„Strand mit Insel“

Portugal/Porto Santo 1913 sm von Stavoren/NL

Was für eine treffende Werbung für Porto Santo, dem Inselchen mit dem 9 km langen schönen goldgelben feinen Sandstrand an der Westküste. Er soll aus pulverisierten Korallen bestehen und reich an Magnesium sein. Wissenschaftler der Universitäten Aveiro und Oslo haben, wie auch immer, die heilende Wirkung des Sandes bei rheumatischen Beschwerden sowie bei Gelenk-, Muskel- und Hauterkrankungen nachgewiesen. Dann muss ich jetzt doch noch zum Strandlieger werden 😉 ! Das 11 km lange und 6 km breite Eiland, mit den ca. 5000 Einwohnern, ist zum Glück bislang vom Massentourismus verschont geblieben 🙂 .

Strand wohin man

schaut 🙂

Hier ist die Welt noch in Ordnung 😉 ! So wie ich gelesen habe, gibt es auf Porto Santo Polizisten (habe auch schon einige gesehen), Ärzte und ein Gericht. Ein Gefängnis gibt es nicht, braucht man nicht. Ein Krankenhaus sucht man auch vergeblich. Im Notfall ist da noch der Flughafen, den die Nato in den 60er-Jahren gebaut hat. Ein Helikopter und ein Rettungsflugzeug stehen bereit, um nach Madeira zu fliegen, was nicht länger als zehn Minuten dauert.

Unser Steg

Im Hafen von Porto Santo, der auch Schutzhafen ist, wurde eine kleine Marina integriert. Die Fingerstege sind für Boote bis 10,5 m geeignet. Einige wenige Stege sind für 15 m Yachten vorgesehen. Nach der Anlegeerfahrung mit unserer Reinke 13m halten wir das für eine etwas gewagte Einschätzung. Auffallend ist, dass Performance-Boote eindeutig in der Minderheit sind. Stahl- und Aluboote oder GFK-Boote in stabiler Bauweise, keine Leichtgewichte, überwiegen.

Zum Einkaufen müssen wir in den ca. 2 km entfernten Hauptort Vila Baleira, der unter anderem zwei Supermärkte hat. Die Hauptstraße führt immer am Strand entlang. Wenn kein Hochwasser ist, kann man den Einkauf auch direkt mit einem therapeutischen Gang durch den heilenden Sand verbinden 😉 .

Der größte Teil der Insel ist karg und wüstenähnlich mit zahlreichen kegelförmigen Erhebungen. Die Höchste ist der Pico do Facho mit 512 m.

Pico de Baixo (189 m) und Pico do Macarico (285 m) umrundet
21.05.2017
Walter übernimmt die Organisation unserer ersten Erkundungstour. Die Lagos Strollers‘ mit den Mittwochs-Walks gibt es hier ja nicht 🙁 .  Lisa hat sich nicht lange überreden lassen und Wolfgang hat nur einmal kurz gezuckt, ist aber dann bereitwillig mitgetrabt 😉 . Direkt am Ende des Hafens führt ein Weg an einem schönen felsigen Küstenabschnitt entlang. Immer wieder muss man über loses Felsgeröll steigen und ein vorsichtiger Blick die steilen Felswände hoch, führt zu einer beschleunigten Gangart.

Zügig weiter

ganz schöne Brocken

Begutachtung der Felswand

Schöne Aussicht
Ilhéu de Cima

Ein eindrucksvoller Blick auf die Ilhéu de Cima, die zweitgrößte der sechs Ilhéus do Porto Santo, und dann ist der Weg zu Ende 🙁 . Sollte das unsere Wanderung gewesen sein? Wie war das noch mal mit der Insel und den zwei Bergen (hier sind es ein paar mehr), dem tiefen, weiten Meer (das gibt’s hier auch), den vier Tunnels und Geleisen und dem Eisenbahnverkehr 😉 . Eine Eisenbahn gibt es hier nicht aber einen Tunnel, wie Walter bald laut verkündet. Ein Tunnel reicht uns völlig und schon sind wir auf der Ostseite von Porto Santo.

Licht am Ende

des Tunnels

Weiter geht es entlang der rauen, felsigen Küste und den bizarren Felsformationen aus Sandstein.

Die felsige

Ostküste

mit den beeindruckenden

Felsformationen

Flora und Fauna

wilde Ostküste

Als dann auch noch eine Restaurant-Bar auftaucht sind wir uns einig, dass die Tour ein voller Erfolg ist.

Schöne Pause Bild: W. Schönholzer

Nach einer kleinen Pause geht es weiter über eine asphaltierte Straße, die immer wieder Ausblicke auf die karge aber dennoch reizvolle Landschaft bietet.

Über eine asphaltierte Straße

mit schönen Ausblicken

Feigenkakteen wachsen großflächig auf der ganzen Insel und zahllose kleine Schnecken breiten sich mangels natürlicher Feinde explosionsartig aus. Schlangen gibt es hier nicht und die hier lebenden ungiftigen! Taranteln (die habe ich bisher noch nicht gesehen), können so viel nun auch nicht fressen.

Feigenkakteen

die kleinen Wirbellosen

Porto Santo produzierte einst Mehl für die Schiffe, die auf dem Weg nach Amerika waren. Die Windmühlen, eine der wenigen Sehenswürdigkeiten auf dieser Insel, stammen noch aus dieser Zeit. Mitten in den Felsen steht die kleine Kapelle Nossa Senhora da Graca.

die Windmühlen

Kapelle Nossa Senhora da Graca

Von einem natürlichen Aussichtspunkt haben wir einen grandiosen Blick auf die Marina Porto Santo.

Marina mit angrenzendem Strand

Marina Porto Santo

Die von Wolfgang vorgeschlagene Abkürzung ist aufgrund der Beschaffenheit des Weges nicht wirklich schneller aber herausfordernd 😉 . Unten auf der Hauptstraße angelangt, ist es nicht mehr weit bis nach Hause.

Herausfordernde

Abkürzung

Hier auf Porto Santo kommt man ganz schnell in den Schlendermodus . Nur die Autos rasen auf den wenigen Straßen der Insel auf und ab. Auch auf dem schmalen Sträßchen entlang der Hafenmole kann man nicht sicher sein, den Hintern abgefahren zu bekommen, wie Inga beim Anbringen ihres Marisol-Logos auf der Hafenmauer erleben musste 😉 . Abends schlendern wir hin und wieder mit Lisa und Wolfgang durch den Hafen und genießen den Sonnenuntergang.

Zahlreiche Schiffe verewigt an der Hafenmole

Bild: W. Schönholzer Hafenrundgang

Badewannen – Museum – wunderbares Abendessen
24.05.2017
Gemeinsam werden wir nachmittags mit Lotta, Marisol und Try von einem Fahrer des Restaurante O Torres in Camacha im Hafen abgeholt und zu einem Küstenweg an die Nordküste gefahren. Dieser führt steil hinab zum „Porto das Salemas“, einer Bucht mit natürlichen kleinen Badebecken. Im Hintergrund der Blick auf „Ilhéu da Fonte da Arena“, die kleinste Insel der Ilhéus do Porto Santo. Während fast alle ein Bad in den Wannen offensichtlich genießen, bevorzugen Walter und ich die Kneipkurvariante 😉 Nach dem Badespass werden wir wieder abgeholt und zu dem kleinen Privatmuseum Museu do Cardina mit Sammlungen historischer Werkzeuge und Arbeitsmittel sowie Miniaturen von Windmühlen gefahren. Den Abend beenden wir mit einem fantastischen Essen im Restaurante O Torres, Camacha.

Whirlpool

Ilhéu da Fonte da Arena im Hintergrund

19 Grad Wassertemperatur

zu kalt für Walter

Michel und Christine, das habt ihr gut organisiert 🙂 .

Pico do Castelo (437m) umrundet und erklommen
26.05.2017
Die Organisation des nächsten Walks ist auch schon wieder gesichert. Schön, dass es Michel und Christine gibt 🙂 ! Mit dem Bus, nicht mit dem Taxi, geht es nach Camacha. „Auf was hab ich mich denn da bloß eingelassen?“ Wolfgang schaut etwas skeptisch drein 😉 !

Zahlreiche Taxis auf Porto Santo

Wir warten auf den Bus

Geplant ist den Pico do Castelo zu umrunden, natürlich mit einem kleinen Abstecher auf den Gipfel.

Der 437 Meter hohe Berg soll seinen Namen daher erhalten haben, da er einst Rückzugsgebiet für die Inselbewohner während der Piratenangriffe war. Ein richtiges Kastell gab es aber hier wohl nie.

Schon tauchen die kleinen wirbellosen Inselbewohner wieder auf. Sie bevölkern in Massen Stromkästen, jeden Grashalm, Agaven, Disteln und Straßenbegrenzungs-Poller.

Schnecken auf Stromkästen

Agaven

Disteln

Pollern und Grashalmen

Der Weg hoch auf den Gipfel wurde mit Natursteinstufen liebevoll wanderbar gemacht. An den terrassenförmig angelegten Hängen wachsen Koniferen, Feigenkakteen und eine Vielzahl anderer blühender Pflanzen. Dann ein Blick auf die Kapelle Nossa Senhora da Graca, diesmal von der anderen Seite.

Natursteinstufen auf den Gipfel

Feigenkakteen

Flora

Kapelle Nossa Senhora da Graca

Spektakuläre Fotos erfordern mitunter hohen körperlichen Einsatz! Respekt Michel! Das Ergebnis habe ich allerdings noch nicht begutachtet 🙂 .

Das ist Einsatz

Die kleinen Eidechsen, die schon die ganze Zeit scheu und blitzschnell immer wieder über unseren Weg huschen, scheinen hier oben auf der Panoramaterrasse geradezu in Fotolaune zu sein und rücken immer wieder in Pose.

Die kleinen Eidechsen

drängen sich regelrecht

vor das Objektiv

Steingewächs

Auf unserem weiteren Weg ein schöner Blick auf den Hauptort Vila Baleira mit der langen Pier.

Vila Baleira

Immer wieder Ausblicke auf den Pico do Macarico (285 m) mit der Ilhéu de Cima im Hintergrund.

Pico do Macarico

mit der Ilhéus de Cima

Wir kommen an eine Weggabelung. Oh, das könnte ein Problem werden, wenn man nicht so genau weiß welchen Abzweig man denn nun nehmen soll. Michel, unser heutiger Guide, schaut recht angestrengt und nicht so wirklich überzeugend in die Karte 😉 . Wolfgang und Walter machen einen auf völlig unbeteiligt, wahrscheinlich dankbar für die kleine Pause.

Wie geht es weiter?

Dank Walters GPS-App auf dem Handy geht’s dann bald auf dem richtigen Weg weiter. Durch Kiefernwälder und vorbei an Zypressenbäumen erreichen wir bald unseren Ausgangsort Camacha. Im Restaurante O Torres vertreiben wir uns die Zeit bis zur Abfahrt des Busses mit Bier, Kaffee und Kuchen 🙂 .

durch Kiefernwälder

vorbei an Zypressenbäumen

Zeichen der Erosion sind überall sichtbar. Im Laufe der letzten Jahrhunderte wurde alles abgeholzt. Piniengewächse, die in dichten Reihen angepflanzt wurden, sollen das Erdreich noch irgendwie am Berg halten. Porto Santo ist bemüht den Pico do Castelo wieder aufzuforsten. Ein Tropfen auf den heißen Stein. Da gibt es noch  einiges zu tun.

Aufforstungen am Pico do Castelo (437 m)

Pico do Castelo und Pico do Facho (512 m)

Pico Juliana (440 m) und Pico Branco (450 m) erklommen
31.05.2017
Das Organisationsteam Michel und Christine sind im Pico-Rausch. Mit dem Bus geht’s wieder in das uns schon vertraute Örtchen Camacha. Erst einmal wandern wir ein Stück auf altbekannten Wegen und biegen dann ab in Richtung Pico Juliana.

Schön angelegter Wanderweg

Pico Juliana

Wanderwege auf den Pico Juliana sind nicht in der Karte eingezeichnet. Die Wege nach oben werden als Zugangswege bezeichnet 😉 . Christine hat die Lage direkt richtig erkannt und wartet unten. Nach kurzem Zögern trabe ich dann mutig hinter den Bergziegen her. Mein Ding ist das nicht aber die bergerfahrene Schweizerin Lisa macht meine persönliche Bergführerin. Die übrigen Bergsteiger gehen bzw. klettern erstaunlich zügig und sind bald aus meinem Blickfeld entschwunden. Ich mühe mich, teilweise auf allen Vieren, fast bis in Gipfelnähe. Bis hier hin und nicht weiter. Es reicht mir und ich bin froh wieder, abgesehen von einigen kleinen Blessuren, wohlbehalten zurück auf dem Weg zu sein.

Meine Bergführerin Lisa 🙂 und 3 Gipfelstürmer

Blick nach oben

Der Totenkopfschwärmer spielte in dem Thriller „Das Schweigen der Lämmer“ eine zentrale Rolle. Hannnibal Lecter, der den Serienmörder „Buffalo Bill“ beeindruckend darstellte, platzierte die Puppe des nicht ganz kleinen Schwärmers im Mund seiner Opfer. Dem Nachtfalter sind wir nicht begegnet aber der dicken fetten Raupe, im fortgeschrittenen Raupenstadium. Ausgestreckt können sie eine Länge von bis zu 150 mm erreichen. Am Hinterteil ist das 5 -7 mm lange gelbe Analhorn sichtbar. Der Totenkopfschwärmer kann durch einen Mechanismus in der Mundhöhle pfeifende Geräusche erzeugen. Das ist einzigartig! Ungewöhnlich ist auch, dass er sich von Honig ernährt und dafür in Bienenstöcke eindringt. Wir haben die grüne Farbvariante der Raupe vor uns.

Raupe des Totenkopfschwärmers

Um auf die Regionalstraße E.R. 111 und die „Terra-Chã“ Region zu kommen, müssen wir erst einmal einen steilen Wiesenabhang, der mit kleinen Felsblöcken durchsetzt ist, hinuntersteigen.

Pico Juliana – beeindruckende Felsformationen

Über einen steilen

Wiesenabhang

runter zur Regionalstraße

Immer wieder haben wir einen imposanten Ausblick auf den Pico Branco, der als nächster auf unserem Programm steht 😉 .

Pico Branco

wir kommen

Den Gipfelweg haben wir

gleich erreicht

Bald sind wir auf der Regionalstraße angelangt und folgen dem Weg zum Gipfel des Pico Branco. Der Weg wurde in die prismaartige Felsenformation hineingeschlagen, die sich Rocha Quebrada oder gebrochener Fels nennt. Der Pico Branco (Weißer Gipfel) trägt seinen Namen wegen einer weißen Felssäule und der großen Verbreitung der weißen Felsenflechte. Sie wurde wohl früher zur Farbproduktion exportiert.

Weg in den Fels gehauen

Pico Juliana – dort sind wir abgestiegen

Von den natürlichen Aussichtspunkten haben wir immer wieder eindrucksvolle Ausblicke auf die Küste.

Schöne Aussicht

Flechten auf Felsen

Flechten auf Bäumen

beeindruckende Küste

Auf dem Rückweg machen wir noch einen kurzen Abstecher zur Terra-Chã und gehen auf dem gleichen Weg wieder zurück zur Regionalstraße. Ein anstrengender aber lohnenswerter Wandertag. Mit dem Taxi lassen wir uns zurück zur Marina bringen.