Acapulco – sehen und sterben –

Acapulco/Mexiko – 15718 sm von Stavoren/NL
18. – 22.04.2021

So ist ein Bericht der FAZ betitelt, in dem Acapulco als eine der gefährlichsten Städte der Welt beschrieben wird. Glamour und internationaler Tourismus waren gestern. Seit Jahren wird die Stadt von Drogenkartellen beherrscht und etliche Restaurants und Geschäfte wurden zu Schließungen gezwungen. In der Stadt sind überwiegend mexikanische Touristen unterwegs. Die Küstenstraße, die bis hinauf zu dem 40 m hohen Felsen Quebrada führt, von dem mehrmals täglich junge Männer, die Clavadistas Profesionales, in eine enge Schlucht springen, ist gesäumt von Bildern Prominenter, für die Acapulco einst das Monaco Nordamerikas war.

Das kleine aufgeräumte Zentrum der Stadt mit Kirche, einer schön gepflasterten und bepflanzten Flanierzeile, Straßenmusikern, Feuerschluckern und guten Restaurants lädt zum Verweilen ein. Abseits davon hat die Stadt mit ihren stark renovierungsbedürftigen Häusern einen morbiden Charakter. Militärfahrzeuge mit schwer bewaffneten Soldaten in schusssicheren Westen sind hier präsent.

Nachdem wir drei Tage illegal durch die Stadt gelaufen sind, hat unser Agent Jorge Luis Andrade Torres alle Papiere für unsere Einklarierung beisammen. Er und die Mitarbeiter von Immigration, Zoll und Gesundheitsbehörde kommen in die Marina, um alles zum Abschluss zu bringen. Nachdem Isabella, die Dame von der Immigration, etliche Formulare ausgefüllt hat, bekommen wir von ihr die Einreisestempel in unsere Reisepässe. Wir dürfen 180 Tage in Mexiko bleiben, das Boot 10 Jahre. Eine Mitarbeiterin und zwei Mitarbeiter vom Zoll wollen, mit Maske und Handschuhen ausgestattet, die ALOMA inspizieren. Walter übernimmt die Führung. Der Drogenhund, noch neu im Geschäft, hat Angst über den Steg zu laufen, geschweige auf das Boot zu gehen. Unsere 5 Flaschen Wein und die wenigen Bierdosen in der Bilge werden fotografiert, der Inhalt der Schränke kontrolliert und sich davon überzeugt, dass nicht mehr als 10.000 USD im Tresor liegen. Über die 20 Unterhosen, aufgereiht zum Trocknen auf der Reling, wird geflissentlich hinweggeschaut. Alle sind zufrieden und wir bekommen ein i.O.! Der Mitarbeiter der Gesundheitsbehörde ist anscheinend nur als Dekoration mitgekommen. An den Agenten drücken wir umgerechnet 550 Euro ab. Damit dürfte Acapulco der teuerste „Port of Entry“ in Mexiko sein.

Marina Acapulco

Liegeplatz mit Blick auf die Bucht

Glücklich in Acapulco angekommen zu sein

Nicht die schönste Wasserfront

Marina-Katzen leicht unterernährt

In den darauffolgenden Tagen spazieren wir entlang der Strände, die am Wochenende mit sonnenhungrigen Mexikanern gefüllt sind. Dazwischen Bauchladenverkäufer mit diversen Snacks und Getränken. Weniger schön ist die Anhäufung der Abfälle, die wie wir vermuten nachts verbrannt werden und teils in die Bucht hinaustreiben.​

Einfahrt in die Bucht von Acapulco

Liegt immer auf seinem Stammplatz
gebastelte Einfüllhilfe funktioniert

Eine Tankstelle direkt am Wasser gibt es nur im Yachtclub Acapulco. Dort zu tanken wird uns nicht empfohlen, da zu teuer. Also gehen wir mit drei 20 Liter Kanistern zu einer fußläufig gut erreichbaren Tankstelle. Die Pistole ist für einen der Kanister zu groß. Einen Trichter gibt es nicht. Kurzentschlossen fischt der Tankwart eine Plastikflasche aus dem Mülleimer, reißt sie mit den Zähnen in zwei Hälften und dem Befüllen steht nichts mehr im Wege.

 

 

Stolzer Käferfahrer

Zurück zur Marina möchte ich auf jeden Fall mit einem der weiß-blauen VW Käfer Taxen fahren, die einen Großteil des Taxibetriebs in Acapulco abdecken. Ich stelle mich winkend an die Straße und  nach kurzer Zeit hält schon ein Käfer-Taxi. Die drei Kanister werden neben Walter auf die Rückbank gehievt. Ich darf auf dem Beifahrersitz Platz nehmen. Nachdem sich der kleine mexikanische Taxifahrer eine Sitzerhöhung unter den Hintern geschoben hat, kann es losgehen. Sicherheitsgurte gibt es nicht. Er ist begeistert, als er hört das wir aus Deutschland kommen und schwärmt von seinem Käfer. In jeder Kurve kippt der Beifahrersitz entsprechend mit. Nicht weil es sich um eine Sportausführung handelt, sondern weil die Befestigung zu wünschen übrig lässt. In Deutschland hätte das Auto keine Straßenzulassung mehr bekommen. Hier interessiert es keinen. Wir werden bis in die Marina gefahren. Für ein Abschlussfoto stellt sich unser Fahrer stolz neben seinen Käfer.

Wir werden Acapulco nicht verlassen, bevor wir nicht die Clavadistas Profesionales de la Quebrada haben springen sehen. Am Kassenhäuschen werden T-Shirts, Souvenirs und Snacks verkauft. Eine Treppe, die in die Klippen geschlagen wurde, führt in weiten Bögen hinunter zu einer Aussichtsplattform, dem Absprungfelsen direkt gegenüberliegend. Die ersten Felssprünge datieren aus dem Jahr 1934. Im Licht der untergehenden Sonne bestaunen wir mit einem Gänsehautfeeling wie die jungen Männer von dem 40 m hohen Felsen auf ein 5 m tiefer gelegenes kleines Felsplateau hinabsteigen. Der Felsen von dem sie springen ist nicht senkrecht, sondern hat tückische Vorsprünge. Kräftiges Abstoßen ist angesagt, um sich nicht zu verletzen. Es ist kein Stillwasser, was sich in dem schmalen vier Meter breitem Felsspalt befindet, sondern es brodelt beängstigend. Mit bis zu 90 Stundenkilometern treffen die Springer auf die Wasseroberfläche. Tote und Verletzte gibt es immer wieder. Ein geplatztes Trommelfell ist wohl die Standardverletzung der Klippenspringer. Zum Abschluss springen zwei Clavadistas gleichzeitig aus 40 m Höhe. Schwer beeindruckt fahren wir mit einem Taxi ins Zentrum und lassen es uns in der Pizzaria Mi Piaci schmecken.

Eine Woche Acapulco ist genug! Morgen geht‘s weiter in den 135 sm entfernten Ort Zihuatanejo.