Die Victory Bar

Stanley/Falklandinseln 9625 sm von Stavoren/NL
30.11. – 1.12.2019

Was gibt’s Neues von den Falklands? Interessante und nette Menschen treffen! Abenteuerliche Geschichten hören! Samstags trifft sich halb Stanley in der Victory Bar um Abwechslung vom Alltag zu suchen. Nach der erfolgreichen Lötaktion der Kompassbeleuchtung und dem anscheinend gelungenen Austausch der durchgebrannten Sicherung im Controller des SailingGens, gehen wir auf ein Feierabendbier dorthin. Das braune Holzhaus auf der rechten Seite der Philomel Street schaut eher aus wie ein Wohnhaus. Keine Leuchtschrift an der Hauswand, nur ein unauffälliges kleines Schild auf einem Fenstersims, mit dem handgeschriebenen Schriftzug Victory Bar zeigt an, dass man hier richtig ist.

Wir ergattern noch den letzten kleinen Tisch unter einem Bildschirm, über den Musikvideos flimmern. Alle anderen Tische sind besetzt, an der Theke sitzen dicht gedrängt Gäste vor ihrem Bier, in der hinteren Ecke wird die Dartscheibe bearbeitet. Es sind nur Männer zu sehen. Gehen die Frauen auf den Falklands nicht in Kneipen? Wir bestellen an der Theke zwei gezapfte Pints, bestaunen den blinkenden Weihnachtsbaum und die unter der Decke hängenden weihnachtlichen Girlanden. Auf einer an der Wand angebrachten elektronischen Anzeigetafel werden die aktuellen Tageszeiten auf der Südhalbkugel abgebildet. Der hell beleuchtete Bereich ist der, wo es aktuell Tag ist. In Neuseeland ist schon der nächste Tag Mittag.

Dann geht die Türe auf und erste Frauen kommen in die Bar. Aufgebrezelt für Samstag Abend. Es ist ein Kommen und Gehen. Nachdem wir das zweite Pint ausgetrunken haben und Anstalten zum Gehen machen, werden wir angesprochen wo wir herkommen und was wir hier in Stanley machen. Jetzt kommen wir nicht mehr weg. Seit wann wir unterwegs sind, ob wir nach Süd Georgien wollen, was wir früher gemacht haben! In der Kneipe sind nicht nur Einheimische. Viele die hier ihr Bier trinken, sind vorübergehend auf den Falklands. So wie die Schwarzafrikaner aus Simbabwe, deren Job es ist, die von den Argentiniern im Falklandkrieg gelegten Minen zu räumen. Wir sehen sie jeden Tag, wenn das Speedwell Boot sie vom East Jetty aus zu ihrem Arbeitsplatz bringt und nachmittags wieder abholt. Der Chef des Minenräumprogramms, der bereits seit fünf Jahren auf den Falklands ist, erzählt, dass die argentinische Armee während des Falklandkrieges 1982 etwa 25.000 Personen- und 5.000 Fahrzeugminen gelegt hat. Das es so lange mit der Minenräumung gedauert hat, lag daran, dass streitig war, welches Land die Kosten für die Minenräumung tragen muss. Es ist wohl definitiv nicht so, wie oft zu lesen ist, dass die Argentinier die Minen hinter den eigenen Linien gelegt haben, um ihren Soldaten eine Flucht unmöglich zu machen. Aus militärischer Sicht wurden sie in einer Art und Weise gelegt, um den Feind an der Anlandung zu hindern. Immerhin stellten die Argentinier detaillierte Karten über die Minenfelder zur Verfügung, die sehr präzise sind. Es sind nicht viele Minen, die auf den Falklands zu räumen sind. Wie der Chef erzählt, hat er alleine in der libyschen Heimatstadt Gaddafis 250.000 Landminen geräumt.
Wir werden herzlich verabschiedet und es wäre schön, uns vor unserer Weiterfahrt nochmal in der Victory Bar auf ein Bier zu sehen.

Heute ist der 1. Advent. Ein trüber und regnerischer Tag. Wir kaufen Lammkoteletts im WESTSTORE Supermarket und machen uns einen gemütlichen Abend auf der ALOMA.