Atlantik 8. – 9. Tag

11.3.2018, 22:00 UTC, 2°28′ N, 30°4′ W Entgegen aller Erwartungen hat der Wind am Abend unseres 7. Tages zugenommen und bis zum kommenden Tag mittags durchgängig mit bis zu 5 Bft geblasen. Die Welle hat auch gut zugelegt. Unserem etwas eingebrochenem Etmal hat es gut getan und es ist auf 134 sm angestiegen. Nicht so erfreulich ist, dass der Wind dreht und uns immer mehr in östliche Richtung versetzt. Der Südkurs setzt sich mit 4 Bft bald wieder durch. Nähert man sich dem Äquator und somit der innertropischen Konvergenzzone (ITKZ), ist mit Squalls (heftiger Regen, Starkwind, Gewitter) zu rechnen. Die ITKZ ist eine Tiefdruckrinne, die sich um die ganze Erde zieht. Auf der Nordseite weht der NO-Passat, auf der Südseite der SO-Passat. Um 15 Uhr UTC sind wir umgeben von einer großen Regenzelle. Es schüttet wie aus Eimern. Gleichzeitig nimmt der Wind auf über 30 Knoten zu. Die Annäherung der Regenzellen können wir schon aus 10 sm auf dem Radar verfolgen. Daher binden wir vorsorglich das 2. Reff ins Groß und die Genua 1 wird weggerollt. Unter Motor queren wir die mehrere Kilometer große Zelle und stellen dabei fest, dass Mr. Yanmar ab etwa 1800 1/min schwächelt. Gibt man Gas vorwärts oder rückwärts, geht die Drehzahl schnell hoch, ohne dass der Prop entsprechende Leistung abgibt. Wir befürchten, dass sich etwas um unseren Faltpropeller gewickelt hat. Ein Tauchgang im Atlantik steht an. Der Skipper berichtet: Sind zunächst wieder unter Segeln unterwegs. Habe mich dann aber entschlossen zu tauchen. Also Segel weg ABC Ausrüstung an und ab in den Atlantik bei heftigem Gerolle. Im Prop nichts eingefangen. Lässt sich leich ein- und ausklappen und drehen. Sieht alles normal aus. Segeln weiter. Überprüfe ob die Antriebswellewelle in der elastischer Kupplung rutscht. Welle markiert und vorwärts Schub bis 3000 rpm. Rutscht nicht! Optisch sieht es so aus, als ob die Antriebswelle normal hochdreht. Könnte aber täuschen. Getriebeöl sieht gut aus. Getriebe ist warm (70° C), die hat der Motor aber auch. Wir haben einen Yanmar 4Jh3-TE mit KWB21 Getriebe. Die Bediehnungsanleitung ist widersprüchlich. Entweder hat das Getriebe eine Nasslamellenkupplung oder eine Nasskegelkupplung!? Die Kupplung könnte ab einem bestimmten Drehmoment rutschen. Wir waren jetzt mit 1800 rpm unterwegs und die Geschwindigkeit war gefühlt etwas zu niedrig. Wir hoffen daher, dass die Kupplung (falls es diese ist) 1600 1/min kann. Dies sind etwa 4 kn. Wir beschließen Salvador direkt anzulaufen. Das ist sicherer. In der Bahia Marina gibt’s einen 40 t Lift und einen Stellplatz. Sollte es das Getriebe sein, wovon ich im Augenblick ausgehe, müssen wir raus, um das Getriebe auszubauen. Da wir außerdem unser Watermaker- und SailingGen-Problem lösen müssen, rechnen wir mit einem längeren Aufenthalt. Wir werden Salvador nicht vorher verlassen. Nachdem es gestern an dem chaotischen Tag Nudeln mit Tomatensauce aus dem Glas gab, haben wir uns heute Cachupa, das kapverdische Nationalgericht, schmecken lassen.