aufzulaufen. Daher soll der Name “Abrolhos“ für den Archipel kommen. Der reiche Bestand an Meeresfauna und – flora ist für Taucher und Schnorchler ein Paradies.
Von Juni bis Oktober kehren die Buckelwale aus der Antarktis bis zu den Abrolhos, ihren eigenen Geburtsgründen, zur Fortpflanzung zurück. Es wurden schon bis zu 1000 Exemplare gezählt. Von allen Arten halten die südamerikanischen Buckelwale den Rekord im Langstreckenwandern. Leider können wir dieses Schauspiel nicht mehr erleben. Wir sind zu spät dran 🙁 ! Vielleicht haben wir auf unserem Weg nach Süden das Glück, noch ein paar in die Antarktis zurückkehrende Wale zu sichten.
Unser Ankerplatz auf der Nordseite gefällt uns. Von hier aus können wir die großen Vogelschwärme beobachten, die die kleinste Abrolhosinsel Guarita umfliegen.
Wind und Wellen haben sich am nächsten Tag beruhigt. Die Fischer sind rausgefahren und der brasilianische Segler geht auch Anker auf. Wir haben die Abrolhos für uns alleine. Ohne geschnorchelt zu haben, wollen wir die Inseln nicht verlassen. Ilha Siriba, die bevorzugte Tauch- und Schnorchelinsel, ist für uns aufgrund des starken Südwindes unerreichbar. Wir verlegen an eine inzwischen freigewordene küstennahe Mooring und versuchen unser Schnorchelglück hier vor der Ilha Santa Bárbara. Aufgrund des starken Windes und der unruhigen See in den vergangenen Tagen beträgt die Sichtweite nicht mehr als fünf Meter. Aber der Schnorchelausflug lohnt sich. An dem kleinen vorgelagerten Korallenriff sind Fischschwärme in leuchtend blauen Farben, Drückerfische, meterlange Zackenbarsche und viele andere Fische, deren Namen wir nicht kennen, zu beobachten.
Am kommenden Morgen gegen halb 6 verlassen wir die Abrolhos, die sich zum Abschied im schönsten Sonnenlicht präsentieren.
Auch wenn das Wetter nicht so wie erhofft war, sind wir froh das eindrucksvolle Archipel nicht ausgelassen zu haben. Unser nächstes Ziel ist Rio de Janeiro, gut 500 sm entfernt. Ein ordentlicher Sprung südwärts.