Salvador da Bahia/Brasilien 5802 sm von Stavoren/NL
9.10. – 13.10.2018
1. Werfttag
Um 9:53 Uhr ist Niedrigwasser in Salvador. Gegen 8:15 Uhr liegen wir vor dem Travelerlift der Marina Bahia und werden schon erwartet. An Helfern mangelt es nicht. An jeder Seite mindestens zwei, einer im Führerhaus des Travelerlifts und einer tauchend, um die Gurte am Unterwasserschiff an der richtigen Stelle zu platzieren. Da kann ja nichts schiefgehen. Die Aloma ist schnell aus dem Wasser gehoben und steht schon bald sicher auf ihren mit 5,2 t Blei gefüllten Twinkielen. Wir können die Mitarbeiter nicht so wirklich davon überzeugen, dass ein Umfallen nahezu ausgeschlossen ist und es werden ringsherum sicherheitshalber noch Stützen angebracht.
Auf den Zustand des Unterwasserschiffs, welches zuletzt im Juni 2016 mit Antifouling gestrichen wurde, sind wir gespannt. Während unseres Heimaturlaubes wurde der Bauch der Aloma regelmäßig von Ivan geputzt und vor vier Wochen hat Walter den Propeller nochmal von Bewuchs befreit. Wir sind positiv überrascht. Es sind lediglich ein dünner Biofilm und hier und da ein paar Muscheln zu sehen. Zwischen den Twinkielen war Ivan allerdings etwas nachlässig. Die Reinigung bei dem trüben Wasser in der Bucht von Aratu war ihm an der Stelle wohl etwas zu mühsam.
Hochdruckreinigung wird in der Marina Bahia nicht angeboten. Ist aber auch nicht so schlimm, da das wenige Antifouling, was noch am Unterwasserschiff ist, möglichst erhalten bleiben soll. Wenn es sich vermeiden lässt, wollen wir hier auf dem teuren Werftplatz kein Antifouling streichen und werden versuchen durch regelmäßiges Abschaben des Bewuchses, den Anstrich bis Uruguay hinauszuzögern. Mit Wasserschlauch und Plastikschaber machen wir uns direkt an die Arbeit. Walter übernimmt die Backbordseite und ich die Steuerbordseite, einschließlich die Reinigung der am Rumpf angeschweißten Zinkanode und der Wellen- und Propelleranoden. Den Propeller werden wir später mit Amidosulfonsäure bearbeiten, um ihn von dem Kalkbelag und den Muscheln zu befreien . Den üppigen Muschelbewuchs zwischen den Kielen entfernt netterweise Walter 🙂 !
Gegen 14:15 Uhr ist das Unterwasserschiff sauber. Bei 38,5 °C im Boot, der Motorraum dürfte noch ein paar Grad mehr haben, beschließen wir morgen früh mit dem Getriebeausbau zu starten. Feierabend! Wir beobachten den regen Betrieb auf dem Werftgelände und sind froh nicht neben dem Motorboot zu stehen, welches bei nicht wenig Wind einen neuen roten Farbanstrich aufgesprüht bekommt.
Ich tausche meine, aus nicht uv-beständigem Flaggenstoff, selbst genähte und völlig ausgeblichene Brasilienflagge gegen eine neue gekaufte aus.
Am frühen Abend gehen wir auf dem Marinegelände etwas essen. Bis 22 Uhr müssen wir wieder auf der Aloma sein, damit wir nicht von den zur Sicherung des Werftgeländes losgelassenen Hunden angefallen werden.
2. Werfttag
Um 6 Uhr morgens zeigt das Thermometer bereits 25,5 °C. Mit dem Ausbau des alten Getriebes starten wir um halb sieben.
Das Ladeluftrohr wird abmontiert (1.), die Stevenrohr-Dichtung geöffnet und der Klemmkonus, der die Welle mit der flexiblen Kupplung verbindet gelöst (2.). Nachdem der Klemmkonus gelöst ist, wird die Welle nach hinten geschoben und die flexible Kupplung vom Getriebe getrennt (3.).
Als nächstes wird das Schaltgestänge vom Getriebe gelöst (4.), das Wasser aus dem Getriebeölkühler abgelassen (5.) und die Kühlwasserschläuche gelöst (6.).
Nachdem die Getriebeglocke am Motor abgeschraubt ist, kann das Getriebe nach hinten herausgezogen werden (7.). Das alte KBW 21-Getriebe ist draußen (8.) und der Platz frei für das neue ZF 30 m- Getriebe (9.) 🙂 !
Die Adapterplatte für das ZF 30 m Getriebe ist nicht wie bei dem KBW 21 Getriebe integriert (10.), sondern muss noch an die Getriebeglocke angeschraubt werden (11.).
Das neue Getriebe passt auf Anhieb (12.) 🙂 !
Um 12:30 Uhr ist das neue Getriebe eingebaut. Dass die Restarbeiten auch so reibungslos ablaufen, mögen wir nicht so wirklich glauben. Die ersten Probleme fangen schon damit an, den alten Konus von der Welle zu bekommen. Die Abzieher haben wir aus unerklärlichen Gründen beim Umzug auf das Boot nicht mitgenommen. Mit Hilfe von Schraubzwingen schafft es Walter schließlich den Konus von der Welle zu ziehen.
Wir legen erstmal eine kleine Pause ein und beobachten wie ein zum Kran geschlepptes Motorboot ins Wanken gerät und noch so gerade vor dem Umkippen bewahrt werden kann. Die Möbelrollen sind anscheinend etwas zu schwach für den Kahn 😉 .
Nachdem der neue Konus und die neue flexible Kupplung angebracht sind, machen wir für heute Feierabend! Wir gehen zur Belohnung in das Gourmet-Restaurant der Marina Bahia essen. Das 480 g Filetsteak mit Gnocchis, für umgerechnet 17 Euro, wollen wir uns teilen. Unter der gelüfteten Silberhaube sieht es übersichtlich aus. 480 g hat das Stück Fleisch anscheinend vor dem Braten auf die Waage gebracht. Wie sich dann herausstellt, beziehen sich die Gewichtsangaben auf das Fleisch und alle Beilagen. Der Salat, den wir noch zusätzlich bestellen, wiegt 260 g. Eine interessante Masche!
3. Werfttag
Heute erledigen wir den ganzen „Kleinkram“ um das Getriebe herum. Der neue Klemmkonus wird mit der neuen flexiblen Kupplung verbunden (Bild links) und der neue Ölkühler am Getriebe angeschraubt (Bild rechts).
Der Ölkühler des alten Getriebes war hinter dem Motorölkühler im Nebenstrom verbaut. Der neue Getriebeölkühler sitzt direkt hinter der Seewasserpumpe im Hauptstrom. Die Verbindung des Ölkühlerausgangs mit dem Motor gestaltet sich schwieriger als gedacht. Eine Schlüssellochoperation beginnt. Den kaum flexiblen Kühlwasserschlauch samt Schlauchschelle blind auf ein Kühlwasser-rohr des Motors zu schieben ist eine Herausforderung. Fluchend, die Finger fast abbrechend, kurz vorm Aufgeben und endlich geschafft 🙂 ! Der Schlauch ist drauf. Die schwere Schlauchschelle auf dem Stutzen richtig zu platzieren und festzuziehen ist nochmal kniffelig.
Das andere Ende des Kühlwasserschlauchs muss jetzt noch mit dem Ölkühlerstutzen verbunden werden. Passt nicht! Einen Schlauch mit einem Durchmesser von 25 mm auf einen Stutzen mit 29 mm Durchmesser zu bekommen ist nicht so ohne weiteres möglich. Walter hat von Deutschland aus extra nochmal Yachtzubehör24 angerufen, um den genauen Durchmesser zu erfragen. Da hat sich Herr Rathjen wohl ein wenig vermessen 🙁 !
Der Versuch einen 25 mm gewebeverstärkten Schlauch mit einer Heißluftpistole zu weiten funktioniert nicht. Eine PVC-Stahlspirale mit einem Innendurchmesser von 28 mm geht drauf und wird mit einem 25 mm-Winkel mit dem Kühlwasserschlauch verbunden.
Das Anschlussstück zum neuen Schalthebel wurde nicht mitgeliefert. Es bleibt uns nichts anderes übrig als das nicht wirklich passende alte Anschlussstück zu montieren. Mit einem Aluwinkel wird der Schaltzughalter verlängert und passend gemacht. Für heute machen wir Feierabend! Karin und Reinhardt sind gekommen, um unsere Fortschritte zu begutachten und brauchen uns nicht lange zu überreden, mit ihnen essen und ein Bierchen trinken zu gehen. Aufgeräumt wird später!
4. Werfttag
Der heutige Tag wird deutlich entspannter. Neue Propeller- und Wellenanoden werden angebracht und der Prop nochmal mit der Amidosulfonsäure bepinselt. Für das Wechseln der Zinkanode am Rumpf bräuchten wir jemanden, der Aluminium schweißt. In der Marina gibt es keinen, der das kann und außer Marcello, der Halsabschneider von Salvador, ist heute kein anderer aufzutreiben. Der Preis von 2000 R$ (500 Euro), nur für das Ankarren des Schweißgerätes, ist uns etwas zu phantasievoll 😉 . Kaufen wollten wir das Gerät schließlich nicht. Kurzentschlossen wird der Rest der Zinkanode mit der Fächerscheibe wieder aktiviert und der Austausch auf Uruguay verschoben. Otavia Cravo, unser Yanmarhändler, bringt die für das Ladeluftrohr neu angefertigte Dichtung vorbei. Passt perfekt!
Weniger schön sind die leichten Korrosionsspuren an unserem Ruderblatt. In Tasacorte/La Palma haben wir vor einem halben Jahr auch schon Abblätterungen festgestellt. Die Stellen abgeschliffen, mit Epoxy aufgearbeitet und zwei Schichten Antifouling gestrichen. Das sieht noch gut aus. Diesmal fuschen wir, schleifen bis aufs blanke Aluminium runter und bringen als provisorische Lösung Zinkstaubspray auf. Richtig bearbeiten werden wir die Stellen in Uruguay.
Michael Matzerath, unser Experte für Alu-Schiffbau, gibt den Tipp, die elektrische Verbindung des Ruders mit dem Schiffsrumpf zu messen. Machen wir sofort! Leider gibt es da keine Verbindung! Das Ruder ist isoliert und wird damit von der am Rumpf befestigten Zinkanode nicht geschützt. Zurück in der Marina Terminal Nautico werden wir eine Kabelbrücke anbringen. Hätte der Bordingenieur ja schon früher drauf kommen können 🙁 !
Für morgen machen wir einen Krantermin. Es braucht nur noch der Motor ausgerichtet zu werden, das sollte in einer Stunde erledigt sein, meint der Bordingenieur.
5. Werfttag
Um 16:30 Uhr kommt die Aloma wieder ins Wasser. Jede Menge Zeit um alles aufzuräumen und den Motor bzw. die Welle auszurichten. Den Motor in die richtige Position zu bringen, ist dann doch nicht mal so eben gemacht und wird zu einem Geduldsspiel. Walter schraubt stundenlang die Muttern auf den Gewindebolzen der Motorlager rauf- und runter. Der Motor macht was er will und denkt nicht daran da hinzurutschen wo er hin soll. Wir vermuten, dass die Halter, die die Motorlager mit dem Motor verbinden, leicht verformt sind. Kurz vorm Aufgeben klappt es dann doch noch mit dem Ausrichten. Mann glaubt es nicht 🙂 . Es ist inzwischen 15 Uhr. Fast eine Punktlandung. Um 17 Uhr schwimmen wir wieder.
Auf dem kurzen Stück rüber in die Marina Terminal Nautico hört sich der Motor mit dem neuen Getriebe, auch bei hoher Drehzahl, prima an. Wenn Walter nicht vergessen hätte das Ventil zur Stevenrohrbelüftung zu schließen, hätten wir ohne Alarm wegen Wasser im Motorraum unser Ziel erreicht 😉 !