Deutschland – 5787 sm von Stavoren/NL
21.06. – 11.09.2018
Am 21.6. lassen wir den zurzeit kühlen und regnerischen Winteranfang auf der Südhalbkugel hinter uns zurück und fliegen von Montevideo/Uruguay, mit einem Zwischenstopp in Madrid, in den rekordverdächtigen Deutschlandsommer. Wir müssen Brasilien nach 90 Tagen Aufenthalt für 90 Tage verlassen. Unsere Aloma darf mit Erlaubnis der Receita Federal zwei Jahre in Brasilien verweilen. Da unser neues Getriebe nicht vor Mitte September in Brasilien sein wird und dann noch eingebaut werden muss, haben wir unsere Patagonienpläne auf den Südsommer 2019 verschoben. Wir sind traurig, dass wir nicht wie geplant mit unseren Patagonien-Cruising-Freunden weiterreisen können. Freuen uns aber inzwischen auf die gewonnene Zeit für die Erkundung von Südamerika. Auf der brasilianischen und argentinischen Seite der Iguazu Wasserfälle und in Montevideo haben wir vor unserem Abflug nach Deutschland 10 Tage verbracht, an den verbleibenden 80 Tagen werden wir den Sommer in unserer Heimat genießen. Die Flieger der Air Europa bringen uns pünktlich nach Düsseldorf, wo uns unser Sohn Stefan in Empfang nimmt und in unsere Homebase nach Langenfeld bringt. Das Haus von meiner Schwester Karin und meinem Schwager Uwe ist unsere neue Wohnadresse, nachdem wir unser Haus in Pulheim vor dem Umzug auf unser Boot verkauft haben.
Die Liste für unsere Zeit in Deutschland ist lang. Ganz oben angesiedelt ist der Wiederaufbau unserer verlorengegangenen Fitness. Mit Erreichen der Kapverden, Ende Januar 2018, ist die zunehmend vernachlässigte Muskelmasse immer mehr geschwunden. Unsere Mountainbikes und Walters Rennrad sind bei Freunden deponiert und im Sportclub unseres früheren Heimatortes sind wir immer noch Mitglied und können den Fitnessraum nutzen. Alle Voraussetzungen für einen erfolgreichen Start in unser Fitnessprogramm sind gegeben 🙂 .
Das Abarbeiten der mehrseitigen Ersatzteilliste für die Aloma erfolgt parallel zu allen anderen Aktivitäten. Walter entfacht einen regelrechten Bestellmarathon und die verschiedenen Zusteller geben sich schon bald die Klinke in die Hand. Für den Abtransport nach Brasilien haben wir, zusätzlich zu unseren Rücksäcken, zwei Koffer geordert. Auf unserem Rückflug dürfen wir jeder zwei Gepäckstücke á 23 kg und je 10 kg Handgepäck mitnehmen. Das sollte reichen 🙂 !
Erste Einfahrtouren mit unseren Mountainbikes machen wir in dem an Langenfeld angrenzenden bergischen Land und der näheren Umgebung.
Bevor Walter am 14.8. auf dem rechten Auge eine neue Linse verpasst bekommt und dann erstmal lahmgelegt ist, wollen wir noch Mountainbike-Ecken in Deutschland erkunden. In der Rhön, einem Mittelgebirge im Grenzgebiet der Länder Bayern, Hessen und Thüringen gelegen, waren wir noch nicht. Wir entscheiden uns für den Naturpark bayerische Rhön, mit zahlreichen MTB-Trails. Es ist nicht nur flowiges Biken angesagt! Viele Trails mit bissigen Anstiegen und häufig unangenehmen Schotterbelag fordern meinen noch lahmen Beinen alles ab.
Nach einer kurzen Pause in unserem Langenfelder Heim, in der Walter wieder stundenlang in die Internetseiten diverser Yachtzubehöranbieter eintaucht, einen Haken nach dem anderen auf die lange Bestellliste malt und ich mich bürokratischem Kram widme, steuern wir den Pfälzer Wald, das größte zusammenhängende Waldgebiet Deutschlands an. Bei Schwierigkeitsgraden von S2, Trails mit größeren Wurzeln, Steinen, Spitzkehren, häufig nicht verfestigtem Boden, flachen Treppen und Stufen scheitere ich passageweise an meiner nicht als fortgeschritten zu bezeichnenden Fahrtechnik. Bei S3 Passagen ist dann nicht nur bei mir Schieben angesagt 😉 . Zwischendurch kann man immer wieder auf breiten Waldwegen entspannen. Beeindruckend sind die zahlreichen Buntsandsteinformationen in der Süd-Westpfalz.
Der 14 m hohe Teufelstisch ist landschaftliches Wahrzeichen der Pfalz. 1947 war er erstmalig auf einer rheinland-pfälzischen 16-Pfennig-Briefmarke abgebildet. 1948 gab es noch zwei andersfarbige Marken zu 4 bzw. 16 Pfennig. 2014 war der Felsen erneut als Motiv auf einer Marke, diesmal zu 60 Cent in der Serie „Wildes Deutschland“.
Wieder in Langenfeld genießt Walter die zahlreichen Touren mit seinen Rennradjungs in die Eifel.
Wir freuen uns über die Treffen mit Stefan in Köln, das gute Essen und Quatschen mit Familie, Freunden, unseren ehemaligen Nachbarn, den neuen Besitzern unseres alten Heims und das Wiedersehen mit netten Ex-Kollegen. Die seit vielen Jahren stattfindende „Klassenfahrt“ mit meinen ehemaligen Arbeitskollegen und ein Mädelstreffen, welches es regelmäßig seit Ende meiner Schulzeit gibt, fällt zu meiner großen Freude in unseren Heimaturlaub. Der krönenende Abschluss ist das 45 jährige Klassentreffen.
Super sind die von Gudrun selbst genähten Kissenbezüge, auf die Tilmann, unser „Mann für’s Wetter“, unsere Reise kunstvoll gezeichnet hat.
. . . und in diesem Sommer flattern nicht nur Kohlweißlinge in großer Anzahl über Wiesen, Felder und durch die Gärten.
Gassigehen mit Dina und Negra, den Fellnasen von Karin und Uwe steht für mich auf der Tagesordnung. Ganz besonders genieße ich die Hundespaziergänge gemeinsam mit meiner Schwester im nahegelegenen Knipprather Wald.
Unsere Zeit in Deutschland haben wir genossen. Wir sagen Familie und Freunden Dankeschön für die Gastfreundschaft und einen immer freien Schlafplatz. Jetzt freuen wir uns wieder auf unser Zuhause, die Aloma, die an einer Muring in der Bucht von Aratu auf uns wartet. Alleine brauchte sie sich in den vergangenen drei Monaten nicht zu fühlen. Zahlreiche Seeschwalben haben es sich auf der komfortablen Reling, dem Biminigestänge, in einer großen Falte des Großsegels und den Schwalbennestern (jetzt weiß ich auch, warum die Staufächer im Cockpit so heißen) gemütlich gemacht und alles so richtig schön vollgekackt. Ivan, der gute Geist des Yachtclubs Aratu hat uns Bilder geschickt und wird kurz vor unserer Ankunft eine Reinigungsaktion starten 🙂 .
Unsere Sommerbilanz
Das Getriebe und alle Zubehörteile sind inzwischen bei Yachtzubehoer24 in Heiligenhafen angekommen. Jetzt muss alles noch auf den Weg nach Salvador/Brasilien gebracht werden.
Unser neues Getriebe hat einen Ölkühler, der mit Seewasser gekühlt wird. Allerdings haben die Anschlussstutzen einen mehr als doppelt so großen Durchmesser wie die des alten Ölkühlers. Ein Vergleich der Yanmar 4JH3-TE und 4JH4-TE Werkstatthandbücher ergibt, dass beim neuen Getriebe der Ölkühler vor der Seewasserpumpe verbaut wird. Walter kontaktiert MARX den Yanmar Generalimporteur in Deutschland und bekommt als Ansprechpartner die Firma „Argo Marine Diesel Service GmbH in Gladbeck“ genannt. Von dem sehr freundlichen Yanmarhändler Herr Oldelehr hat Walter sehr gute Tipps bezüglich des Ölkühlereinbaus bekommen. An dieser Stelle nochmal ein großes Danke!
Unsere Fitnessbilanz kann sich sehen lassen. Walter hat es mit dem Mountainbike auf 1000 km und mit dem Rennrad auf mehr als 1700 km gebracht. Ich habe immerhin 600 km auf meinem Mountainbike-Tacho zu verzeichnen.
Walters Kataraktoperation war ein voller Erfolg. Mit der neuen Linse hatte er schon einen Tag nach der OP 125 % Sehkraft. Er sieht jetzt jede Falte bei mir! Die eigenen aber auch 😉 . Im kommenden Jahr wird Prof. Dr. med. Matthias Lüke aus Köln-Weiden das linke Auge auch mit einer neuen Linse ausstatten.
Zu Stefans erster Single Ott – Wie Vegas (prod. by Shaqiri & Jugende) ist das auf Ibiza gedrehte Video während unseres Sommerurlaubs in Deutschland bei Youtube online gegangen.
Unsere Koffer und Rücksäcke sind gepackt und wir hoffen die knapp 50 kg Ersatzteile gut durch den Zoll in Salvador zu bringen. Uli und Ilse von der SY Nadine, die am 9.9. zurück nach Salvador geflogen sind, haben uns in leichte Unruhe versetzt. Uli hat es wohl irgendwie geschafft, die Beamten durch geschickte Erklärungen davon zu überzeugen, dass es sich nicht lohnt die Koffer zu öffnen.
Am 11.9. werden wir abends wieder in Salvador sein. Ivan wird uns am Flughafen abholen.