Salvador da Bahia/Brasilien 5772 sm von Stavoren/NL
Die ersten kleinen silbrig-gräulichen Tierchen, nicht größer als ein halber Daumennagel, haben wir schon irgendwann auf den Kanaren im Boot herumflattern sehen. Da es nie mehr als fünf der unscheinbaren Kleinschmetterlinge waren, die in der Dämmerung aktiv wurden, haben wir sie kurzerhand im Flug zwischen unseren Händen zerquetscht und ihnen keine weitere Bedeutung beigemessen. An Mottenbefall auf der Aloma haben wir nicht gedacht.
Als wir nach der Atlantikquerung die wasserdichte Türe zur Vorkabine und das Luk öffneten, aus dem einige Motten mit letzter Kraft taumelnd herausflogen und ihre kleinen Flügelchen von sich streckend auf dem Salondach verendeten, wurden wir etwas aufmerksamer, aber noch nicht wirklich aktiv.
Beunruhigend finden wir, dass außerhalb des Bootes keine Motten zu sehen sind und wir sie trotz der langen Seereise immer noch an Bord sichten. Ich gehe auf Internetrecherche und sehe viel Arbeit auf mich zukommen. Walter hat für Mottenbekämpfung keine Zeit. Er ist mit der logistischen Herausforderung beschäftigt, wie wir das neue Getriebe möglichst preisgünstig von Deutschland nach Brasilien bekommen.
Bei unseren Bewohnern handelt es sich um Mehlmotten.
An unsauberen Bilgen und Schränken kann es nicht liegen, die werden bei uns regelmäßig gereinigt. Mehl, Reis, Haferflocken und sonstige Körner bewahren wir in Tupperdosen auf, was dort nicht hineinpasst kommt in leere 2,5 oder 5 Liter Wasserbehälter. Gewürze, Tee, Nüsse, Backzutaten usw. lagern in den bewährten Lock & Lock-Dosen.
Problem ist, dass man sich Mottenlarven oder Motteneier durch gekaufte Lebensmittel unfreiwillig einschleppt. In Mehl, Reis, Nüssen, Hülsenfrüchten, Schokolade, Gewürzen und Nudeln fühlen sich die gefräßigen Larven sauwohl und fangen an zu wachsen. Sind sie satt, fressen sie sich selbst durch verschlossene Mehltüten oder andere Kunststoffverpackungen hindurch und suchen sich ein ruhiges Plätzchen für die Verpuppung. Von denen gibt es auf einem Boot ja genügend, wie Schrankritzen, Abschlussleisten, Bohrlöcher in Schränken und die Ecken, die nur erreichbar sind, wenn man das Boot zerlegt. Sämtliche Bilgen und Schränke mit Lebensmittel wische ich mit Spiritus aus (Essigreiniger ist auch sehr gut).
Gemütlich gemacht haben es sich die kleinen Larvenbiester in der Tupperdose mit den Sonnenblumenkernen, die schon länger unbeachtet in einer Regalecke vom Küchenschrank steht. Bei den normalerweise super schließenden Tupper- Vorratsdosen (Lock & Lock ist besser) sind die Deckel mit den Verschlussklappen, gedacht zum dosierten Ausschütten, das Problem. An den filigranen Gelenken, mit denen die Klappen im Deckel integriert sind, sammelt sich Mehlstaub usw., der nur mit viel Mühe entfernt werden kann. Genau da sitzt so eine kleine weiße Mehllarve. Die Deckel werde ich alle gegen die geschlossene Variante ohne Klappe austauschen. Weitere finde ich in einer noch nicht geöffneten Reistüte, die in der Bilge liegt. An einer Naht haben sie ein kleines Loch reingefressen. Alle Lebensmittel, die sich in unmittelbarer Nähe befinden, entsorge ich, auch wenn ich nicht überall etwas Verdächtiges entdecken kann. Es kommen einige Mülltüten zusammen.
Alle Ritzen in den Schränken werden mit dem Fön bearbeitet. Bei Temperaturen über 60°C haben Motten, Eier und Larven keine Überlebenschance. Abschließend nehme ich mir unseren regelmäßig genutzten Toaster vor. Die Krümelschublade wird nach jedem Gebrauch gereinigt. An die angebackenen Krümel im Toaster kommt man nicht wirklich ran. Durch die regelmäßige Erhitzung dürfte sich da keine Larve wohlfühlen. Problem ist das Gitter unter dem Toaster. Glücklicherweise nicht verschweißt, sondern noch mit echten Schrauben befestigt. Jetzt tritt Walter in Aktion! Das Gitter lässt sich nicht wirklich vom Toaster separieren, sondern hängt am ganzen Innengehäuse. Wäre ja auch zu schön gewesen. Wir reinigen alles mit dem Staubsauger, so gut es geht. Der Toaster funktioniert nach der Intensivbehandlung noch. Ab sofort wird er nur noch in einer geschlossenen Plastikbox aufbewahrt.
Nudeln, Reis, Hülsenfrüchte usw. werde ich jetzt immer nach dem Kauf sofort in gut schließende Plastikboxen umfüllen. Die gut gemeinte Empfehlung der Verbraucherzentralen, alle drei Monate die Einlegeböden, Türen und Rückwände aus den Möbeln zu nehmen, um auch die kleinen Ritzen und Zwischenräume gründlich reinigen zu können, in denen Motten gerne ihre Eier ablegen, werden wir nicht umsetzen 😉 !