Endlich weiter nach Valdivia

Marina Estancilla – Valdivia/Chile – 11825 sm von Stavoren/NL
4.04. – 7.04.2020

Die 242 sm bis Valdivia werden wir in drei Etappen zurücklegen. Die Passage durch den Canal Chacao, der die Insel Chiloé vom chilenischen Festland trennt und in den Pazifik führt, muss gut geplant werden. Es treten Gezeitenströme von bis zu 10 Knoten auf.
Um 9 Uhr legen wir von der Boje ab. Was für ein befreiendes Gefühl. Mireille und Marc stehen winkend auf der KALIM und es wird zum Abschied kräftig ins Horn geblasen. Die beiden haben die Hoffnung auf einen erlaubten Landgang noch nicht aufgegeben. Wer weiß, wann und wo wir uns mal wiedersehen. Ronan und Alain von der FRATELLI warten auf eine Möglichkeit nach Französisch Polynesien abzulegen.

Caleta Anihué S 42°19’45 W 73°15’33
Golfo de Ancud – Isla Añihué
Marina Qinched – Caleta
Añihué – 39 sm
4.04. – 5.04.2020
Auf dem Weg zur 39 sm entfernten Caleta Añihué kommen wir wieder an riesigen Lachsfarmen vorbei, eine Gruppe von Seebären steckt ihre Köpfe vorwitzig aus dem Wasser und Pelikane landen neben der ALOMA im Wasser. Vorbeifahrende Fischer erwidern unseren Gruß nur sehr verhalten. Ob das etwas mit Corona zu tun hat? Wir ankern in der schön gelegenen Caleta Añihué auf 6 m mit 50 m Kette.

Bahia Manao S 41°52′ W 73°31′
N of Puerto Hueihue
Caleta
Añihué – Bahia Manao – 34 sm
5.04. – 6.04.2020
Den Anker holen wir gegen halb 9 mit viel Kelpbehang hoch. Im Golfo de Ancud setzen wir bei 4-5 Bft aus SW die Genua 1 im 1. Reff. Nach kurzer Zeit können wir schon wieder ausreffen. Dann muss Mr. Yanmar eingreifen. 5 Bft aus SW, Genua 1 ins 2. Reff, 6 Bft für 10 Minuten und wieder ausreffen. Der Wind dreht und nimmt zu, Genua wieder ins 2. Reff. Kein schönes Segeln.

In der Bahia Manao müssen wir auf lange herumschwimmende Taustücke achten, die an Bojen befestigt sind. Die nach Osten hin offene Bucht ist ungefähr 6 sm vom Eingang des Canal Chacao entfernt. Ein guter Ankerplatz, um auf die richtige Tide für die Kanalpassage zu warten.

Valdivia – Marina Estancilla S 39°50’96 W 73°19’04
Río Valdivia – Region de los Ríos
Bahia Manao – Marina Estancilla/Valdivia – 169 sm – 27:32 h
6.04.20 – 7.04.2020
Gegen 9:30 Uhr gehen wir Anker auf. Es ist sonnig und der Himmel wolkenlos. Kurz vor der Zufahrt zum Canal Chacao kommt uns die Strömung noch leicht entgegen. Dann ist Stillstand, der Strom kippt und saugt uns schon bald mit einer Strömungsgeschwindigkeit von bis zu 6 kn durch den Kanal. In der Spitze machen wir 11 kn. Wir haben genau den richtigen Zeitpunkt für die Durchfahrt abgepasst. Bereits kurz vor Ancud, einer Stadt im Norden von Chiloé, machen sich die ersten Pazifikwellen bemerkbar. Als wir aus der Abdeckung herausfahren, rollen zunehmend höhere Wellen durch die Bucht von Ancud. Wir fahren zwischen Chiloé und der Isla Doña Sebastiana hindurch, werden in den Pazifik gespuckt und stoßen fast mit DINA HELENA und KIWI DREAM zusammen.
Beide Boote sind bereits seit Wochen in den Caletas nördlich des Golfo de Penas unterwegs, auf der Suche nach einem Hafen mit einschätzbaren Restriktionen wegen Corona. Jetzt sind sie wie wir auf dem Weg nach Valdivia. Die ersten 1,5 Stunden motoren wir noch gegen eine ruppige unangenehme Pazifikwelle an. Was für eine Strapaze für meinen nach wochenlanger ruhiger Kanalfahrt wellenentwöhnten Magen.
Wir bleiben die ganze Zeit mit DINA HELENA und KIWI DREAM in Funkkontakt und freuen uns über unsere Rauschefahrt mit bis zu 10 kn (Spitze über 11 kn) durch die Nacht. Am frühen Morgen ist der Wind weg. Im Rio Valdivia, in dem die Marina Estancilla liegt, haben wir trotz Springtide nur 1 – 2 kn Gegenstrom. Mehr als 3 kn gibt’s hier nicht, sagt Jorge der Marinamanager.
Die uns zugewiesene Box ist wegen der noch immer flussabwärts laufenden Strömung nicht einfach anzusteuern. Fast klappt es. Doch dann bekommen wir die Kurve nicht mehr, rammen den Dalben, der rechte Bugkorb ist verbogen und über der Aufnahme gebrochen. Ein Fall für den Schweißer.

Eine Stunde später ist die Armada, ausgestattet mit Mundschutz, in der Marina. Wir müssen ein Formular mit Fragen zu unserem Gesundheitszustand ausfüllen. Das Boot haben wir nachweislich seit drei Wochen nicht mehr verlassen und dürfen, nachdem das Fieberthermometer deutlich unter der magischen Grenze von 38° C liegt, an Land.

Bilder: https://aloma.koeln/feuerland-patagonien-bilderreise-teil-6/