Mindelo auf Santo Vicente/Kapverden 3513 sm von Stavoren/NL
Februar 2018
Bereits vor Beginn der ersten großen Umzüge gibt es die ein oder anderen Karnevalsveranstaltungen. Warum soll es hier anders sein als in Köln 😉 . An fünf aufeinanderfolgenden Tagen ziehen die Mandingue, die Sambaschulen, Kindergärten und Schulen trommelnd und tanzend durch die Straßen.
Walter macht seine Rückenprellung immer noch zu schaffen. Längeres Stehen geht gar nicht. Alle Umzüge werden wir uns daher nicht antun. Wir schauen uns den Abendzug der größten Sambaschule von Mindelo an und natürlich den Wettstreit der Sambaschulen am darauffolgenden Tag, den Höhepunkt einer jeden Karnevalssaison.
Der Karneval in Mindelo gilt als einer der farbenprächtigsten und schönsten auf den Kapverdischen Inseln. Die Menschen werden mobilisiert, ihr tänzerisches und musikalisches Talent zu präsentieren. Aufwendige und bunte Kostüme werden geschneidert und es werden viele Arbeitskräfte für den organisatorischen Ablauf benötigt. Für ein paar Tage dürfen die Menschen die Sorgen des Alltags in ausgelassener Stimmung vergessen.
Wir brauchen nicht weit zu gehen. Alles spielt sich direkt vor der Marina ab. Die Stunden vor dem Start der Umzüge durchgeführten Soundchecks sind wohl missglückt. Ein großer Truck, bestückt mit etlichen Lautsprechern und einer Liveband zieht an uns vorbei. Ohrenbetäubend dringt aus scheppernden Boxen verzerrte Musik mit einem unglaublichen Basspegel zum immer gleichen Song in einer Endlosschleife. Zwischenzeitlich fällt die Musik ganz aus. Dafür sind die bunten Sambagruppen schön anzuschauen.
Vor Beginn des Abendzuges mit der größten Sambaschule von Mindelo können wir den Teilnehmern bei ihren letzten Vorbereitungen zuschauen.
Der Wettstreit der Sambaschulen findet am Karnevalsdienstag statt. Walter bleibt heute an Bord und schont seinen Rücken. Ich ziehe alleine los. Mittags sitzen und stehen bereits viele Einheimische am Straßenrand, um sich die besten Plätze zu sichern. Vor der großen Bühne in der Rua Lisboa sind Tribünen mit Stühlen aufgebaut, die ein oder anderen sind schon besetzt oder als reserviert gekennzeichnet. Da wird später kein Durchkommen mehr sein und ich gehe zu meinem altbewährten Platz, wo sich die Gruppen noch sortieren und aufstellen. Wie ich erfahre, wird es noch 3 Stunden dauern bis sich der ganze Zug in Bewegung setzt. Solange bleibe ich hier nicht stehen. Von einer Straßenverkäuferin, die in ihren großen „Tuppadosen“ selbstgemachte Leckereien verkauft, nehme ich ein paar frittierte Fischecken mit auf die Aloma und werde mich später wieder an den Straßenrand begeben.
Ich ergattere einen super Platz und genieße die farbenfrohen Gruppen, die an mir vorbeiziehen.
Auf den Motivwagen stehen die Sambamädels und – jungs ungesichert in schwindelerregender Höhe und kämpfen mit den heftigen Windböen.
Die Organisation des Zuges könnte noch etwas verbessert werden. Teils stehen die Gruppen eine halbe Stunde unbewegt auf der Stelle. Auf die letzten Gruppen und Motivwagen warte ich dann auch nicht mehr. Die „Musik“ dröhnt uns noch lange in den Ohren, insbesondere der immer wiederkehrende Saisonhit.
Fazit: Nichts geht über den Karneval in Köln 😉
An Aschermittwoch ist hier noch lange nicht alles vorbei. Vor der Tribüne in der Rua Lisboa versammeln sich wieder die Menschen vor der großen Tribüne und warten auf die Entscheidung der Jury. Der Gewinner spielt zum letzten Mal sein Sambalied und zieht trommelnd und tanzend durch die Straßen. So wie ich gelesen habe, wird alles Mögliche prämiert und mit Preisgeldern belohnt. Der Hauptgewinner soll ein Preisgeld in Höhe von immerhin 5000€ erhalten. Auch einzelne Bestandteile, wie die beste Musik, der beste Motivwagen, die schönste Karnevalskönigin usw.. werden mit Preisgeldern bedacht. Die meisten Teilnehmer müssen ihr Kostüm wohl selber bezahlen und sich regelrecht vom Mund absparen. Ein Kostüm für die Teilnahme an der Samba Nacht soll zwischen 80 und 500 EURO kosten. Das Kostüm der Königin über 1000 EURO.
Fehlende Bilder in den Vorberichten vom 4. und 5.2. habe ich inzwischen ergänzt!