Levadas, Wolken und Emmentaler

Portugal/Madeira 1944 sm von Stavoren/NL

CABO GIRÃO UND ZWEI LEVADAS AUF EINEN STREICH
27.06.2017

Für unsere kommenden Ausflüge haben wir ein Auto gemietet. Spart Zeit und erleichtert die Anfahrten zu den Startpunkten der Wanderungen enorm. Heute sind Daniela und Beni von der „Happy Day“ mit dabei.

Cabo Girão – Steilklippe
Bevor wir in Ponta do Sol mit der Wanderung entlang der zwei Levadas starten, werfen wir noch einen Blick hinunter vom Cabo Girão, mit 560 – 589 m (jeder sagt etwas anderes) einer der höchsten Steilklippen Europas. Ganz unten sieht man auf zahlreiche Terrassenfelder. So wie ich gelesen habe, werden diese von den Landwirten mit Hilfe einer Seilbahn bewirtschaftet und waren bis zum Jahr 2003 nur per Boot erreichbar.

Spektakulärer Blick nach unten! Bild und Füße von Beni und Daniela

Levada do Moinho hin und Levada Nova zurück (10 km)
Die meisten Wandertouren auf Madeira sind Streckenwanderungen, die man hin – und wieder zurücklaufen muss. Es sei denn, man lässt sich am Ende des Weges von einem Taxi abholen. Wir machen heute eine der wenigen Rundwandertouren entlang der Levada do Moinho ins Tal der Ribeira da Ponta do Sol hinein und auf der höher gelegenen Levada Nova wieder hinaus.

In Nähe der kleinen Kirche von Lombada da Ponta do Sol startet der Wanderweg und hier finden wir auch eine Parktasche für unseren Mietwagen. Auf der Levadamauer laufen wir an Feldern vorbei, die mit Bananen, Bohnen, Zwiebeln und anderem Gemüse bepflanzt sind. Am Wegesrand wachsen Madeira-Natternköpfe, die es nur hier auf Madeira geben soll.

Immer entlang der Levada

Madeira-Natternköpfe

Am Flussbett hat man zwei Möglichkeiten, um zu der höher gelegenen Levada zu gelangen. Den beschwerlicheren Weg durch das mit Geröll durchsetzte Flussbett oder den kürzeren und einfacheren Weg über einen steilen Treppenweg. Nach dem bisher recht beschaulichen Spaziergang brauchen wir mal etwas Abwechslung und versuchen über die mitunter glitschigen Steine des Flussbettes zu balancieren und keine nassen Füße zu bekommen. Wir hangeln uns alle ohne Zwischenfälle hindurch.​

Das Flussbett beginnt

Hier geht’s entlang

nicht immer einfach

aber gleich geschafft

Die obere Levada ist etwas spektakulärer. Leicht geduscht werden wir bei einer Felswand, an der ein Wasserfall hinunterfällt. Direkt danach kommt ein ca. 200 m langer Tunnel, recht düster aber der Ausgang ist immer zu sehen.

Eindrucksvolle Felswand

und alle trocken geblieben Bild: Beni Vogel

Die Levada Nova ist nach dem Tunnel in den Felshang geschlagen. Rechts von der Levadamauer, auf der wir langlaufen, geht es ca. 100 m steil abwärts. Die meisten Stellen sind, durch zwischen Pfosten gespannte Seile, gesichert. Bald schon erreichen wir die ersten Häuser von Lombada da Ponta do Sol.

DURCH DIE WOLKEN HINAUF AUF DEN PICO RUIVO – 1862 m
28.06.2017
Wir werden Madeira nicht verlassen ohne „den“ Gipfel bezwungen zu haben. Der nicht so ausdauernde Wanderer kann den höchsten Berg von Madeira direkt anfahren und die wenigen Höhenmeter bis zum Gipfel laufen. Kommt für uns überhaupt nicht in die Tüte. Wir machen auf jeden Fall die beschwerliche Tour über den Pico Areeiro – 1818 m. Heute sind Lisa und Wolfgang von der „Lotta“ wieder dabei. Mit Proviant und Wasser haben wir uns ausreichend versorgt, Wolfgang hat seine Krücken geschmiert und eingestellt und los geht’s. Mit dem Auto fahren wir bis zu dem 1800 m hochgelegenen Parkplatz des Pico Areeiro und sind über den Wolken. Was für eine Aussicht.

Über den Wolken

Der Gipfel ist schnell abgehakt. Jetzt geht es erst einmal immer abwärts. Der Blick ist fantastisch und lässt jetzt schon eine spektakuläre Wanderung erahnen.

Der Weg beginnt

erst einmal ganz moderat

und steigt langsam an

Madeira-Natternköpfe

Über unzählige steile Stufen aus Basalt und in den Fels eingelassene Eisentreppen wandern wir an den beeindruckenden Felswänden entlang und haben immer wieder stimmungsvolle Ausblicke auf die Wolken.

immer hinunter

und noch weiter hinunter

eindrucksvolle Felswände

fantastische Ausblicke

Nach ungefähr der Hälfte des Weges kann man  unterhalb des Pico das Torres (1755 m) den steilen und anspruchsvollen Ostweg oder die leichtere Westvariante gehen. Die Entscheidung wird uns abgenommen, der Ostweg ist gesperrt 😉 und wir müssen den Tunnelweg nehmen.

Wir müssen durch

mehrere Tunnel

Kurz vor dem Pico Ruivo führt ein flacher Weg vorbei an einer riesigen Fläche mit abgestorbenen Bäumen, die vor einigen Jahren einem Waldbrand zum Opfer gefallen sind. Der Blick auf die Wolkendecke mit den bizarr anmutenden Bäumen davor wirkt etwas unheimlich und doch faszinierend.

Unter bizarren Bäumen hindurch

Ergebnis

Waldbrand

Die Versorgungshütte Casa do Abrigo ist geschlossen aber an einem Wasserhahn können wir vor dem Rückweg noch einmal unsere Flaschen auffüllen. Auf den vorwiegend aus Lavagestein bestehenden Gipfel ist es, verglichen mit dem bisherigen Weg, nur noch ein kleiner Spaziergang.

Ein Regenschirm??

abgestorbene Bäume im Grünen

Pico Ruivo

bis hierhin geschafft

Wir müssen nun den ganzen Weg wieder zurück und die elend vielen Stufen wieder hoch- und hinunterlaufen. Alternativ könnte man auch ca. 260 Höhenmeter auf leichtem Weg bis zur Achada da Teixeira laufen und ein Taxi aus Santana rufen. Machen wir nicht, wir laufen tapfer zurück. Die Beine werden immer schwerer und auf ein Magnum Eis und eine eisgekühlte Cola muss ich noch etwas warten. Auf dem Rückweg begegnen wir einer Wachtel, die ein Rothuhn ist (Wolfgang und Lisa kennen sich mit Vögeln besser aus 😉 ) und jede Menge Küken hat.

Auf dem Rückweg

an den aufsteigenden Wolken

und an einem Rothuhn

mit vielen Küken vorbei

Viel später hätten wir nicht zurück sein dürfen. Die Wanderwege werden schon von den aufsteigenden Wolken eingehüllt. Die Wanderung war anstrengend aber es war auch das Eindrucksvollste, was wir bisher gesehen haben. Das sagen auch die Schweizer 😉 .

eingehüllte Wanderwege

12 km, ca. 1100 Höhenmeter, 5:46 h Trackzeit, 3:58 h in Bewegung

TUNNELFAHRT ENTLANG DER WESTKÜSTE
30.06.2017
Heute steht eine Fahrt entlang der Westküste auf dem Programm. Im Reiseführer etwas zu entziffern geht nur, wenn man kurzzeitig einen Tunnel verlassen hat. Ehe man sich versieht, ist man schon wieder in der nächsten Röhre. Bis Ende der 90er Jahre war das Straßennetz auf Madeira mehr als unzureichend. Die meisten Küstenorte waren nur sehr mühselig oder mit dem Auto gar nicht erreichbar. Unter Einsatz von EU-Mitteln aus dem Regionalfond wurden ca. 140 Tunnelanlagen gebaut und Madeira durchlöchert wie ein Schweizer Käse.

Unser erstes Ziel ist Jardim Atlantico. Eine Hotelanlage mit Apartments und Bungalows an einem Hügel gebaut mit Aussicht auf den Atlantik, nicht weit entfernt von Calheta. Wir haben nicht geplant unseren nächsten Urlaub hier zu verbringen 😉 . Aber Heidi und Peter, gute Freunde von uns, haben hier vor einigen Jahren Urlaub gemacht. Peter beschreibt uns die Stelle in der Anlage, von der man einen schönen Blick auf Jardim do Mar hat. Wir finden alles wie beschrieben und genießen einen schönen Ausblick. 🙂 .

Hotelanlage Jardim Atlantico

Blick auf Jardim do Mar

Jetzt müssen wir uns das Örtchen auch mal aus der Nähe anschauen. Es ist eine Gemeinde im Kreis Calheta und beherbergt gut 200 Einwohner. Hier gibt es keine Sehenswürdigkeiten aber nette kleine Gassen, die zum Meer hinunterführen.

Jardim do Mar

Blumen am kleinen Dorfplatz
Fischerhafen Paul do Mar

Paul do Mar liegt direkt daneben und ist nur durch einen Tunnel von Jardim do Mar getrennt. Es ist ein ehemaliges Fischerdörfchen mit einem kleinen Hafen, senkrechten Felswänden und soll zu den wärmsten Orten auf Madeira gehören.

Weiter geht es nach Ponta do Pargo dem westlichsten Punkt der Insel.  Wir fahren zu dem 375 m über dem Meer liegenden rot-weißen Leuchtturm das höchstgelegenste Signalfeuer Portugals. Es hat eine Reichweite von fast 28 Seemeilen. Von hier hat man einen schönen Ausblick auf die Westküste.

Leuchtturm von Ponta Pargo

Westküste

Als letztes steht noch Porto Moniz auf dem Programm.

Blick hinunter auf Porto Moniz

Es soll der einzige Ort auf ganz Madeira sein mit einem eigenen Hubschrauberlandeplatz. Beeindruckend sind auch die Lavaschwimmbecken, die in die Felsen eingelassen und mit Meerwasser gefüllt sind.

Ende Hubschrauberlandeplatz

Meeresschwimmbecken

Zurück geht es wieder durch die zahlreichen Tunnel Richtung Quinta do Lorde. In Caniçal, nicht weit entfernt von der Marina, essen wir in einem einfachen aber guten Fischrestaurant. Ich probiere den Espada preta, den schwarzen Degenfisch. Er wird von den Madeirenser Fischern aus einer Tiefe von rund 1000 m an Angelhaken an die Meeresoberfläche gezogen und wird ausschließlich nachts gefangen. In Europa kommt er nur rund um Madeira vor und gilt als Delikatesse. Nicht schlecht aber er wird nicht mein Lieblingsfisch.