4.3.2018, 20:17 UTC, Position: 14°42′ N, 26°4′ W Die Stege und das Ankerfeld werden immer leerer. Viele Segler treten den Weg über den Atlantik an. Die meisten gehen in die Karibik, einige wenige nach Brasilien. Windy, der von uns genutzte Wetterdienst, sagt bis Freitagnachmittag eine 4,5 m Welle bei nur 3 Bft vorher. Erst am Samstag, 3.3. soll die Wellenhöhe unter 3 m fallen und der Wind auf 4 Bft zunehmen. Das wird unser Abfahrtstag nach Salvador da Bahia/Brasilien. Es gibt noch einiges zu tun. Riggcheck, Bücher auf den Kindle laden, Wasser, Obst und Gemüse einkaufen, waschen, putzen, Mails und Whatsapps an Freunde verschicken und die Gastlandflagge ist noch nicht genäht. Walter glaubt nicht mehr daran, dass ich das Teil noch rechtzeitig zusammennähe. Ich kann ihn noch gerade davon abhalten, eine Flagge im Marineshop zu bestellen. Vorrätig sind Brasilienflaggen in ganz Mindelo nicht. Die müssen bestellt werden und es ist fraglich, ob sie dann noch rechtzeitig da ist. Leicht unter Druck gesetzt nähe ich die Flagge in 2 Stunden zusammen. Das ist rekordverdächtig 😉 . Nur den Sternenhimmel von Rio de Janeiro am Tag der Unabhängigkeit, der mitten auf der Flagge prangt, lasse ich weg. Details sieht man in 10 m Höhe nicht. Meine Schwägerin Marion hätte die Sterne fein säuberlich in Kreuzstich auf die Flagge gestickt 😉 . Sie ist aber jetzt nicht hier. Die Blogbeiträge über unsere Wanderungen auf Santo Antao und unsere Rollertour auf Sao Vicente, gemeinsam mit Romina und Martin von der SY flow, schaffe ich nicht mehr zu schreiben. Die kommen dann eben später als Nachschlag auf unsere Seite. ?No stress? das Motto auf den Kapverden. Am Freitagabend essen wir in der Floating Bar der Marina gemeinsam mit der ?flow? noch einen Cheesburger mit Fritten und trinken ein Abschiedsbier. Samstag liegen wir vor 9 Uhr am Tanksteiger. Der Diesel ist mit 72 Cent gnadenlos preiswert und wir hoffen, dass die Qualität ok ist.. Nachdem alles flug- und rutschsicher verstaut ist, heißt es um 14:30 Uhr Leinen los für Brasilien. Romina und Martin verabschieden uns am Steg mit letzten Bildern von der Alomacrew. Tilmann, unsere Wetterstation in Krefeld, wird uns wieder regelmäßig per Nachrichten über inReach und die Amateurfunke mit Wetterdaten versorgen 🙂 . Mangels Wind muss Mr. Yanmar direkt ran. Zwischen Santo Antao und Sao Vicente machen wir in der Düse bei 5 Bft mit der Genua 1 gut Fahrt. Danach schläft der Wind wieder ein. Eine gute Gelegenheit zu kochen. Es gibt Sauerkraut mit selbstgemachtem Kartoffelpüree. Als wir die Abdeckung von Santo Antao verlassen, werden die Wellen höher und die heftigen Rollbewegungen unter Motor erleichtern nicht unbedingt die Essenszubereitung. Das erst vor einer Stunde geklebte Scopodermpflaster zeigt noch keine Wirkung. Auf das Braten der Würstchen verzichte ich und um Schlimmeres zu verhindern, begebe ich mich eine Stunde vor meiner Bettliegezeit in die Horizontale. Walter muss es sich alleine schmecken lassen. Als ich meine Wache um 24 Uhr antrete, bin ich wieder fit und hungrig 😉 .
Inzwischen ist die Genua 1 gesetzt. Schnell sind wir nicht unterwegs. Morgen wird die „Passatbesegelung für Arme“ angebracht. Ausgebaumte Genua 3 an Backbord und Genua 1 unausgebaumt an Steuerbord. Wir haben nur einen Ausbaumer. Meine Wache bis ca. 3:30 Uhr verläuft ereignislos. Der Vollmond steht senkrecht über der Aloma, es ist stark bewölkt und kühl. Es sind Fleece und Decke angesagt. In der Ferne sind die Lichter des 288 m langen Tankers „Ling River Niger“ zu sehen. Nach dem erweiterten Frühstück mit Brötchen, Ei, Marmelade und Käse am kommenden Tag bringen wir unsere „Passatbesegelung“ an und machen gut 1 Knoten mehr Speed. Um die Reichweite unseres UKW-Funks zu testen, funkt Walter den gut 18 sm entfernten Frachter „Mozu Arrow“ mit Ziel Flushing/NL an. Die Kommunikation ist problemlos und unser AIS-Signal hat er erfreulicherweise auch. Mit unserem Energiemanagement sind wir nicht zufrieden. Unser Hydrogenerator bringt so gut wie keine Leistung. Walter versucht unter akrobatischen Verrenkungen den SailingGen in verschiedene Positionen zu bringen. Er testet verschiedene Reglereinstellungen. Alles ohne Erfolg. Wir lassen ihn trotzdem hängen. Die durchschnittlich 2 Ampere sind besser als nichts. Der zweite Tag ist nun schon bald vorbei. Zeit für einen alkoholfreien Sundowner. Langweilig war es bislang noch nicht.