17.11. – 19.11.2019 Position: 46° 16′ S, 60° 25′ W 12:50 UTC 990 sm
Abwarten und Tee trinken
Teebeutel für 200 Liter Tee sind an Bord. So lange wollen wir aber nicht warten. Unsere erste Nacht in einer Parktasche auf dem 46. Breitengrad ist stürmisch. Bei 6 in Böen 7 Bft rollt die ALOMA heftig von einer Seite auf die andere. Es rappelt und ächzt überall. Hin und wieder donnert eine größere Welle mit einem lauten Knall gegen den Rumpf. Wir kriechen in unsere Kojen und hoffen auf ein paar Stunden Schlaf. Gelingt nicht so wirklich. Das Radar lassen wir rund um die Uhr laufen. Eine Guardzone, auf 4 sm eingestellt, warnt mit einem lauten unüberhörbaren Ton wenn in dieser Zone etwas mehrfach immer an der gleichen Stelle erfasst wird. Das können z.B. Wellen sein, eine Regenfront oder ein anderes Schiff. Bisher wurden wir nur vor Wellen und schwimmenden chinesischen Fischfabriken gewarnt, mit Namen wie LURONGYUANYU 801 oder LU QUING YUAN YU 205. Merkwürdig ist, dass diese Boote ihr AIS immer wieder ausschalten, so dass das Radar unsere einzige Sicherheit ist. Vielleicht sind sie auch Schuld daran, dass wir so wenig Albatrosse sehen. Alles leergefischt.
Am nächsten Morgen hat sich der Wind wieder beruhigt. Das Rollen bleibt. Dem kleinen Schutzengel auf seinem Magnetpodest, den uns meine Freundin Johanna vor Start unserer Reise geschenkt hat, haut es die Beine weg. Nachdem ich ihn zum zweiten Mal überall suchen muss, staue ich ihn sicher weg. Heute gibt es den Rest von gestern zu essen. Nudeln mit Tomaten-Tunfisch-Kapern-Soße. Walter hat die Motorkühlung optimiert. Die Deckwaschpumpe war am gleichen Borddurchlass wie die Toilette angeschlossen. Könnte eventuell ein Problem sein, wenn wir auf Backbordbug sind. Jetzt ist sie am Hauptsumpf angeschlossen, über den der Motor normalerweise auch versorgt wird. Werden wir morgen testen.
Die zweite Nacht wird ruhiger. Kein Alarm aus der Guardzone weckt uns. Herrlich, mal eine ganze Nacht durchgeschlafen. Walter im Salon hat es nicht so gut. Die Alarmglocke unserer Systemüberwachung schrillt in regelmäßigen Abständen für eine halbe Sekunde los. Ich bekomme davon in der Achterkoje nichts mit. Die Ursache ist nicht feststellbar. Nach einer schlaflosen Stunde trennt Walter das System vom Strom. Wir sind nach zwei Tagen Beiliegen etwa 30 sm nach Südost gedriftet. Den heutigen Flautentag nutzen wir um unter Motor in nordwestliche Richtung zu fahren. Eine bessere Position für den angesagten Sturm. Wir wollen auf keinen Fall südlich von 47° Süd sein, da dort bis zu 60 kn in Böen angesagt sind. Nach sechs Stunden, die Deckwaschpumpe macht einen super Job, haben wir unsere neue Parktasche erreicht. Morgen Nachmittag legt der Wind zu und soll um Mitternacht seinen Höhepunkt mit 35 Kn, in Böen 52 Kn (10 Bft) erreichen. Da wird die ALOMA kräftig Prügel beziehen. Sie wird es aushalten. Wie es uns in ihrem Bauch ergehen wird bleibt abzuwarten.
Mittwoch morgen wieder abnehmender Wind. Mit dem abziehenden Tief wollen wir Richtung Falklands starten. Im Kühlschrank liegen 3 kg eingeschweißtes argentinisches Rindfleisch. Geplant ist es als Notration einzukochen. 1 kg zweige ich ab und koche Gulasch mit Kürbisgemüse. Ein Festessen. Danach zieht Walter sein Hausmeisteroutfit an und kümmert sich um den verstopften Abfluss im Waschbecken vom Bad. In der vergangenen Nacht hatten wir wieder durchgängig 6 Bft. Rund um die Uhr abstützen und festhalten. Darin sind wir inzwischen geübt. Heute Morgen habe ich es geschafft frische Brötchen zu backen. Mit Ei und Kaffee dazu eine gute Grundlage für die bevorstehende Sturmnacht. Wir freuen uns schon auf den restlichen Gulasch mit Kürbisgemüse und Nudeln.
Als wir in Uruguay gestartet sind, hat uns vor der argentinischen Küste die Prefectura aus Mar del Plata angefunkt. Wir haben uns gewundert, dass sie uns so weit draußen noch erreicht hat. Sie wollten alles über Boot und Besatzung wissen. Unser Ziel und die Position. Walter musste aufpassen, dass er nicht Falklands und Port Stanley sagt. Die verbotenen Wörter. Ilhas Malvinas und Puerto Argentino heißt es in Argentinien. Wir sind verpflichtet uns morgens und abends mit aktueller Position bei der Prefectura zu melden. Dient hoffentlich der eigenen Sicherheit. Wir machen es über unser inReach.
Marja, deine zwei Tüten Katjes drops, die du mir im C.d.V.Barlovento mit auf die Reise gegeben hast, habe ich schon aufgefuttert. Lakritz kann ich mir einfach nicht einteilen.