Cape Pembroke Lighthouse und eine überraschende Begegnung

Stanley/Falklandinseln 9625 sm von Stavoren/NL
2.12. – 7.12.2019

Wir spazieren zur Wanderer III, um Thies und Kicki für Mittwoch auf die Aloma zum Essen einzuladen. Königsberger Klopse und Möhrensalat lassen sich gut vorbereiten und haben sich als Bordessen bewährt. Es wird ein kurzweiliger Abend. Wir sprechen unter anderem über die veränderten Regularien auf Süd Georgien und in der Antarktis, ausgelöst durch das stark zugenommene Kreuzfahrtschiffaufkommen. Die wenigen Segler, die bis in diese Region vordringen, haben darunter zu leiden. Auf Marine Traffic hat Walter zuletzt auf Süd Georgien 4 Kreuzfahrtschiffe und einen Segler gesehen. Jedes Kreuzfahrtschiff, meist mit „nur“ einigen hundert Gästen an Bord, darf an festgelegten Plätzen „nur“ 100 Passagiere auf einmal anlanden. Danach dürfen die nächsten hundert an Land. Landet ein Kreuzfahrtschiff in einer Bucht gerade Passagiere an, muss ein Segler mit dem Anlanden seiner Handvoll Passagiere warten, bis die Massen auf den Kreuzfahrtschiffen alle abgefertigt wurden. Umgekehrt ist es genauso. Da kann man sich vorstellen, dass Segler bei den Kreuzfahrtschiffen nicht sonderlich beliebt sind. Dass nur ausgesuchte Buchten von Kreuzfahrtschiffen angefahren werden dürfen, ist nachvollziehbar. Nicht nachvollziehbar ist, warum diese Verbote auch für Segler gelten und warum Segler nicht parallel zu einem Kreuzfahrtschiff anlanden dürfen. Von behördlicher Seite hat man sich nicht die Mühe gemacht, Ausnahmen für Segler zu schaffen. Da es hier um viel Geld geht, kann man den Eindruck gewinnen, dass Segler grundsätzlich unerwünscht sind.

Es werden die verschiedensten Wanderungen auf den Ostfalklands angeboten. Auf das richtige Wetter zu warten ist müßig. Das wechselt dreimal am Tag. Einfach losgehen. Wir starten vormittags, in mehrere warme Lagen gehüllt, mit Sonnenbrille zu der 17 km langen aber flachen Tour zum Leuchtturm am Kap Pembroke. Für uns werden es 4 km mehr, da wir vom East Jetty bis zur Seafarer’s Mission, dem Startpunkt, laufen. Vor dem Überqueren der Boxer Bridge kommen wir an einer kleinen, gegen alle Winde geschützten, privaten Marina vorbei. Thies hat uns geraten, bei starkem Ost- und Nordwind hier hinzugehen. Große Teile der ehemaligen Dampfschiffe „Golden Chance“ und „Gentoo“ ragen aus dem Wasser. Die Golden Chance, 1914 in Lowestoft (UK) gebaut, hat mit ihren meilenweit ausgebrachten Netzen Heringfang betrieben. 1949 ist sie wegen Teilnahme an einem Robbenfang-Unternehmen zu den Westfalklands ausgelaufen. Die Gentoo hat 1927 die Falklands erreicht und ist 38 Jahre lang als Warenschiff rund um die Inseln gefahren. Wir laufen entlang der Whalebone Cove. Der Name kommt daher, weil bei Ebbe eine große Anzahl von Walknochen zu sehen ist. Wal- und Robbenfang haben zu dem frühen Wirtschaftswachstum der Falklands beigetragen. Hin- und wieder lassen die Wolken die Sonne durchblicken und das Schiffswrack „Lady Elisabeth“ strahlt rostig-rot. Es wurde 1879 in Sunderland (UK) gebaut. 1913 hat die Lady auf einer Reise von Vancouver aus bei der Umrundung Kap Horns Schaden erlitten. Zur Durchführung von Reparaturen hat sie sich bis nach Stanley gerettet. Die Reparaturen wurden wegen der hohen Kosten nie durchgeführt. Nachdem sie jahrelang als schwimmendes Warenhaus gedient hat, wurde sie 1936 bei einem heftigen Sturm in ihre jetzige Position, die Whalebone Cove, geblasen.
Wir gehen über große Flächen, auf denen sich verschiedenste, flach wachsende Pflanzen angesiedelt haben. Ein kleiner Umweg führt uns am Black Eagle Camp vorbei. Der aus Eisen gefertigte Adler, der auf einem kleinen Felshügel thront, ist leicht auszumachen. Vor Erreichen des Stanley Flughafens sehe ich im Gras einen großen Raubvogel sitzen. Es ist nicht wie anfänglich angenommen ein Adler, sondern ein Schopfkarakara (Carancho), ein falkenartiger Vogel. Er verbringt seine Zeit allerdings überwiegend auf dem Boden und nicht wie ein Falke jagend in der Luft.
Im Flughafengebäude gibt es eine gute Gelegenheit die Blase zu entleeren und sich ein wenig aufzuwärmen. Auf der Startbahn macht sich gerade eine kleine rote Propellermaschine der Fluggesellschaft FIGAS startklar. Eine lange kiesbedeckte Straße führt an der Küste entlang, mit weißen Sandstränden und eindrucksvollen Felsformationen, bis zum Leuchtturm. Wir haben gerade die letzten Krümel unseres mitgebrachten Kuchens vertilgt, da frischt der ohnehin schon mit 5-6 Bft wehende Wind nochmal auf und heftigster Hagelschauer macht ein Weitergehen unmöglich. Die Sonnenbrillen sind schon lange im Rucksack verschwunden und die Regenhosen werden hervorgeholt. Der Regen lässt nach, hört aber nicht mehr wirklich auf. Wir gehen entlang der alten unbefestigten Straße Richtung Flughafen zurück. Der Kleinbus eines Ferienanbieters lädt dort gerade Gäste ein und fährt uns für 5 FKP/Person zum East Jetty.

Für die kommenden Tage ist ein Kälteeinbruch angesagt. Heute messen wir 5° C, die bislang niedrigste Temperatur, ein grauer ungemütlicher Tag. Es soll noch kälter werden. Der Wind hat zugelegt und bläst aus südlicher Richtung. Wir liegen nach wie vor gut geschützt am East Jetty, seit Auflösung unseres Dreierpäckchens immer noch an der Spuntwand ohne Nachbarn. Ein Einkaufs- und Museumstag. Bevor wir zum Historic Dockyard Museum gehen, braucht Walter noch einen kleinen Imbiss. Wir wollen mal das Café im Weststore Supermarkt testen. Ein Geier zerrupft Abfallsäcke auf einem Container des Jettygeländes. Die SANTA MARIA AUSTRALIS, die kürzlich am East Jetty lag, hat ein ganzes Schaf zerlegt. Die Reste sind wohl in den Container gewandert. Das riechen Geier kilometerweit.
Auf dem Weg zum Weststore begegnen wir Scharen von blau bejackten Menschen, überwiegend Deutsche, auf dem Rücken der Aufdruck Hapag-Lloyd Expedition Cruises. Die Hanseatic Nature hat heute Morgen im Hafen geankert. Walter ist schnell im Weststore verschwunden, so hungrig wie er ist. Ich komme kaum hinterher. Bei einem Blick zur Seite schaue ich in ein mir bekanntes Gesicht. „Hallo Ranga“, stammele ich ein wenig unbeholfen. „Ranga Yogeshwar?“ „Hallo, ja das bin ich“, sagt der ehemalige Moderator von Quarks & Co. Ich erzähle, dass wir mit dem Segelboot hier sind und so langsam schwindet meine anfängliche Unsicherheit. Walter schaut nach einer Weile wo ich denn bleibe und wir werden von Ranga zu einem Kaffee im Weststore Restaurant eingeladen. Er ist mit der Hanseatic Nature unterwegs, auf der er Vorträge hält und trägt nicht die blaue Cruiserjacke. Er freut sich auf eine Besichtigung der Aloma, wir uns über den prominenten Besuch und darüber, dass diesmal wir gefragt werden ob ein Foto mit uns gemacht werden darf. Wir begleiten Ranga wieder zurück zum Public Jetty und gehen weiter zum Museum.

„Sind sie von der Hanseatic Nature?“, fragt die Dame von der Museumskasse Walter. „Nein, wir sind mit einem Segelboot hier und liegen am East Jetty“. „Ah, ich dachte Sie seien vom Kreuzfahrtschiff, weil sie auch so eine blaue Jacke tragen“, schmunzelt die Dame. In dem Historic Dockyard Museum, mit einer schön angelegten Außenanlage, erhält man umfangreiche Einblicke in die Geschichte und das Erbe der Inselbewohner, die Besetzer (Argentinier) und Befreier (Engländer), die Tiere und Pflanzen der Falklands. Ein Film zeigt, wie die damaligen Kinder den 79 Tage anhaltenden Falklandkrieg erlebt haben. Die Geschichte der argentinischen Invasion nimmt einen großen Raum in dem Museum ein. Wir können es verstehen.
Viele berühmte Entdecker und Reisende von der ganzen Welt haben die Falklands besucht, um ihre Schiffe mit neuer Ware zu beladen oder zu reparieren. Viele Familien haben hier einen Neuanfang gesucht. Nicht alle haben die Falklands sicher erreicht. Es sind mehr als 120 Schiffe bekannt, die an Falklands Küsten verloren gingen oder in einem Krieg versenkt wurden. Bilder und interessante Berichte vieler Entdecker sind einsehbar.
Desweiteren gibt es eindrucksvolle Aufzeichnungen und Bilder von historischen Expeditionen in die Antarktis. Die Reclus Hütte, in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts auf den Falklands gefertigt und auf der antarktischen Halbinsel installiert, diente mehreren Expeditionsteams als Unterkunft. 1992 wurde sie abgebaut und hier im Museum mit der Orginaleinrichtung wieder aufgebaut. Ein lohnenswerter Museumsbesuch!

Was haben wir sonst noch so gemacht?
Die meisten unserer Salonfenster sind nun „doppelverglast“. Für diesen Zweck haben wir bereits aus Deutschland zwei Rollen klare PVC-Tischdecken mitgebracht. Zugeschnitten und hinter die Fensterrahmen geklemmt, erreichen wir eine wirkungsvolle Doppelverglasung. Außerdem läuft nun das sich ansammelnde Kondenswasser zwischen der äußeren Plexiglasscheibe und der PVC-Folie in unsere „Regenrinne“ und von dort nach draußen.