22. – 23.03.2021 20°50’S 81°54’W, 23:14 UTC, 1297 sm, bis zum Ziel 2519 sm Am frühen Morgen des 22.3. queren wir den südlichen Wendekreis (23°27′). Hier steht die Sonne am 21. Dezember senkrecht, Sommeranfang auf der Südhalbkugel. Gestern hat die Sonne auf ihrem Weg nach Norden den Äquator gequert und auf der Südhalbkugel ist jetzt Herbst. Wir segeln stramm auf die nördliche Halbkugel zu, der Sonne hinterher, hinein in den Frühling.
Wir haben umgeplant. Unser neues Etappenziel ist Acapulco/Mexiko. Zu den 2600 sm bis Ecuador kommen mal so eben 1200 sm dazu. Für die Entscheidung gibt es eine Reihe guter Gründe. Ab Mitte Mai treten die ersten Hurrikans auf der Nordhalbkugel im Ost-Pazifik auf. Wir wollen auf jeden Fall versuchen spätestens Mitte Mai am Eingang Sea of Cortez/Mexiko zu sein. Wetterbedingt sind wir später als geplant in Valdivia gestartet. Segeln wir durch bis Mexiko, gewinnen wir mindestens 10 Tage und die Strecke ist insgesamt 350 sm kürzer. Außerdem sind die Seebeine inzwischen ausgewachsen. Wir sind im Segelmodus. Jede Unterbrechung bedeutet wieder einen Neustart. Außer Obst- und Gemüse ist Proviant ausreichend vorhanden. Hier und da muss ein wenig rationiert werden. Für Walter gibt es nur noch eine statt zwei Scheiben Käse. Der Wassermacher läuft zwar, aber er erreicht nicht mehr den gewünschten Betriebsdruck von 55 bar. Bei 50 bar ist Schluss, Tendenz fallend. Der 500 Liter Dieselvorrat sollte normalerweise reichen. Das Einzige, was für einen Stopp in Ecuador sprechen würde ist, dass wir die Möglichkeit hätten, unsere Obst- und Gemüsevorräte aufzufüllen, Spiritus für unseren Kocher zu kaufen, den es in Mexiko angeblich nicht gibt und eventuell noch etwas Diesel zu bunkern. Da wir aber das erste brauchbare Wetterfenster nutzen würden, um nach Mexiko zu starten, würden wir die ursprünglich geplante Rundreise in Ecuador nicht machen. Für den kurzen Aufenthalt wären wir etwa 500 US $ für die Ein-, Ausklarierung und den Liegeplatz ärmer.
Wir segeln weiter auf der Ecuador-Route. Sollten wir wider Erwarten doch Diesel brauchen oder es gibt andere Probleme, dann können wir immer noch Puerto Amistad anlaufen. Von Ecuador nach Acapulco hätten wir ohnehin die Hochseeroute gewählt, um den gefürchteten „Gap-Winds“ Tehuantepec und Papagayos auszuweichen.
Tierische Begegnungen: Möwen und kleine Seevögel.
Auf dem AIS gesichtete Schiffe: Gloriuship, Frachter, 289 m lang, 45 m breit mit Ziel Chile Vergangene Nacht nimmt Walter zu Admiral Shabalin, einer 120 m langen und 19 m breiten Fischfabrik Funkkontakt auf, da der Kahn uns ziemlich auf die Pelle rückt. Das AIS meldet ständig lautstark „Gefährliches Fahrzeug“. Das erste Schiff, welches wir nicht nur auf dem AIS erblicken! Wir sollen uns keine Sorgen machen, er sieht uns! Das Segeln nervt. Wenig Wind, flappende Segel und immer wieder gegen das Deck scheppernder Holeblock der Genua 1 – Schot. Seit einigen Stunden läuft es wieder gut.
Getrübt wird die Stimmung von den neuesten Nachrichten aus Deutschland. Es wird wohl wieder über eine Ausgangssperre nachgedacht. Umso mehr wissen wir es zu schätzen, auf der Aloma die Freiheit des Segelns genießen zu dürfen.
Meldung aus dem Motorraum: Die Steckverbindung des Wassermacher-Retentats an der Rumpfdurchführung ist undicht. Es kommt Salzwasser rein. Nicht viel aber es tropft. Walter dichtet die Stelle erfolgreich mit selbstvulkanisierendem Silikonband ab.