Tag 27 + 28 Chile – Mexiko

07. – 08.04.2021 7°38’N 93°53’W, 23:13 UTC, 3218 sm, bis zum Ziel 662 sm
Unser erster tropischer Regenguß schüttet sich nachts über uns aus. Die ALOMA ist von einem dichten Regenvorhang eingeschlossen. Der Wind nimmt vom lauen Lüftchen auf 20 kn zu. Die Genua 1 hatten wir mangels Wind eingerollt, das Großsegel stehen lassen. Wäre uns lieber wenn es gerefft wäre, aber bei dem heftigen Regen geht Walter nicht an den Mast. Mit dem Wind werden zwei kleinere Seevögel auf die ALOMA geweht. Einer geht direkt wieder über Bord, ein anderer sitzt flatternd im Cockpit. Fast wäre ich draufgetreten. Wir setzen das verängstigte Vögelchen in eines unserer Schwalbennester (Staufach im Cockpit). Regen weg, Wind weg. Wir motoren wieder und bergen das Großsegel.
Wir schlagen uns mit nervigen umlaufenden und schwachen Winden herum. Kündigt sich mal segelbarer Wind an, die Genua 1 ist gerade ausgerollt und wir denken über das Setzen des Großsegels nach, hat der Wind schon wieder gedreht und ist in die Knie gegangen. Motor an! So soll es erstmal bleiben. Erst am Dienstag ist für kurze Zeit segelbarer Wind angesagt. Bis dahin hat sich die Vorhersage wieder dreimal geändert.
Selbst nach Sonnenuntergang bleiben die Temperaturen im Boot noch für Stunden unerträglich hoch. Schlafen unmöglich. Draußen ist es einigermaßen auszuhalten. Auf der ALOMA hat sich die Wann-sind-wir-endlich-da-Stimmung breit gemacht. Walter sitzt mit seinem Klemmbrett im Cockpit und ermittelt bei welcher Drehzahl wir den optimalen Spritverbrauch haben. Der Äquatoriale Gegenstrom, der zwischen dem Süd- und dem Nordäqatorialstrom liegt, der das Vowärtskommen erschwert und für Abdrift sorgt, muss in die Berechnung mit einfließen. Ist mir alles zu kompliziert. Sieht nicht so ganz schlecht aus, wie er verkündet. Mir fällt es leichter zu berechnen, wie viele Tage noch die 7 Apfelsinen und drei Äpfel reichen.
Heute ist eine Mail über unsere Kurzwelle an die Marina in Acapulco rausgegangen. Wir kündigen unser Kommen an. Mal gespannt ob die Preise dort etwas humaner als im Yachtclub sind. So wie Til uns mitteilt, kassiert der Yachtclub in Acapulco für ein Boot in unserer Größe über 100 US $/Nacht. Ansonsten ist eben ankern angesagt.
Die Sauerei mit der schwarzen Farbe auf Salondach und Frontscheibe haben wir fälschlicherweise einem riesigen Kalmar angehängt. Der Außenborder, am Mastkorb Backbord angebracht, ist der Übeltäter. Es läuft Getriebeöl aus. In Rio de Janeiro wurde derzeit wegen einer Undichtigkeit die Dichtung ausgetauscht. Wundert uns, dass es schon wieder tropft. Wäre ja auch zu schön mal ohne Mängel irgendwo anzukommen.
Unser Vögelchen sitzt immer schwächer werdend im Schwalbennest. Es ist traurig mit anzusehen, aber wir können ihm nicht helfen.
Nach Walters Einschätzung ist ein Ankommen am 16.4. nicht unmöglich. Bis dahin vertreiben wir uns die Zeit mit dösen, essen, Kapitänsgeschichten, dösen, essen, Was-kann-alles-von Bord-Überlegungen, dösen, essen ….