Puerto Williams 54° 56′ S, 67° 37′ W

Puerto Williams/Chile 10162 sm von Stavoren/NL
1.01. – 4.01.2020

Anker auf in „Puerto Hoppner“ auf der „Isla de los Estados“
1.01.2020
4:30 Uhr, der Wecker bimmelt! Viel Schlaf hatten wir nicht. Kein Wind! Ideale Bedingung für das Einholen der Landleinen. Um 5 Uhr begibt sich Walter ins Schlauchboot und löst die Hecklandleine. Das Lösen der Buglandleine ist mit ein wenig mehr kraxeln verbunden, klappt aber alles problemlos. Gut, dass wir bei unserer Ankunft vor einer Woche zusätzlich den Anker mit 30 m Kette ausgebracht haben. Der hält uns jetzt sicher auf der Stelle, mit dem nötigen Sicherheitsabstand zur MAX unserem Nachbarn.
Die Leinen klarieren wir später auf. Das Beiboot holen wir erstmal an der Backbordseite dicht. Der Anker kommt ohne Probleme und ohne Kelpbehang hoch. Wir fahren um die kleine Insel herum, winschen das Beiboot an Deck und befestigen es. In Rekordzeit haben wir alles erledigt. Wir fahren kurz vor 6 Uhr mit Stillwasser problemlos durch die Engstelle, hinein in die äußere Bucht. Kein Vergleich mit der schweißtreibenden Durchfahrt bei unserer Ankunft. Da hatten wir ablaufendes Wasser und 3 kn Gegenstrom!
In der großen Außenbucht werfen wir die zwei Landleinen nacheinander ins Wasser, ziehen sie stückweise an Deck und können sie so sauber und crinklefrei wieder auf unserem Salondach aufschießen und befestigen.

Draußen bläst uns der Wind nicht wie angekündigt mit bis zu 20 kn auf die Nase. NULL Wind und blauer Himmel. Wir motoren bis zum NO Ende der Insel und weiter bis zur Mitte der „Le Maire Straße“. Nachdem der Strom kippt, können wir den Motor ausstellen und segeln bei Traumwetter durch die restliche „Le Maire Straße“. Vorbei an der „Isla Grande de Tierra del Fuego“, die Hauptinsel der Inselgruppe Feuerland. Schwärme von Kormorane versammeln sich auf dem Wasser.

Wie wir bald feststellen, heißt kippender Strom nur geringfügig abnehmender Gegenstrom. Auf Mit-Strom warten wir vergebens. So wirklich verstehen können wir die Stromverhältnisse momentan noch nicht. Aufgrund des permanenten Gegenstroms kommen wir deutlich langsamer voran und entschließen uns daher „Puerto Español“,  in der „Bahia Aguirre“ anzulaufen. Auf den letzten 30 sm zum Ankerplatz legt der Wind ordentlich zu und bläst mit 7 – 8 Bft, in Böen 9 Bft. Bei dem unberechenbaren Seegebiet, haben wir das dritte Reff schon vorsorglich bei Abfahrt eingebunden. Die Genua 3 reffen wir weiter ein. Zunächst machen wir 8 kn Fahrt durchs Wasser, aber aufgrund der Strömung nur 5,5 kn über Grund. Nach der Passage von „Cabo Hall“ gehen wir so hoch wie möglich an den Wind und arbeiten uns im Schneckentempo und mit 30 Grad Lage bis „Puerto Español“ vor. Die Bucht ist nicht vor Wind geschützt und etwas schwellig. (67 sm in 14 Stunden)

Weiter bis zur „Caleta Banner“ auf der chilineschen Insel „Isla Picton“
2.01.2020
Am nächsten Morgen gehen wir bei 15 kn Wind aus West Anker auf. Wir sind gespannt, was uns draußen erwartet. Die 60 m Ankerkette kommt sauber hoch, mit einem kelpfreien Anker am Ende. Der Wind nimmt immer mehr ab, je weiter wir uns von „Puerto Español“ entfernen. Draußen nahezu kein Wind, bzw. 5 kn aus West. Strom immer mit 1 – 2 kn gegen uns aus West. Der Gegenstrom lässt erst nach, als wir uns „Isla Picton“ nähern. Die chilenische Station Picton funkt uns an. Sie wollen alles mögliche wissen. Wo wir herkommen, wo wir hinwollen, Anzahl der Crewmitglieder, Namen der Bootsbesitzer. Erstaunlicherweise alles auf englisch und super freundlich. Auf dem Weg zur „Isla Picton“ haben wir immer wieder Delfinbesuch. Es sind Peale-Delfine, die häufigsten Delfine entlang Feuerlands.

Eine wunderschöne Übernachtungsbucht, die wir uns da ausgesucht haben. Der eindrucksvolle Naturhafen auf der Nordseite der Insel ist von Bäumen eingerahmt und kleine bewaldete Inseln sind vorgelagert. Wir werden nochmal von der chilenischen Station angefunkt, die sich hier in der Ankerbucht befindet. Sie wünschen uns einen schönen Aufenthalt und wir sollen uns melden, wenn wir Fragen haben. Wir ankern auf 5 m, in Nähe des Bootssteges vor der Station. Kein Wind, kein Schwell, völlige Ruhe! (43 sm in 10 Stunden)

Die chilenische Station

Kein Wind

kein Schwell

Ruhe …

Puerto Williams ist nicht mehr weit
3.01.2020
Unsere Sichelsäge kommt wieder zum Einsatz. Als wir den Anker in der „Caleta Banner“ hochholen, hängen riesige Kelpmengen am Anker. Bei leichtem Westwind und überwiegend blauem Himmel motoren wir durch den Beagelkanal, der kurz vor der „Isla Picton“ beginnt. Was für ein fantastisches Panorama.

Wir haben keine chilenische Gastlandflagge. Ich wollte eine nähen, hab es aber immer wieder aufgeschoben. Drei Stunden brauchen wir noch bis Puerto Williams. Absolut ruhiges Wasser, keine Bootsbewegungen, beste Nähbedingungen. Ich krame den Flaggenstoff und die Nähmaschine hervor und kurz vor Ankunft in Puerto Williams wird die chilenische Flagge hochgezogen. Eine Punktlandung!

Puerto Williams, das südlichste Städtchen der Welt, liegt auf der Insel Navarino/Feuerland. Im Hintergrund die beeindruckenden „Dientes des Navarino“

Wir legen als viertes Boot im mittleren Päckchen außen an dem Frachter „Micalvi“ an. Seit 1961 ist die 55 m lange und knapp 9 m breite „Micalvi“ nicht mehr im Dienst und wird in Puerto Williams als Anleger für ankommende Segelboote genutzt. Ein Restaurantbetrieb wurde vor 5 Jahren eingestellt. Schade! Hin und wieder werden die Türen geöffnet und man kann die umfangreiche internationale Büchersammlung nutzen. Bücher entnehmen und mit gelesenen Büchern aus dem eigenen Bordregal wieder auffüllen. (27 sm in 5 Stunden)

Bei schönstem Wetter gehen wir los um die Formalitäten zu erledigen. Die Armada macht etliche Kopien, stellt aber erst die endgültigen Papiere aus, wenn wir bei der Immigration und dem Zoll waren. Auf dem Rückweg zur Armada fängt es an zu regnen. In dieser Region sollte man nie ohne Regenjacken unterwegs sein. Völlig durchnässt kommen wir im Büro der Armada an. Wo denn das Formular der Agriculture (Landwirtschaftsbehörde) wäre. Hat uns keiner gesagt, dass wir dort hin müssen. Die sitzen im gleichen Gebäude wie die Immigration. Haben inzwischen aber Feierabend gemacht. Wir sollen alles morgen Vormittag erledigen.

Es ist fast 20 Uhr und wir haben Kohldampf. Gekocht wird heute nicht. Nass wie wir sind gehen wir in das uns empfohlene Restaurant „Resto del Sur“. Heute ist Freitag und Pizza-Libre-Tag. Pizza bis zum Abwinken. Nicht vergleichbar mit italienischer Pizza aber auch nicht ganz schlecht. Wir probieren uns durch sämtliche Austral Patagonia Biere und werden auf dem Rückweg zur ALOMA wieder nass.

Am kommenden Vormittag gehen wir zur Agriculture und stehen vor verschlossener Türe. Wieder zurück bei der Armada tippt der gleiche nette Mitarbeiter von gestern etwas in den Google-Übersetzer ein und teilt uns freudestrahlend auf englisch mit, dass wir nicht mehr zur Agriculture müssen. Alles in Ordnung! Wir bekommen alle endgültigen Papiere von der Armada ausgehändigt und werden mit Handschlag verabschiedet. Solche Behördenmitarbeiter sucht man in Deutschland wahrscheinlich vergebens.

HERZLICHEN DANK FÜR EURE GUTEN WÜNSCHEN ZUM GEBURTSTAG, ZUM NEUEN JAHR UND ZU UNSERER WEITEREN REISE!