Valdivia/Chile – Marina Estancilla – 11825 sm von Stavoren/NL
16. Februar 2021
Regenwald verbinde ich mit Tropen und Äquatornähe. An der chilenischen Pazifikküste treffen feuchte Meeresluft und Wolken auf Küstengebirge. Diese sorgen für reichlich Regen. Kann ich bestätigen. Im Mai und Juni vergangenen Jahres hat es in Valdivia wie aus Eimern geschüttet. Die Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei 12°C, die jährliche Niederschlagsmenge beträgt bis zu 2500 mm. Durch die ständig hohe Luftfeuchtigkeit und den vielen Regen hat sich ein weltweit einzigartiges immergrünes und kaltgemäßigtes Ökosystem entwickelt. Ein gemäßigter Regenwald ist entstanden.
Wir mieten das nicht so ganz vertrauenerweckende Auto von Marcelo und drei Frauen (Rita-SY Maramalda, Anastassi-SY Fratelli und ich), machen sich mit Walter als Fahrer auf den Weg zum ONCOL Park, ein Regenwaldreservat in der Nähe von Valdivia. Entlang der Küste haben wir immer wieder einen schönen Blick auf die Pazifikküste. Einige Kilometer vor Erreichen des Parks hört die asphaltierte Straße auf und wir holpern über unbefestigte Wege. Im Park gibt es eine Reihe anfahrbarer Wegpunkte, mit schöner Aussicht und kleinen Wanderwegen. Als wir nach einer Wanderung die Autotür öffnen, werden wir mit einem nervigen permanenten Klickgeräusch und einem wild blinkenden Armaturenbrett empfangen. Die Tageslichtscheinwerfer machen es dem Armaturenbrett gleich und blinken taktgleich mit. Türe zu und das Spiel geht weiter. Gleichzeitiges drücken des Türauf- und zuschalters bringt den Spuk zum Stoppen. Motor an und es geht wieder los. Wir scheinen es irgendwie geschafft zu haben die Alarmanlage zu aktivieren. Glücklicherweise ohne Hupgeräusch. Also fahren wir mit klick-klick-klick … und Lichtorgel weiter. Marcelo kennt hoffentlich den Aus-Knopf.
Die Beschaffenheit der Wege wird für Marcelos Auto und den Fahrer zunehmend zu einer Herausforderung. Lose Steine verursachen kein gutes Geräusch am Unterboden. Aufwirbelnder Staub machen die Scheiben schnell undurchsichtig. Glücklicherweise ist die Scheibenwaschanlage gefüllt. Wir halten immer wieder an und kontrollieren ob noch alle Autoteile vorhanden sind. Jetzt wissen wir auch, warum die meisten Parkbesucher mit Vierradantrieb unterwegs sind.
Die Wälder des gemäßigten Regentyps sind ein Zufluchtsort für endemische Arten von Flora und Fauna. Hohe Bäume mit eindrucksvollem Stammdurchmesser, wie Südbuchen und Zypressen, Gräser und riesige Farne geben dem Wald ein mystisches Aussehen. Die Wanderung auf den 715 m hohen Cerro Oncol ist ein Highlight. Die Aussicht auf die umliegenden Wälder, Valdivia und den Krater eines Vulkans sind beeindruckend.
Um 18 Uhr schließt der Park und wir machen uns auf den Rückweg. Warum nicht die Straße durch das Landesinnere nehmen. Die Küste kennen wir schon. Nach einigen Kilometern befinden wir uns inmitten einer Baustelle. Die Straße wird erneuert und verbreitert. Eine Stunde lang quälen wir uns bis zum Abzweig Valdivia über eine unbefestigte staubige Soll-mal-in-den-nächsten-Jahren-eine-Straße-werden, versuchen tiefe Schlaglöcher möglichst ohne Schaden für das Auto zu umfahren und fetten Steinen auszuweichen. Zeitweise sind wir durch den von anderen Autos aufgewirbelten Staub in eine undurchsichtige Wolke gehüllt.
An der Tankstelle in Valdivia dauert es zwei Stunden, bis wir endlich den Waschplatz erreichen und das Auto mit Hochdruck, Handvorwäsche und abschließender rotierender Bürstenreinigung von seiner Dreckschicht befreit wird.