Caleta Olla 54°56’44 S 69°09’41 W

Caleta Olla – Brazo Noroeste del Canal Beagle – Feuerland
Puerto Williams – Caleta Olla 58 sm – 10276 sm von Stavoren/NL
23.01. – 27.01.2020

Eine traumhafte Überfahrt
Wir legen um 6:15 Uhr bei wenig Wind in Puerto Williams ab. Damit das Ablegemanöver möglichst problemlos abläuft und unser außen liegender Nachbar keine kurze Nacht hat, haben wir gestern die Plätze getauscht. Als später Wind aus N mit 5 Bft einsetzt, rollen wir die Genua 3 zur Unterstützung des Motors aus. Bis hinter Puerto Navarino machen wir mit 6 – 7 kn gut Fahrt. Dann ist der Wind weg und kommt wenig später mit 15 kn von vorne. Der noch anfangs mit 0,5 kn mitschiebende Strom kommt uns schon bald mit 1 kn entgegen. Wolken, Sonne und immer wieder blauer Himmel. Perfektes Wetter. An dem eindrucksvollen Bergpanorama, mit immer neuen Formationen können wir uns nicht satt sehen. Der Kanal wird zunehmend schmaler und teilt sich in die zwei Arme Brazo Noroeste und Brazo Sudoeste. Wir befahren den Brazo Noroeste. Kurz vor der Einfahrt zeigen sich die ersten Gletscher. Der Holanda Gletscher präsentiert sich besonders eindrucksvoll. Bis zur Caleta Olla, die kurz hinter dem Brazoeingang liegt, haben wir 2,5 kn Gegenstrom.

Chaotisches Leinenmanöver
In der Caleta schwojt der Katamaran RUM DOXY vor Anker. Er hat keine Landleinen ausgebracht. Wir bringen den Anker an der Westseite der Bucht aus und Walter paddelt mit dem Beiboot und einer Landleine an den kleinen Strand. Das Beiboot lässt sich mühelos an den Strand ziehen, ein Baum ist schnell gefunden und ich hole die Leine weitestgehend dicht. Das Ausbringen der zweiten Landleine klappt auch perfekt. Wir wundern uns allerdings, dass wir nur noch 2,50 m Wasser unter dem Kiel haben. Hält der Anker etwa nicht?! Also Leinen wieder eingeholt und Anker auf. Das Endergebnis des zweiten Manövers führt zu dem gleichen Ergebnis. Wir lesen nochmal in der „Blauen Bibel“ nach. Die Angaben von Giorgio und Mariolina haben wir nicht richtig verstanden. Sie sind aber auch ein wenig verwirrend. Die im Buch angegebene GPS Position, ist die entgültige Liegeposition des Bootes auf 5 m und nicht die Ankerposition, die uns ja nun mehr interessiert. Beim dritten Versuch ankern wir auf 15 m. Das Leinenmanöver läuft völlig chaotisch ab. Es fängt auch noch an zu regnen und Wind kommt auf. Nach zwei Stunden liegt die ALOMA endlich gut auf 8 m und 25 m vom Ufer entfernt. Wir sind zufrieden. Am Leinenmanöver müssen wir noch arbeiten!

Wanderungen mit Gletscherblick
Holanda Gletscher
Walter rudert uns mit dem Beiboot auf die Ostseite der Bucht. Die Anlandung ist etwas tricky. Wir folgen den Anweisungen in der „Blauen Bibel“ und suchen die rot-weißen Streifen auf dem runden weißen Felsen am Strand vergeblich, die den Beginn der Wanderung markieren. Nach längerem Suchen finden wir eine solche Markierung an einem Baum, ganz in der Nähe des Felsens. „Start inshore from there, climbing an easy slope leading to a beautiful panoramic view over the Holanda glacier and its lake“, heißt es weiter in der „Blauen Bibel“. Wer markierte Wanderwege gewohnt ist, wird enttäuscht sein. Außer den rot-weißen Streifen am Baum gibt es nichts. Wege müssen gesucht und gefunden werden. Wir schlagen uns buchstäblich durch das Gebüsch und müssen uns immer wieder neu orientieren, weil es nicht mehr weitergeht. Einfach ist der Weg nicht. Schließlich erreichen wir den Aussichtspunkt und werden mit einem wunderschönen Blick auf den Gletscher und seinen See belohnt. Weiter hinunter gehen wir nicht mehr. Es ist schon zu spät und Starkwind angesagt. Wir wollen uns nicht verzetteln, denn der „Weg“ zum See sieht nicht nach mal so eben gemacht aus. Zurück geht es deutlich schneller, da wir den Track teilweise aufgezeichnet haben. Nochmal einen letzten Blick über die Caleta Olla und den Brazo Noroeste und schon bald stehen wir wieder an unserem Beiboot. Der angesagte Westwind ist da und bläst inzwischen heftig, genau von vorne. Ich hoffe, dass Walter auf den 800 m bis zur ALOMA nicht die Puste ausgeht. Zäh wie er ist, schaffen wir es langsam aber stetig wieder zurück.

Holanda Gletscher und Italia Gletscher
Eine weitere Wanderung startet erfreulicherweise direkt vom Strand am Ankerplatz aus. Irgendwie wurschteln wir uns durch den Grüngürtel aus Bäumen und Sträuchern und stehen danach in einer Sumpflandschaft. Wir stapfen über den weichen nachgiebigen Untergrund und müssen aufpassen nicht in einem der zahlreichen Wasserlöcher zu versinken. In dem sich anschließenden Urwald erwischen wir nicht, wie soll es auch anders sein, den richtigen Weg und machen einen unnötigen Schlenker. Wir halten vergeblich Ausschau nach dem in der „Blauen Bibel“ beschriebenen weißen auffälligen Fleck auf der bewaldeten Bergseite, von wo aus der Weg nach oben beginnen soll. Der einzige auffällige Punkt, den wir ausmachen können ist grau. Hier starten wir mit dem Aufstieg. Kann nicht ganz verkehrt sein, da wir an dem kleinen beschriebenen Wasserfall vorbeikommen. Mühsam und immer wieder in Matschlöchern einsinkend, errreichen wir einen Aussichtspunkt mit fantastischem Blick über die Ankerbucht Olla. Wir steigen noch ein wenig höher auf, um den Italia Gletscher besser sehen zu können. Um einen Blick auf den Hollanda Gletscher werfen zu können, müsste man noch ein weiteres Stück aufwärts gehen. Machen wir nicht! Es fängt an zu regnen und starker Wind kommt auf. Wir gehen zurück und erreichen nach einer Stunde wieder den Strand. Für den Hinweg haben wir drei Stunden gebraucht!!!

Es regnet den ganzen kommenden Tag hindurch. Wir machen einen Bootstag. Die zwei Katamarane und zwei Segelboote, eins davon die französische FAYAL aus der Whatsapp Gruppe, mit denen wir zwischenzeitlich zusammen in der Bucht gelegen haben, sind weiter gefahren.

Bilder: https://aloma.koeln/feuerland-patagonien-bilderreise-teil-1/

LIEBER ANDREAS!
HERZLICHE GLÜCKWÜNSCHE ZUM GEBURTSTAG AUS DEN ABGLEGENEN CHILENISCHEN KANÄLEN! WAHRSCHEINLICH BIST DU MIT PETRA UND EMMA IRGENDWO AUF DER PISTE UNTERWEGS!