Santa Rosalia – Ein wenig Frankreich

Santa Rosalia/Mexiko – 17069 sm von Stavoren/NL
14.6. – 18.6.2021

Nachdem wir in der Bahia Santo Domingo Anker auf gehen, kalibrieren wir vor der Weiterfahrt den Fluxgate-Kompass. Dafür muss die Kalibrierfunktion des Autopilots gestartet und mit dem Boot gleichmäßige Kreise gefahren werden, bis auf dem Display angezeigt wird, dass der Kompass vollständig kalibriert wurde. Ansonsten ist die ganze Prozedur zu wiederholen.

Die Marina Fonatur „Santa Rosalia“ hat einen langen Steg, mit auf der Außenseite abgehenden Fingersteigern. Einer davon wird uns zugewiesen. Auf der Steginnenseite können maximal zwei bis drei Boote längsseits anlegen.

Santa Rosalia hat eine beeindruckende Geschichte. Im Jahr 1868 wurde Kupfer entdeckt und 1885 erwarb die Firma El Boleo die Minenrechte von Mexiko und startete den Abbau. Als wichtiger Arbeitgeber machte El Boleo Santa Rosalia zu einem der größten Kupferproduzenten der Welt. Es wurden 600 km Tunnel gebuddelt und eine komplette Kupferschmelze von Europa importiert. Das geschmolzene Kupfer, rund 10.000 Tonnen/Jahr, ging zum Raffinieren per Schiff nach Tacoma im US-Bundesstaat Washington. Der Abbau lohnte sich bis 1954, dann erschöpften sich die Kupferlager und das Land wurde den Mexikanern zurückgegeben. 1985 wurden die Minen endgültig geschlossen.

Die Fabrikanlagen verfallen und bestimmen noch heute das Bild von Santa Rosalia. Einiges wurde zu Ausstellungsstücken umfunktioniert, wie etwa die Lokomotive am Eingang zur Altstadt.

Während unten im heißen Tal die mexikanischen und ausländischen Arbeiter lebten und schufteten, ließen sich die Franzosen in etwas luftigeren Höhen nieder. Die aus Holz gebauten Häuser mit umlaufender Veranda zeugen aus dieser Zeit und geben Santa Rosalia ein wenig Wildwest-Flair.

Das bekannteste Bauwerk ist die Kirche Santa Barbara de Santa Rosalia mit einer interessanten Geschichte. 1887 von Gustav Eiffel als Prototyp für französische Missionskirchen in Überseegebieten entworfen, wurde sie 1889 auf der Weltausstellung in Paris ausgestellt und mit dem zweiten Preis prämiert. Nach kurzem Aufenthalt in Afrika fristete sie ein zerlegtes Dasein in einem Brüsseler Lagerhaus, wo sie ein Angestellter von El Boleo entdeckte und kaufte. Nach Mexiko verschifft, fand sie ihren Platz 1897 in Santa Rosalia. Außer den späten zugefügten seitlichen Anbauten ist alles aus Eisen, das im trockenen Klima kaum rostet.

Nicht weit entfernt von der Kirche liegt die ehemalige französische Bäckerei Panaderia El Boleo. Die Backöfen sind noch im Originalzustand und werden mit Mesquite-Holz befeuert. Unsere Hoffnung auf ein knuspriges Bagette oder leckere Croissons hat sich schnell erledigt. Heute werden eher mexikanische Backwaren angeboten.

In Santa Rosalia verabschieden wir uns von Jost. Er hat Termine und muss sich ein wenig sputen, um nach Puerto Peñasco zu kommen.