Von Uruguay nach Buenos Aires und weiter in den Rio Luján

Buenos Aires und Victoria B.A./Argentinien 8008 sm von Stavoren
9.02. – 12.02.2017

Behördenwahnsinn in Buenos Aires
9.02. – 11.02.2019
Von Colonia del Sacramento aus kann man fast nach Buenos Aires hinüberspuken. Wir klarieren aus Uruguay aus und müssen, mangels Wind, die 24 sm über den Rio de la Plata motoren. Die Nadir fällt diesmal als Fotomotiv aus. Rena und Gucky haben bereits vor einigen Tagen nach Buenos Aires abgelegt zum Einklarieren, wieder Ausklarieren, um dann mit neuer Aufenthaltsdauer wieder nach Uruguay einreisen zu können. Ihr Boot wollen sie während ihres Heimaturlaubes in Juan Lacaze/Uruguay parken.
Außer der braunen Flussbrühe gibt es erwartungsgemäß nicht viel zu sehen. Dann kommt doch Abwechslung in die Bude. Zahlreiche Insekten machen es sich auf und in der Aloma gemütlich. Falter und kleine Libellen sind das neue Fotomotiv.

Die Skyline von Buenos Aires

Der Yacht Club Argentino muss vor Ankunft angefunkt werden, damit die Barre, die als Schutz vor dem Schwell der vorbeifahrenden Fähren dient, geöffnet wird. Rena und Gucky stehen schon auf dem Steg und ein Marinero hilft, von einem kleinen Motorboot aus, beim Belegen der Festmacher.

Yacht Club Argentino in Buenos Aires

Wir melden uns im Hafenbüro an und begeben uns mit einem Formular des Clubs und einer genauen Information über die Reihenfolge des zu absolvierenden Papierkrams direkt auf den Behördentriathlon: Immigration – Aduana (Zoll) – Prefectura. Die gut 3 km zur Immigration machen wir zu Fuß. Ein wenig Bewegung schadet ja nichts. Mit unseren Einreisestempeln in den Reisepässen und einem Formular der Immigration gehen wir zur Aduana. In dem kleinen, mit zwei besetzten Schreibtischen bestückten Büro, tummeln sich noch drei weitere Mitarbeiter. Die Aussicht auf eine zügige Abwicklung wird schnell zunichte gemacht. Einer der Schreibtischmitarbeiter ist heute besonders wachsam und stellt anscheinend erstmalig fest, dass auf dem Formular des Yacht Clubs Argentino nicht Buenos Aires, sondern San Fernando steht. Dort hat der Yacht Club Argentino noch einen weiteren Club und seinen Hauptsitz. Daher wohl nur ein Formular mit dem Aufdruck San Fernando. „Nein, hier sind wir falsch“, meint Señor Wachsam. Wir müssen zur Aduana nach San Fernando, wo auch unser Boot liegt. Erfolglos versuchen wir ihm klarzumachen, dass wir mit unserem Boot im Yacht Club Argentino hier in Buenos Aires sind. Keine Chance! Erst als er geschäftig in seinem Ordner die gesammelten Formulare anderer Segler durchblättert, stellt er fest, dass überall San Fernando aufgedruckt ist! Huch, da fängt er aber an nervös zu werden. Der zweite Schreibtischmitarbeiter mischt sich nun ein und versucht die Lage zu entspannen. Die übrigen herumstehenden Mitarbeiter schauen völlig ahnungslos aus ihrer Uniform. Die Aduana möchte sich auf jeden Fall davon überzeugen, dass die Aloma auch wirklich im Yacht Club um die Ecke schwimmt. Erst einmal sollen wir aber zur Prefectura und uns danach wieder bei ihnen melden.
Wie auf unserem Zettel beschrieben finden wir schnell das Gebäude der Prefectura, welches mitten im Hafengebiet Puerto Madero liegt. „Eigentlich sind wir nicht zuständig für den Club Argentino“, eröffnet der Mitarbeiter gleich das Gespräch. Nach langem Hin und Her lässt er sich dann doch erweichen und erledigt die Formalitäten. Zurück bei der Aduana werden wir gefragt, wo denn das Formular der Prefectura ist. Wir haben keins bekommen. Alle Zettel liegen bei der Prefectura. Kurzes Grummel, Grummel! Es würde heute Abend noch eine Mitarbeiterin im Club Argentino bei der Aloma vorbeischauen. Kann sie machen, wir sind aber nicht da, weil es inzwischen fast 20 Uhr ist und wir Kohldampf haben. Ist kein Problem. Behördentriathlon beendet. Insgesamt liegen gut 10 km Fußmarsch hinter uns. Unterwegs treffen wir auf die ebenfalls hungrige und behördengenervte Crew der Nadir, Rena und Gucky. Geteilter Ärger ist halber Ärger. Bei gutem Essen und ein paar Bier sowieso.

Am nächsten Tag verabschieden wir uns von der Nadir für mehr als ein halbes Jahr. Wir werden sie vermissen.

Die Nadir geht zurück nach Uruguay

Gute Fahrt und bis bald 🙂

Für Dienstag zeichnet sich ein gutes Wetterfenster für die Überfahrt nach Victoria, einer kleinen Stadt im Großraum von Buenos Aires, ab. Dort wollen wir im Club de Veleros Barlovento für einige Zeit bleiben. Der aus südöstlicher Richtung blasende Wind lässt das Wasser im Rio de la Plata erfreulich hoch steigen, wodurch wir erheblich Seemeilen sparen. Das flache, schmale und spärlich betonnte Fahrwasser vom Rio de la Plata in den Rio Luján, wo der Segelclub Barlovento liegt, ist ansonsten für uns nicht befahrbar. Eine ausgiebige Besichtigung Buenos Aires können wir immer noch von Victoria aus machen.
In der kurzen Zeit, die uns noch verbleibt, schlendern wir durch das sehenswerte Hafenviertel Puerto Madero. Restaurants, Cafés und Wohnhäuser, in den alten Fabrikhäusern und Hafenanlagen untergebracht, reihen sich entlang der langen Promenade und bilden gemeinsam mit den zahlreichen Hochhäusern (alle < 200 m) eine eindrucksvolle Kulisse.

Einen Tag vor unserer geplanten Weiterfahrt gehen wir zur Prefectura, um aus Buenos Aires auszuklarieren. Die anderen zwei Behördeneinheiten können wir uns diesmal sparen. In der Prefectura sitzen heute nicht die gleichen Gesichter wie beim Einklarieren. Andere Mitarbeiter neues Spiel! „Hier sind wir falsch“, bekommen wir gleich gesagt! Wir müssen zur Prefectura Buenos Aires, die schlappe 3 km entfernt ist. Dass ihr Kollege uns hier netterweise einklariert hat und unsere Unterlagen hier abgelegt sind, interessiert nicht. Außerdem können wir erst morgen früh, kurz vor unserer geplanten Abfahrt, ausklarieren. Es fängt wieder an lustig zu werden. Wir gehen erst einmal etwas essen und versuchen es mit dem Ausklarieren nochmal um 23 Uhr, nach hoffentlich erfolgtem Schichtwechsel (rund um die Uhr geöffnet). In dem Büro ist es stockduster. „Stromausfall“, entschuldigen sie sich. Die neuen Gesichter sind auch einhellig der Meinung, dass wir hier falsch sind. Sie kramen zumindest unsere Unterlagen hervor und lassen uns ein Formular ausfüllen, was kurz Hoffnung aufkommen lässt. Bei den Lichtverhältnissen ist es unmöglich, irgendetwas zu erkennen. Sie schieben für Walter einen Stuhl vor den hellerleuchteten Glaskasten, in dem eine Marienfigur platziert ist. Für die Señorita gibt es anscheinend ein Notstromaggregat. Anschließend schicken sie uns zur Prefectura Buenos Aires, wo angeblich noch jemand anzutreffen ist. Wir nehmen ein Taxi, denn sie liegt nicht in der sichersten Gegend der Stadt. Alle Schiebetore sind offensichtlich zu, aussteigen und testen machen wir nicht. Der Taxifahrer ist nach Internetrecherche der Meinung, dass sie erst wieder morgen früh um 8 Uhr öffnet und fährt uns zurück zur Prefectura Puerto Madero. Wir sollen morgen früh um 6 Uhr wieder kommen. Sie können wegen Stromausfall hier nichts für uns tun (Verarsche, die haben keine Lust sich mit uns zu beschäftigen 😉 ). Nach 1 Uhr sind wir endlich erfolglos zurück auf der Aloma. Um 6 Uhr am nächsten Morgen steht Walter erneut vor einer neuen Mannschaft der Prefectura. Keine Chance (haben wir uns schon gedacht). Er muss zur Prefectura Buenos Aires und schafft es endlich dort alles zu erledigen. Was wir hier in Argentinien an Behördenspielchen erlebt haben, toppt alles bisher erlebte. Es ist das bisher mit Abstand schlechteste Laientheater.

Wir lassen Buenos Aires im kabbeligen Kielwasser

Fast gestrandet im Rio Luján
12.02.2019
Mit 2 m mehr Wasser unter den Kielen legen wir nach Victoria ab. Kurz bevor wir in den Rio Luján abbiegen, werfe ich einen Blick auf den Tiefenmesser. 1,80 m lässt uns hellwach werden. Wir haben vergessen den akustischen Tiefenalarm einzuschalten. Hatten wir abgestellt, da wir in der Vergangenheit im tiefen Wasser häufig Fehlalarm hatten. 30 cm weniger und wir sitzen fest! Bis zum nächsten Hochwasser kann es dauern. Schnell das Steuer Richtung Ufer herumgerissen. Hier wird es zu unserer Erleichterung wieder zunehmend tiefer und wir erreichen ohne weitere Probleme den Yachtclub Barlovento. Dort werden wir von einem motorisierten Marinero in Empfang genommen, der uns hilft an Mooringtonnen und vorne an Leinen, die an einer auf der Uferböschung entlanglaufenden Kette befestigt sind, anzulegen. Unsere eigenen Festmacher können wir in der Backskiste lassen.

So sieht es vor unserer Aloma bei Hochwasser aus!

Wir freuen uns im Yachtclub Barlovento die französische Familie der SY Pikaïa kennenzulernen, die wie wir in der Whatsapp-Gruppe „South America Sailing Team 2018“ sind und ihr Vorhaben Patagonien auch auf Ende 2019 verschoben haben.