Barra de Navidad/Mexiko – 16112 sm von Stavoren/NL
27.4 – 8.5.2021
Am frühen Abend gehen wir in der Bucht von Zihuatanejo Anker auf und motoren durch die windarme Nacht. Für den kommenden Tag sind bis zu 19 kn Wind aus vorherrschender nördlicher Richtung und somit aufkreuzen angesagt. Mittags ist der Wind wie angekündigt da, nimmt bis auf über 30 kn zu und macht die ganze Nacht keine Anstalten, sich auf die Vorhersagewerte einzupendeln. Mit gereffter Genua 3, zweitem Reff im Großsegel und einer unkomfortablen Krängung von 30 Grad sind wir froh als die schlaflose Nacht vorbei ist. Für den Rest der Strecke ist wieder motoren angesagt.
Kurz nach Sonnenaufgang fahren wir durch den gut betonnten Eingang des Wellenbrechers von Barra de Navidad und legen in der kurz dahinterliegenden Marina an einem Kopfsteiger längsseits an. Die Marina liegt in einem schön angelegten Viersterne-Resort mit Blick auf die umliegenden Berge und die schöne Lagunenlandschaft.
Isabel aus dem Marinabüro weist uns einen Liegeplatz an einem Fingersteiger zu. Für knapp 40 Euro sind Wasser, Duschen und Poolbenutzung inklusive. Wassertaxen können über den US Kanal 23 gerufen werden und bringen einen für geringes Transportgeld in den kleinen Ort. Als uns das Wassertaxi am Abend vorbei an Sandy Island mit Blick auf einen weißen palmengesäumten Sandstrand zum Ortseingang bringt, ist paradiesisch der Eindruck, den wir von Barra de Navidad haben. In einem kleinen netten Restaurant zischt das Anlegerbier und die Tacos mit Salsa und Salat schmecken hervorragend dazu.
In den kommenden Tagen wird das Boot ausgiebig mit Süßwasser gereinigt und riesige Wäscheberge in der Marinawäscherei für kleines Geld gewaschen, getrocknet und gefaltet. Walter kratzt mit einem Spachtel und bei nahezu Null-Sicht den Bewuchs am Unterwasserschiff ab. Ich bin von dem mühevollen Kratzen befreit und habe die verantwortungsvolle Aufgabe Ausschau nach hochliegenden Augen und Nasenlöchern von Krokodilen zu halten!
Zum ersten Mal sind wir über eine vollgekackte Genua 1 froh. Als wir sie zum Reinigen herunterlassen sehen wir, dass sie einen nicht unerheblichen Segelkopfschaden hat. Nähte der Gurtbänder sind gerissen. Die Kausch des Segelkopfes hängt nur noch an einem Gurtband. Außerdem sind einige Madenschrauben des NC42 Profils lose und stehen teilweise weit aus dem Profil. Den Toppwirbel bekommen wir so nicht runter. Da die Genua 1 ausgerollt ist, muss Walter sich mit Klettergurt ausgestattet am zweiten Stag hochhangeln, um die Schrauben einzuschrauben. Zwei Tage später die gleiche Prozedur nochmal, um alle losen Schrauben mit Loctite 2701 hochfest zu sichern. Um einen Segelmacher kümmern wir uns in Puerto Vallarta, der nächste Ort den wir anlaufen.
Jean Charles ist ein französischer Bäcker und betreibt seit Januar ein Café in Barra de Navidad. Davor hatte er sechs Jahre lang eine Panadaria in Mexiko Stadt. Ob er Probleme wegen der viel beschriebenen Kriminalität in Mexiko Stadt hatte? Nein, er hat die ganzen Jahre keine schlechten Erfahrungen gemacht. Wie in allen Großstädten sollte man auch hier bestimmte Viertel meiden. In der beginnenden Nachsaison fährt Jean Charles nur noch zweimal die Woche mit seinem Holzkahn in die Marina und Lagune, um die Boote mit Brot und anderen Leckereien zu beliefern. Im Januar und Febuar hatte er an die 40 Boote abzuklappern.
Wir fahren fast jeden Tag mit dem Wassertaxi hinüber nach Barra d. N., essen uns durch die verschiedensten Restaurants, fast keins ohne Livemusik. Fußläufig erreichbar ist nur die kleine Gemeinde Colimilla, knapp 2 km von der Marina entfernt, mit einem Lokal welches hervorragende Sparribs auf asiatische Art zubereitet (die Sushies sollen auch ausgezeichnet sein). An unserem letzten Abend essen wir in einem Restaurant, dessen Bestuhlung bis auf den Gehweg reicht. Drei Musiker sorgen für gute Stimmung. Ein Obdachloser bekommt ein Glas Wein spendiert und tanzt ausgelassen zu den mexikanischen Liedern. Einige andere Passanten und Gäste machen es ihm gleich.
In einer Nachtfahrt geht es weiter zu dem 141 sm entfernten Puerto Vallarta.