Stanley/Falklandinseln 9625 sm von Stavoren/NL
29. – 30.11.2019
Es ist Freitag Morgen, die Sonne scheint, kein Wind, kein Kreuzfahrtschiff! Der ideale Pinguintag! Bis zur Gypsy Cove sind es ca. 7 km zu laufen. Dort haben sich die Magellanpinguine ein Zuhause mit Meeresblick gebuddelt. Schon bald schieben sich dicke dunkle Wolken vor die Sonne und bleiben dort beharrlich hängen. Doch kein Pinguintag! So ist das hier auf den Falklands. Am Nachmittag lugt die Sonne immer mal wieder zwischen den Wolken hervor, aber für den nicht ganz kurzen Spaziergang bis zur Bucht ist es jetzt zu spät.
Für Thies und Kicki haben wir chilenische Seekarten auf einen Stick kopiert. Die beiden liegen mit ihrer Wanderer III zurzeit in einem 2,5 km entfernten kleinen Privathafen im Westen von Stanley. Mal schauen, ob sie an Bord sind. Es geht immer die Ross Road West am Wasser entlang. Vorbei an der Christ Church Cathedral mit rotem Dach und einem eingerüsteten Glockenturm und vorbei an der St. Mary’s Church. In Gedenken an Margaret Thatcher wurde eine „Memorial Bust“ auf eine grüne Wiese gesetzt. Das „Liberation Monument“ direkt daneben erinnert an alle Gefallenen aus dem Falklandkrieg. Das Regierungsgebäude auf der einen Seite, das „Royal Marines Monument“, die „Battle Memorial Wall“ und noch ein „Battle Memorial“ auf der anderen Seite. Mit Gedenkstätten wurde auf den Falklands nicht gespart. Dazwischen hat blühender Stechginster mit seinen unglaublich fetten sattgelben Blüten ganze Flächen eingenommen. Was für ein Farbspiel. Ein Stück weiter ragen Teile des Jhelum Schiffwracks aus dem Wasser. Auf den Grünflächen stehen dutzende Falklandgänse, unentwegt pickend herum. Thies und Kicki sind zu Hause. Wir müssen aufpassen, dass wir nicht auf das frisch gestrichene gelbe Deck treten, trinken einen Wein und lauschen den spannenden Erzählungen über ihre vergangenen Erlebnisse und die Tierwelt auf den Falklands. „Eigentlich wollten wir ja heute zu den Pinguinen“, erzählen wir. „Warum nicht jetzt noch hinfahren?“, meint Kicki und zieht sich schon die Jacke an. Die Eltern von Santiago haben, bevor sie mit ihrer SY YPAKE+ von den Falklands nach Süd Georgien gestartet sind, für wenig Geld ein Auto gekauft um auf der Insel mobiler zu sein. Thies und Kicki können es jetzt in ihrer Abwesenheit nutzen. Ehe wir uns versehen, fahren wir Richtung Pinguinbucht. Wir biegen von der Airport Road links ab, fahren an dem rostig braun roten Schiffswrack „Lady Elizabeth“ vorbei und kommen in eine mit bizzaren Felsen durchzogene Landschaft. Dazwischen bedecken die an Heidekraut erinnernden „Diddle Dee“ Pflanzen den Boden. Im Sommer wachsen an ihnen leuchtend rote Beeren, die eine wichtige Nahrung für Insekten und Vögel sind. Die Falkländer pflücken sie, machen daraus Marmelade und genießen die bitteren Früchte mit viel Zucker. Dazwischen wieder der unglaublich gelbe Stechginster, verschiedene Seevögel und die „Falkland Flightless Steamer Ducks“ (Dampfschiffenten). Dann sehen wir sie, die ca. 70 cm großen Magellanpinguine auf dem weißen Sand der Bucht, das Wasser leuchtet türkis, fast schon karibisch anmutend. Viele stehen zum Anfassen nah zwischen den Diddle Dee-Pflanzen und anderem Gewächs, wo sie bis zu zwei Meter tiefe Bauten gegraben haben, um ihre zwei Eier abzulegen. Ihr unverwechselbarer brüllender Ruf schallt aus allen Richtungen zu uns hinüber. Wie wir von Thies und Kicki erfahren, hätten wir heute Vormittag nicht viele Pinguine gesehen. Die meisten kommen erst gegen 18 Uhr von ihrem Fischfang zurück, spazieren noch was am Strand entlang, um sich dann zu dem im Bau brütenden Partner zu gesellen. Die ersten Magellanpinguine landen Ende Oktober auf den Falklandinseln, um dann im November mit der Eiablage zu beginnen. Die Sonne geht langsam unter und wir werden bis vor die ALOMA gefahren. Doch noch ein Pinguintag!
An der Kopfseite des East Jettys hat vorgestern die SY „SANTA MARIA AUSTRALIS“ angelegt. Eine 20 m lange Aluminium Ketch „Hydra Duo 66“, 1998 in Plymouth UK gebaut. In 2004 für den Einsatz in hohen Breiten umgerüstet. Sie bietet Platz für max. 12 Personen. Konstrukteure sind Horst Glacer und Kurt Reinke. Heimathafen ist Berlin. Morgen können wir sie besichtigen. Unsere ALOMA wurde auch von Kurt Reinke konstruiert. Davor lag bis gestern der 26,25 m lange Aluminium-Katamaran „NDS EVOLUTION“, ein Antartic Explorer, mit 4 Crewmitgliedern und für 9 Gäste ausgelegt.
In den Nächten sind die Temperaturen immer einstellig. In der vergangenen Nacht waren es etwas über 5° C. Die bisher niedrigste Temperatur, die wir gemessen haben. Tagsüber sind es zurzeit selten mehr als 8° C. Abends machen wir die Dieselheizung an, die wir die ganze Nacht auf kleiner Stufe durchlaufen lassen. Tagsüber brauchen wir die Heizung nicht. Selbst bei bewölktem Himmel steigt die Temperatur im Boot, dank der guten Isolierung, auf über 22° C. Die Solarzelle liefert auch bei diffusem Licht ausreichend Energie, um alle Stromverbraucher ausreichend zu versorgen.
Was haben wir sonst noch so gemacht?
Kompassbeleuchtung
Die Lötstelle einer der in Piriapolis gelöteten LEDS der Kompassbeleuchtung ist gebrochen. Eine vernünftige Lötung ist ohne Lötfett nicht möglich. Wir haben kein Lötfett an Bord. Der nette Manager des Hardwarestores gegenüber hat auch keins, besorgt aber welches und schenkt uns einen großen Pott. Der sollte für viele Jahre löten reichen.
SailingGen
Der Hydrogenerator, der auf der Überfahrt zu den Falklands bei 50 kn Wind Alarm geschlagen und seinen Job eingestellt hat, läuft wieder. Walter hat sich mit dem Hersteller Armin Horn in Verbindung gesetzt. Da wir das Teil nicht direkt aus dem Wasser genommen haben, ist wahrscheinlich die Sicherung im Controller durchgebrannt. Der Controller ist schwer zugänglich verbaut und der Aus- und Wiedereinbau nimmt einige Stunden in Anspruch. Ein Test des SailingGen ergibt, dass der Austausch der durchgebrannten Sicherung anscheinend erfolgreich war.